Wolnzach

Kräftige Kampfreden

07.01.2010 | Stand 03.12.2020, 4:21 Uhr

Wolnzach (pat) Rockige Klänge des Duos "Trapp & Appel", zünftiger Leberkäs, süffiges Bier und gute Gespräche: Das Dreikönigstreffen der Wolnzacher SPD füllte den Feststadel bis auf den letzten Platz – und es hielt kräftige Kampfreden parat.

Das Motto stand für hitzige Gemüter: "Wolnzach – Perle der Hallertau oder sinkender Stern im Landkreis" Provokant gefragt. Im Grunde waren Diskussionen vorprogrammiert. Alleine: Geführt wurden sie nicht. So lederte der SPD-Kreisvorsitzende Markus Käser munter drauflos, ehe die Ortsvorsitzende Sonja Gaul nachlegte und vor allem Bürgermeister Jens Machold und die CSU ins Visier nahm. Die "Verteidigung" übernahm der CSU-Kreisvorsitzende Karl Straub, der nicht der einzige Gast aus anderen Fraktionen war. Neben den Christsozialen bestückten auch etliche Freie Wähler die Tische.

"Wolnzach und Willkür" titelte Käser sein Impulsreferat. Ein externer Blick könne nie schaden, eröffnete er seine Ausführungen, in denen er die Wolnzacher Errungenschaften und den ganz eigenen "Nationalstolz" der Hopfenmetropole rühmte, dann aber schnell auf die Kehrseite der Medaille zu sprechen kam. "Heute sieht das alles ein wenig anders aus", schnitt er die Finanzaffäre allerdings nur am Rande an und konzentrierte sein Dauerfeuer – wie anschließend auch Sonja Gaul – auf den derzeitigen Bürgermeister Jens Machold.

"Wir reden hier nicht von einer Person, sondern vom gesamten Cocktail", so Käser, der die derzeitige Stagnation der CSU-Führung zuschrieb, von "vordemokratischen Verhältnissen" und einem "Selbstbedienungsladen" sprach. Die Wolnzacher seien es nach ihrer langen Ära unter einem Alleinherrscher nicht mehr gewöhnt, mitdenken zu müssen, hätten sich vom süßen Geschmack des kurzfristigen Erfolges blenden lassen und seien jetzt in eine Phase der Ideenlosigkeit eingetreten. "Es braucht einen, der hier aufsteht und die Dinge vernünftig regelt", schlug Käser abschließend die Brücke zum neuen SPD-Slogan "Mehr Wolnzach wagen".

In eine ähnliche Kerbe schlug Sonja Gaul, die Wolnzach "keineswegs als mittellos" bezeichnete und neue Ideen und Wege in die Zukunft forderte: mehr Krippen- und Hortplätze, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrsnetzes, den Neubau einer Kläranlage, Rufbusse und einen umfangreichen Finanzplan, da es "im Grunde genommen finanziell gar nicht so schlecht" aussehen würde. Vor allem prangerte sie die Tatsache an, dass seit den Kommunalwahlen keine Bürgerversammlungen durchgeführt wurden. "Sie stehen den Bürgern zu, aber wir hören nur Hinhalteparolen und werden vertröstet", forderte sie Bürgermeister Machold zum Handeln auf.

Eine Diskussion ergab sich im Anschluss trotzdem nicht. Lediglich Karl Straub trat ans Rednerpult und nannte einige Fakten. Ein Beispiel: Die Pro-Kopf-Verschuldung Wolnzachs liege nicht wie von Gaul erwähnt im bayerischen Mittel (500 Euro), sondern mit 1800 Euro (die Zusatzgesellschaften eingerechnet) weit darüber.

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