Hochsaison in der Kleiderkammer der Caritas

16.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:34 Uhr

Wie in einem gut sortierten Geschäft: In der Kleiderkammer der Caritas an der Jesuitenstraße kann sich jeder versorgen, der Hilfe braucht. - Foto: Herbert

Ingolstadt (DK) Eine Winterjacke oder wetterfeste Schuhe. Für die meisten ist der Einkauf von Kleidung nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine Selbstverständlichkeit. Doch nicht jeder kann sich neue Wintersachen leisten. Um diese Menschen kümmert sich die Kleiderkammer der Caritas.

"Derzeit kommen jede Woche zwischen zehn und 35 Bürger zu uns, die wir kostenlos mit Kleidung versorgen", erzählt Andrea Westenberger, die bei der Kleiderkammer in der Jesuitenstraße fest angestellt ist. "Diese Menschen haben schlicht nicht das Geld, um sich beispielsweise eine Winterjacke zu kaufen, die doch gerade bei diesen Witterungsverhältnissen unbedingt notwendig ist."

Migranten, Einheimische, junge Leute und Rentner – die Hilfsbedürftigen kommen aus allen sozialen Schichten und decken jede Altersgruppe ab. Doch so unterschiedlich sie auch sein mögen, sie alle wissen weder ein noch aus und wenden sich in ihrer Not an die Kleiderkammer. "Es kommt schon ab und zu vor, dass sich ein Bedürftiger gar nicht richtig durch die Tür traut, weil er sich so geniert", berichtet Christa Gutschera. Die Sozialpädagogin ist bei der Caritas für die allgemeine Sozial- und Lebensberatung zuständig und damit die erste Anlaufstelle für die notleidenden Menschen. Denn nicht jeder Ingolstädter Bürger darf das Angebot nutzen, sondern nur diejenigen, die wirklich Unterstützung benötigen.

Praktische Hilfe

"Die Leute müssen zuerst zu mir kommen, und ich prüfe dann, ob sie bedürftig sind. Wenn das der Fall ist, gebe ich ihnen einen ,Kleiderzettel’, mit dem sie sich in der Kleiderkammer versorgen können", erläutert Gutschera ihre Vorgehensweise.

Von Socken über T-Shirts und Mäntel bis hin zu Schneeanzügen. Grundsätzlich ist die Kleiderkammer gut ausgestattet, doch derzeit kann es vorkommen, dass Westenberger und Gutschera die Bedürftigen auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten müssen. "Wir haben viel zu wenig Wintersachen. Und auch bei Kinderkleidung oder bei Übergrößen ist das Angebot leider sehr knapp", erzählen die beiden Frauen. "Da müssen wir die Menschen manchmal bitten, später wieder zu kommen." Dabei können viele der Hilfesuchenden eigentlich gar nicht warten. "Wir haben zum Beispiel auch Obdachlose oder Haftentlassene, bei denen es wirklich pressiert", sagt Gutschera.

Um gerade in solch dringenden Fällen nicht mit leeren Händen dazustehen, ist die Kleiderkammer auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. "Wir brauchen ganz dringend noch mehr Winterkleidung", betonen die Frauen, denen das Projekt Kleiderkammer sehr am Herzen liegt. "Deshalb würden wir uns sehr freuen, wenn sich noch mehr hilfsbereite Ingolstädter finden würden, die uns Sachen zur Verfügung stellen." Doch es ist nicht nur der materielle Aspekt, mit dem die Kleiderkammer überzeugt. "Natürlich sind wir ein Stück weit auch Seelsorger" erzählen Gutschera und Westenberger.

Herzlicher Dank

"Viele Bedürftige schütten uns ihr Herz aus, und wir versuchen, ihnen dann über die Kleiderkammer hinaus Hilfsmöglichkeiten aufzuzeigen. Manchmal wissen die Leute ja gar nicht, was für Maßnahmen es da überhaupt gibt."

Dass dieses Konzept der ganzheitlichen Unterstützung aufgeht, spüren die beiden Frauen jeden Tag. Auch wenn manche der Bedürftigen sich schämen, auf Hilfe angewiesen zu sein, sind sie dankbar für das Angebot der Kleiderkammer – und zeigen das auch.

"Das erfüllt mich jedes Mal mit Freude, wenn die Leute das Zimmer mit einem lachenden Gesicht verlassen", berichtet Westenberger, die sich persönlich um die Kleiderausgabe kümmert. "Das ist ja ein Stück praktische Hilfe und mit jedem Kleidungsstück das ich weitergebe, habe ich das Gefühl etwas Gutes getan zu haben."

Aber es ist nicht nur die Ausgabe der Kleidung, mit der die Frauen beschäftigt sind. Die eingehenden Kleiderspenden müssen nach ihrem Zustand sortiert und bei Bedarf auch mal geflickt werden. Doch gerade für Tätigkeiten wie das Annähen abgefallener Knöpfe oder für das Bügeln der Kleidung fehlt einfach die Zeit.

Deshalb benötigt die Kleiderkammer dringend ehrenamtliche Helfer. "Wir würden gerne mehr leisten, doch ohne Unterstützung ist das leider nicht zu schaffen", erzählt Westenberger. "Deshalb sind wir für jeden Bürger dankbar, der bereit ist, sich ehrenamtlich in der Kleiderkammer zu engagieren und damit etwas Gutes zu tun."

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