Kleinhohenried

Flurbereinigung spart Geld

06.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Für die Wisentherde am Haus im Moos genutzt werden sollen Flächen des Landkreises und des Donaumooszweckverbandes, die im Rahmen der Flurerneuerung Pobenhausen II zusammengelegt wurden. - Foto: Hammerl

Kleinhohenried (ahl) Über Chancen und Möglichkeiten der Flurneuordnung informierten gleich drei Referenten im Haus im Moos.

Knapp 40 Interessierte hatten den Weg in den Galeriesaal der Umweltbildungsstätte gefunden, darunter etliche Bürgermeister der Landkreisgemeinden wie auch zahlreiche Landwirte. Früher war das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Schwaben in Krumbach für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen – wie auch für Eichstätt und Ingolstadt – zuständig gewesen. Im März 2009 hat sich das geändert – seitdem gehört der Landkreis auch flurbereinigungstechnisch zu Oberbayern.

Zuständig ist nun das ALE Oberbayern in München. Dessen Vertreter Hans Hiebl eröffnete den Vortragsreigen und erläuterte Grundsätzliches zu den verschiedenen Flurbereinigungsverfahren, vom Regelverfahren über freiwilligen Landtausch bis zum beschleunigten Verfahren. Als Besonderheit nannte er die Unternehmensflurbereinigung, wie sie in Riedensheim für das Wasserwirtschaftsamt stattfinde. Hiebl betonte, Flurbereinigung werde stets im Dialog mit den Bürgern geplant und keineswegs von Experten übergestülpt. Bürgerbeteiligung werde schon früh im Verfahren groß geschrieben. Sollte sich in ersten Gesprächen heraus kristallisieren, dass die Eigentümer nicht hinter der Sache stünden, dann werde das ALE erst gar nicht tätig.

Nicht zum Notar

Eine kostensparende Möglichkeit bietet der freiwillige Landtausch. "Wenn Sie mit dem Nachbarn Land tauschen wollen, dann gehen Sie nicht zum Notar, sondern kommen Sie zu uns.” Denn beim ALE sind die Kosten deutlich günstiger, da der freiwillige Landtausch bezuschusst wird.

Ausführlich ging Hiebl auf die Dorferneuerung ein, die für Gemeinde(teile) mit bis zu 2000 Einwohnern in Frage kommt. Die Dorferneuerung ist für ländlich strukturierte, insbesondere strukturschwache Gebiete gedacht, oder dann, wenn in der Landwirtschaft starker Strukturwandel stattfindet, mehr Menschen ab- als zuwandern oder das Gebiet von überörtlichen Großbaumaßnahmen betroffen ist. Als zeitlichen Rahmen nannte Hiebl etwa zwei bis drei Jahre von der Antragstellung bis zum Beginn, dann eine rund ein- bis zweijährige Startphase, in der die Arbeitskreise in den Schulen für Dorferneuerung in Plankstetten, Thierhaupten und Klosterlangheim aufgebaut würden. Für die Umsetzung müsse dann allerdings mit etwa zehn Jahren gerechnet werden.

Hiebls schwäbischer Kollege, Georg Baur, stellte das laufende Projekt Pobenhausen II vor, das sich über drei Gemarkungen erstreckt – Flurbereinigung mache also nicht vor Gemarkungsgrenzen Halt. Rund 140 Eigentümer, die 800 Flurstücke mit durchschnittlicher Größe von 0,5 Hektar besaßen, waren beteiligt, die Flächenzersplitterung konnte deutlich (4:1) verringert werden. Die verstreut liegenden Flächen von Landkreis und Donaumooszweckverband wurden zusammengelegt, rund 900 000 Euro in den Wegebau investiert. Da Hochwasser- und Moorkörperschutz, Arten- und Biotopschutz im Vordergrund standen, das Gebiet zudem von starkem Strukturwandel in der Landwirtschaft betroffen ist, gab es einen fast 90-prozentigen Zuschuss.

Wie sich der übliche Zuschuss von 75 auf 90 Prozent steigern lasse, wollte Michael Hafner wissen. Darauf antwortete Alois Krausenböck vom ALE Krumbach, zehn Prozent gebe es mehr, wenn ökologische Ziele verfolgt werden. Sein Tipp: "Man muss frühzeitig miteinander reden und die Anträge stellen." Grund genug für einen Appell von Willi Riß an den Nachfolger in München: "Herr Hiebl, Sie sehen, Krumbach hat hier riesige Spuren hinterlassen, Sie müssen sich anstrengen, Sie werden hier an 89,6 Prozent gemessen".

Kosten werden verringert

Josef Hofgärtner, stellvertretender Kreisobmann des Bauernverbandes, berichtete von der Mobilmachung der Landwirte gegen das Erosionsschutzkataster und wollte wissen, ob es sich negativ auf den freiwilligen Landtausch auswirke, "wenn Flächen mit dem Kataster behaftet sind".

Erfahrungen mit dem Erosionsschutzkataster hatten weder die Münchner noch die Krumbacher, aber Krausenböck sieht als mitbetroffener Landwirt das Ganze gelassener, auch wenn er einräumte, das Kataster sei "abenteuerlich festgesetzt worden”.

Albert Meister von der BBV-Landsiedlung stellte freiwilligen Nutzungstausch – hier bleiben Eigentumsverhältnisse bestehen, es geht lediglich um langfristige Pachtverträge von mindestens zehn Jahren –, freiwilligen Landtausch und die beschleunigte Zusammenlegung vor und listete die Vorteile der Flurbereinigung auf. Nicht nur Wege und Grundstücke werden verbessert, Nutzungskonflikte beseitigt, günstigere Besitzverhältnisse geschaffen, sondern auch handfeste finanzielle Vorteile schlagen zu Buche. Im Durchschnitt, so Meister, sparten sich Landwirte Arbeitszeit, Maschinenzeiten, Randstreifen und schwierige Bestandsführung, was rund 180 bis 200 Euro pro Jahr ausmache.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/flurbereinigung-spart-geld-5354620
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