Pfaffenhofen

Neue Erkenntnisse zur Stadtgeschichte

18.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:00 Uhr

Musketenkugeln und Uniformknöpfe vom Schlachtfeld am Froschbach sind bei der Ausstellung zu sehen.

Pfaffenhofen (kx) Vor 265 Jahren tobte entlang des Gerolsbaches zwischen Pfaffenhofen und Vieth ein Kampf, dem geschätzten 3200 Menschen zum Opfer fielen. Die Ausstellung "Gründonnerstag 1745" im Haus der Begegnung erinnert die Schlacht bei Pfaffenhofen.

Der Pfaffenhofener Journalist, Hobby-Historiker und Autor Frieder Leipold hatte in den letzten Monaten in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Bayerische Geschichte, dem Stadtarchiv Pfaffenhofen und dem renommierten Militärhistoriker Marcus Junkelmann die historischen Quellen durchforstet und die Ausstellung vorbereitet. Und ausgerechnet am 15. April, dem 265. Jahrestag der Schlacht bei Pfaffenhofen, stießen die Historiker auf neue Erkenntnisse wonach die Schlacht anders verlief, als bisher angenommen.

 
Berichte von Gefechten bei Euernbach und Strobenried beruhen laut Leipold vermutlich auf einem Überlieferungsfehler. Stattdessen verlief das Kampfgeschehen allem Anschein nach von Pfaffenhofen nach Westen nur bis zum Froschbach beim Weiler Gneisdorf/Vogelried und von dort nach Norden, in Richtung Tegernbach-Weichenried.

Funde am Schlachtfeld

Bei der Ausstellung "Gründonnerstag 1745" ab 15 Mai in der Städtischen Galerie im Haus der Begegnung können als jüngste Exponate einige Musketenkugeln und Uniformknöpfe gezeigt werden, die erst vor drei Wochen auf dem Schlachtfeld gefunden wurden.

Als besondere Hilfe erwies sich für Frieder Leipold bei der Vorbereitung der Ausstellung die begleitende Beratung durch den Militärhistoriker Marcus Junkelmann, der im Jahr 2004 bereits die Ausstellung zur Schlacht bei Höchstädt mitorganisiert hatte. Um Erkenntnisse zum damaligen Soldatenleben zu bekommen, war Junkelmann mit einer Gruppe in rekonstruierten Uniformen und Ausrüstungen zum Schlachtfeld an der Donau marschiert.

Für den Historiker ist bei derlei Untersuchungen der persönliche Augenschein eines Geländes unverzichtbar. In den vergangenen Wochen nahm Ludwig Pfleghart, einer der "Soldaten" aus Junkelmanns Trupp von 2004, auch das Schlachtfeld von Pfaffenhofen unter die Lupe und versuchte dabei, die historischen Ereignisse nachzuvollziehen. Im Österreichischen Erbfolgekrieg stritt sich damals der bayerische Churfürst mit der österreichischen Königin Maria Theresia um die Kaiserkrone. In der Karwoche 1745 hatten sich französische und Pfälzer Truppen, die beide mit den Bayern verbündet waren, bei Pfaffenhofen getroffen. Am Morgen des 15. April, dem Gründonnerstag, begannen diese Einheiten ihren Rückzug Richtung Aichach, da man einen Angriff der Österreicher befürchtete.

Als sich die Alliierten bereits im Abmarsch befanden, griffen vom Kuglhof her österreichische Dragoner die Stadt an und trieben die verbliebenen Franzosen durch die Münchner Vorstadt hinter die schützenden Stadtmauern. Schnell war jedoch auch das Münchner Tor (heute Weilheimer Klamm) eingeschlagen und am Hauptplatz entbrannte ein erbitterter Straßenkampf. Der Friedhof, der damals noch direkt an der Stadtpfarrkirche lag, bot französischen Kanonen Deckung, bis sie schließlich der Übermacht weichen mussten. Pfaffenhofen befand sich nun in der Hand der Feinde und wurde geplündert.

Die weitere Schlacht verlief in mehreren Rückzugsgefechten entlang des Gerolsbachs, bis es bei Mitterscheyern zu einem Haupttreffen kam. Der genaue Verlauf der Schlacht lag bisher im Dunkeln, da sich militärhistorische Schriften vor allem auf die einseitigen österreichischen Quellen stützten.

Flucht nach Tegernbach

Nach den jetzt vorliegenden Erkenntnissen bemühten sich die Franzosen entlang des Gerolsbachs ihren Rückzug zu decken, während die Österreicher versuchten, sie zu überflügeln. Zwischen Niederscheyern und dem Froschbach kam es immer wieder zu Gefechten, in denen die Franzosen in Bedrängnis gerieten. "Aus Furcht, von ihrem eigentlichen Ziel Aichach abgeschnitten zu werden, schwenkte das Heer schon bei Froschbach, und nicht wie früher angenommen erst bei Euernbach nach Norden ab und floh über Menzenbach, Göbelsbach, Tegernbach und Lindach zur Paar, die sie am Abend des 15. April 1745 gegen 18 Uhr bei Weichenried überquerten", sagt Frieder Leipold.

Die Ausstellung "Gründonnerstag 1945" ist bis 13. Juni in der Städtischen Galerie im Haus der Begegnung zu sehen. Öffnungszeiten: An Wochenenden und Feiertagen von 10 bis 16 Uhr, an Werktagen Führung um 15 Uhr. Weitere Termine nach Absprache: E-Mail andreas.sauer@stadt-pfaffenhofen.de oder Telefon (0 84 43) 91 91 55.

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