Eichstätt

Bergauf zu Ehren der Mutter Gottes

09.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:02 Uhr

Der Trachtlernachwuchs beim Gottesdienst vor der Frauenbergkapelle. Dompfarrer Franz Mattes band die Jüngsten in die Messe mit ein und ließ sie auch zu Wort kommen.

Eichstätt (EK) Ein langer Zug setzte sich Sonntagfrüh in Bewegung. Von der Eichstätter Sebastiangasse aus pilgerten rund 550 Trachtler aus dem Donaugau-Trachtenverband den Frauenberg hinauf zur Frauenbergkapelle. Bereits zum 47. Mal feierte der Verband seine alljährliche Trachtenwallfahrt.

Bis zu 100 Kilometer im Auto legten zahlreiche Trachtler zurück auf dem Weg nach Eichstätt. Der Donaugau-Trachtenverband reicht schließlich von Pfaffenhofen bis Kelheim und von Thierhaupten bis Berching. 32 Vereine haben sich 1925 zusammengeschlossen, um das Brauchtum lebendig zu halten und alte Volkstrachten zu pflegen. Dass dies auch im 21. Jahrhundert noch funktioniert, bewies die diesjährige Wallfahrt. Vom gerade wenige Monate alten Baby im Kinderwagen bis hin zum gestandenen Mannsbild mit Gehstock machten sich Mitglieder von knapp 30 Heimat- und Trachtenvereinen auf den Weg zum Frauenberg.

Angeführt von zwei Fahnen und einem Kreuz, das der 19-jährige Sebastian Held aus Gungolding trug, zogen die Trachtler singend und betend zur Frauenbergkapelle. Mesner Wieland Graf hatte einen Altar vor dem kleinen Gotteshaus aufgebaut. Die Wallfahrtskerze wurde davor positioniert, rechts stellte sich die Blaskapelle Kolpingia Gerolfing auf und dahinter nahmen die Fahnenträger Aufstellung.

Unter ihnen: Franz Rechner von D’Lechtalern aus Thierhaupten. "Die hat schon ordentlich Gewicht", bekannte er mit Blick auf die gut 60 Jahre alte Fahne, doch "Platteln und der Volkstanz" geben ihm genügend Kondition, um sie knapp anderthalb Stunden zu tragen und zu halten. Mit dabei waren auch viele Kinder, die direkt vor dem Altar Platz fanden.

Dompfarrer Franz Mattes ging zu Beginn seiner Predigt offen auf den Trachtler-Nachwuchs zu, band die Mädels und Buben mit ein, wollte wissen, wer "am Muttertag schon der Mama ein Bussi gegeben hat", und wie Jesus und seine Jünger die letzten Stunden vor Jesus Tod verbrachten. Mattes lobte die Kinder und zeigte sich erfreut, dass "wir an diesem himmlischen Fleckchen Erde zusammen gekommen sind". Mattes zeigte, dass im Glauben gelebtes Brauchtum einen Platz hat, auch in der Sprache.

Die Wallfahrt wird gefeiert zu Ehren der Mutter Gottes, der Patrona Bavariae, der Patronin Bayerns. Marienlieder und das "Gegrüßet seist Du, Maria"-Gebet durften da nicht fehlen.

Ziemlich erschöpft verfolgte eine Pilgergruppe den Gottesdienst. Sie trug zwar Tracht, aber nicht die dazu passenden Schuhe. Neben den Wanderschuhen waren es auch die großen Rucksäcke, die nicht ganz ins Bild passten. "Wir sind eine Gruppe aus Raitbach bei Pfaffenhofen, und zum fünften Mal mit dabei", erklärte Stephanie Gschlößl später im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER. Am Samstag bereits waren die 17 Pilger aufgebrochen, um zu Fuß nach Eichstätt zu wandern.

Kurz vor der eigentlichen Wallfahrt trafen sie dann auf ihre Kollegen der Ilmtaler Pfaffenhofen, die mit dem Auto angereist waren. "Mir hat der Zusammenhalt gefallen, und so einen Weg schafft man nur gemeinsam", fasste Gschlößl die gut 65 Kilometer lange Tour zusammen. In Nassenfels hatten die frommen Wanderer tags zuvor Station gemacht, um zu duschen, die Waden einzureiben und sich für die letzte Etappe ein wenig auszuschlafen. Nach der Prozession und dem Gottesdienst endete die Wallfahrt mit dem Totengedenken am Ehrenmal am Fuße der Frauenbergkapelle, und zu guter Letzt kehrten noch etliche Trachtler ins Trachtenheim ein.

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