Ingolstadt

Wiener Schmäh aus Ingolstadt

18.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Schreibtischlampe und Buch: Mehr brauchte Horst Bork bei der Lesung am Mittwoch nicht, um das Publikum zu unterhalten. - Foto: Persy

Ingolstadt (DK) Das Leben eines Popstars ist vor allem deshalb interessant, weil man so wenig davon mitbekommt. Die Stars leben abgeschirmt von der Öffentlichkeit, machen mehr oder weniger oft durch Eskapaden von sich reden und sind nur auf Konzerten kurz sichtbar. Kein Wunder also, dass die Leute sich dafür interessieren, wenn einer aus dem Umfeld eines Stars berichtet, wie es dort wirklich zugeht.

Die Wahrheit über Falco

Horst Bork ist so einer, der berichten kann. Als ehemaliger Manager und Freund des österreichischen Popstars Falco erlebte er dessen Erfolge ebenso wie private Rückschläge und Alkoholprobleme. Über seine Erlebnisse mit dem Musiker hat Bork ein Buch geschrieben: "Falco – die Wahrheit. Wie es wirklich war." Damit war er am Mittwoch in der DONAUKURIER-Reihe LeseLust zu Gast.

Rund 100 Zuhörer – die meisten hatten Falcos Erfolg in den 80er Jahren wohl selbst miterlebt – waren ins DK-Forum an der Stauffenbergstraße gekommen, um sich von Horst Bork Geschichten über Falco vorlesen zu lassen. Für den Autor, der im Licht einer Schreibtischlampe auf der Bühne saß, war es kein leichtes Programm: Seine angeschlagene Stimme wurde im Verlauf der eineinhalbstündigen Veranstaltung immer rauer, bis sie beim Schlusskapitel um Falcos Unfalltod fast ganz versagte.

Zuerst sprach Horst Bork ein paar Sätze über sich: gebürtiger Ingolstädter, ehemaliger DONAUKURIER-Volontär und – "ich trau’s mich fast nicht zu sagen" – Banker. Er begann damit, wie er Falco 1981 nach einem Auftritt mit der Band Drahdiwaberl in einem Wiener Club kennenlernte und der Künstler drei Monate später in Borks Büro in Hamburg auftauchte, um seinen ersten Hit zu präsentieren: den "Kommissar". Die Anekdote, wie der spätere Weltstar in Horst Borks Vorzimmer Mozartkugeln verteilte, brachte das Publikum zum ersten Mal zum Lachen. Während des ganzen Abends waren es solche Szenen, bei denen es dem Autor am besten gelang, Falco den Zuhörern nahezubringen. Wenn er Falco zitierte, fiel der Ingolstädter selbst in leichten Wiener Dialekt. Zitate wie "Bist jetzt deppert worn? Was soll i bei die Kasroller" (Bork hatte Falco holländische Produzenten empfohlen) lösten im Publikum großes Gelächter aus.

Andere Auszüge waren weniger gut gewählt, enthielten zu viel vom Musikgeschäft und zu wenig von Falco. Zumeist pickte Bork aber geschickt die interessantesten Geschichten heraus, bei denen jeder folgen konnte, auch wenn er Falco wenig kannte und das Buch nicht gelesen hatte: die erste Begegnung, die Aufregung um das Lied "Jeanny", die Geburt von Falcos vermeintlicher Tochter Katharina Bianca, die Japan-Tour samt Wurst- und Drogenschmuggel in Lautsprecherboxen und teuren Ausrastern im Hotel. Besonders lustig fanden die Zuhörer die Episode von Falco und Diana Ross im Flugzeug: Die Popdiva machte mit ihrer Hysterie Passagiere und Crew halb wahnsinnig, bis Falco sich irgendwann bemüßigt fühlte aufzustehen, Diana Ross an den Schultern zu fassen und zu sagen: "Wenn Sie sich jetzt nicht hinsetzen und Ruhe geben, kaufe ich nie wieder eine Platte von Ihnen."

Bewegender Schluss

Den Schluss der Lesung bildete das letzte Kapitel des Buches: Horst Borks Erinnerungen an Falco bei dessen Begräbnis am 14. Februar 1998.

Nach der Veranstaltung bildete sich eine lange Schlange von Menschen, die sich ihr Buch vom Autor signieren lassen wollten. Im Hintergrund lief leise Falco-Musik. Eine Besucherin sagte begeistert: "Der Schluss war richtig bewegend. Es ist einfach was anderes, wenn der Autor selbst liest."

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/wiener-schmaeh-aus-ingolstadt-5379751
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