Geisenfeld

Wenn dem Nachbarn Gänse und Hühner stinken

06.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:08 Uhr

Geisenfeld (kog) Kleinvieh macht auch Mist, heißt es. Aber nicht nur das. Gänse, Hühner oder Tauben machen mitunter auch Lärm und sorgen für ein "gschmackiges Düfterl". In welchem Umfang muss nun jemand in einer Wohnsiedlung eines Dorfes solcherlei Tierhaltung seines Nachbarn dulden?

Mit dieser Frage hatte sich der Bauausschuss in seiner jüngsten Sitzung auf den Antrag eines Ilmendorfer Paares hin zu befassen. Man sei vor gut drei Jahren nach Ilmendorf zugezogen und würde sich hier eigentlich sehr wohl fühlen, heißt es in dem Schreiben des Ehepaares an die Stadt – wenn da nicht die "extreme Lärm- und Geruchsbelästigung durch eine intensive Tierhaltung auf dem Nachbargrundstück" wäre. Auf besagtem Grundstück gebe es eine Vielzahl von Gänsen, Hühnern und Tauben sowie eine Jagdhund, "der manchmal Nächte lang jault". Die Hauptbelästigung komme jedoch von den Gänsen und deren schrillen Schreien. "Auch bei geschlossenen Fenstern weckt uns dieser Lärm auf, und an ein Schlafen bei offenen Fenstern im Sommer ist nicht zu denken."

Ein weiterer Punkt sei der Gestank, der sehr oft herüberziehe und einem das Sitzen im Freien vermiese – zumal sich durch das Kleinvieh zusätzlich auch große Mückenschwärme bildeten.

"Wir sind mit den Nerven am Ende", heißt es in dem Schreiben abschließend. Wenn es von Seiten der Stadt keine Möglichkeit gebe, diese Kleinviehhaltung zu unterbinden, werde man deshalb Anzeige erstatten. Solche Zustände müssten doch wohl in einem reinen Wohngebiet nicht hingenommen werden.

Um sich vor Ort ein Bild zu machen und um auch mal mit der "Gegenseite" zu reden, fuhr der Bauausschuss vor der Sitzung zu einem Ortstermin nach Ilmendorf, wo man dann auch prompt auf den kritisierten Kleitierhalter traf. Dieser ließ wissen, er habe derzeit zwei Gänse, und jeweils etwa ein Dutzend Tauben und Hühner, und er verstehe die ganze Aufregung gar nicht. Wie der Name des Ortes schon aussage, sei man in einem Dorf, und da würden halt auch Tiere gehalten, die man dann auch mal hören könne.

Zurück in Geisenfeld, in der anschließenden Sitzung, schloss sich das Gremium dieser Argumentation an. Wie Hans Kuffer (UL) erklärte, sei das fragliche Grundstück zwar "vom Optischen her nicht übermäßig toll", aber die Kleintierhaltung sei nicht so intensiv, dass aus seiner Sicht hier Handlungsbedarf bestehe.

"Man ist hier halt nun mal in einem Dorf", ergänzte Bürgermeister Christian Staudter, und wenn hier ein landwirtschaftlicher Betrieb nebendran wäre, dann wären die Emissionen wohl noch gravierender. Mit entscheidend, so Staudter, sei für ihn aber auch die Frage, "wer zuerst da war", und dies sei im konkreten Fall nun mal der Kleintierhalter. "Wenn ich also hierher ziehe und mir die Nachbarschaft anschaue, dann muss ich mir halt überlegen, ob ich damit leben kann oder nicht." Die anderen Ratsmitglieder sahen es genauso, so dass der Antrag des Paares einstimmig abgelehnt wurde.

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