Natur, Geschichte und Kultur

13.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Der Archäologe Dr. Karl-Heinz Rieder führte die Teilnehmer auf der geschichtsträchtigen Wanderung rund um den Speckberg. - Foto: ebg

Nassenfels (ebg) Zu einer Wanderung auf dem geschichtsträchtigen Boden rund um den Speckberg hatte Michael Schweiger vom Bund Naturschutz eingeladen. Die Führung übernahm der Archäologe Dr. Karl-Heinz Rieder.

Gegenüber dem Speckberg, auf der anderen Seite der Schutter, einer Art Terrasse aus Juragestein begannen die etwa 20 Teilnehmer den Speckberg zu erwandern und buchstäblich einzukreisen. Aber zuerst ließen sie sich auf eine Reise durch die Erdgeschichte des Tales mitnehmen.

Bildhaft erzählte der Archäologe Dr. Karl-Heinz Rieder die Entwicklung und Entstehung des Tales und des Speckberges. Von der Jura- und Kreidezeit, vom Tertiär zum Lauf der Urdonau und der Urschutter berichtete er und ließ die Vorstellung des Tales in Urzeiten wach werden. Etwa 15 Meter tiefer war das Tal, mittendrin das erhöhte Juraplateau, der Speckberg.

Von der Westseite kommend machten die Teilnehmer beim ersten Steinbruch Halt. Die Höhlen aus der Jurazeit und die kreidezeitliche Verkarstung, die diese Höhlen mit Quarzsand füllte, kann dort sehr gut besichtigt werden. Dem Geologen Reinhard Streit fielen 1960 Steinwerkzeuge in den Steinbrüchen bei Kartierungsarbeiten auf. Er informierten den Nassenfelser Lehrer Oswald Böhme, der dort im Jahr 1961 einen Faustkeil fand und sich damit an die Fachwelt wandte. Die Entdeckung des Speckberges als erste Freilandstation des Steinzeitmenschen war spektakulär, kannte man bis dahin nur Höhlenfunde des Neandertalers. Die Grabungsarbeiten, die von der Prähistorischen Staatssammlung initiiert und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wurden, dauerten bis ins Jahr 1968. Die Leitung hatte Professor Dr. Hansjürgen Müller-Beck, der Doktorvater von Karl-Heinz Rieder. Aus aller Welt kamen die Grabungsteams, so sensationell war die Entdeckung dieser Jagdstation.

Über Grabungsmethoden referierte nun Dr. Rieder und wie deren Ergebnisse die chronologische Entwicklung der Kulturen sichtbar machen. Steinzeitliche Klingen und Harpuneneinsätze zeigte er den Anwesenden, unter ihnen Ludwig Schießl, der als junger Student damals auch bei den Grabungsarbeiten geholfen hatte. Heute sind die vielen Funde, die man am Speckberg, aber auch in der ganzen Region, so in Ried, Irgertsheim, Wolkertshofen und Gaimersheim machte, in der Willibaldsburg in Eichstätt, in Neuburg, in der Archäologischen Staatssammlung in München oder auch in der Nassenfelser Schule zu besichtigen.

2011 jährt sich die Entdeckung des Speckberges als steinzeitliche Jagdstation zum 50. Mal. Ein Jubiläum, das, so Michael Schweiger und Dr. Rieder, als Anlass für eine gebührende Würdigung des Speckberges als Archäotop, Geotop und Biotop genommen wird.

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