Eichstätt

Herzhaftes Lachen und zupackende Art

27.05.2010 | Stand 03.12.2020, 3:59 Uhr

"Audiam quid loquatur Dominus Deus" ("Hören will ich, was Gott redet"): Dieses Leitwort hatte sich Äbtissin Mutter Franziska auch bei ihren ersten Worten im neuen Amt gegeben.? Archiv:: EK

Eichstätt (EK) Wer an das Kloster der Benediktinerinnen von St. Walburg in Eichstätt denkt, dem kommen Begriffe wie Klausur, Stille, Beschaulichkeit in den Sinn. Doch wer mit Äbtissin Mutter Franziska verabredet ist und vor dem Besucherzimmer gleich neben der Pforte auf sie wartet, wird überrascht sein.

Noch ist die kleine, aus dem Württembergischen stammende und seit 1985 als Äbtissin für den Konvent Verantwortung tragende Frau nicht zu sehen, so schallt schon ein Lachen durch den langen Flur, der die Klausur von der Öffentlichkeit trennt.

Mutter Franziska Kloos hat ein Lachen, das umso herzhafter ist, je länger sie den Besucher kennt, umso tiefer aus dem Herzen daherkommt, je eindringlicher das Thema ist, das besprochen werden soll. Und das aber schnell beendet wird, wenn es um die Sache, um das Eingemachte geht.

Mit diesem Lachen und der ihr eigenen zupackenden und entschlossenen Art bewältigt die heute 68-Jährige, die am 16. Februar 1985 vom Konvent als Nachfolgerin von Äbtissin Augustina Weihermüller gewählt wurde und am Samstag vor einem Vierteljahrhundert den Stab der Äbtissin übernommen hat.

Mutter Franziska hat – und das ist ihr auch bewusst, selbst wenn sie es nicht zugeben würde – bislang dafür Sorge getragen, dass diese 750 Jahre alte Abtei, die alle Stürme der Zeit seit den furchtbaren Zerstörungen während des Dreißigjährigen Krieges überstanden hat, auch in der heute säkularisierten Gegenwart Bestand haben wird.

Die zahlreichen Umbauten und Renovierungen am Kloster selbst, das Herrichten der Marienhäuser zu einem Gästehaus, der Bau des neuen Kindergartens, der Rückkauf der gesamten Klosteranlage und jüngst die Inbetriebnahme eines Hackschnitzelheizwerks geben Zeugnis einer Neufundamentierung des Klosters, die die die Abtei mit Tatkraft, Klugheit und Weitsicht wetterfest für die nächsten Jahrzehnte machen. Dabei hat Äbtissin Kloos in ihrer "weltoffenen Art" immer auch "die Stadt und deren Wohlergehen im Blick gehabt", wie es Eichstätts Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer ausdrückt.

Die am 24. August 1941 als viertes von sechs Kindern einer Allgäuer Bauernfamilie im württembergischen Leutkirch Geborene war nach ihrem Eintritt als Lehrerin an der Volksschule St. Walburg tätig. Schule und Kindergarten sind ihr nach wie vor wichtige und entscheidende Einrichtungen, die zu einem Kloster wie das der Eichstätter Benediktinerinnen dazugehören.

Als Lehrerin in der Schule war es ihre Fähigkeit, die Kinder zu begeistern, ihnen die Freude am Lernen zu vermitteln und gleichzeitig die Fähigkeiten und Talente der Kinder zu wecken und zu entfalten. "Ihr Erziehungsprinzip war die Ermutigung – und dieses Prinzip hat sie dann auch als Äbtissin den ihr anvertrauten Schwestern gegenüber beibehalten", sagt Priorin Schwester Fides Nossek, die lange Zeit an der Seite von Schwester Franziska in der Schule tätig war.

"Hören will ich, was Gott redet", lautet ihr eigener Wahlspruch, den sie sich für ihre Wahl vor 25 Jahren ausgesucht hatte. "Hören auf das eigene Gewissen, auf jede einzelne Schwester und auf die Stimmen der Zeit", wie sie selbst es formuliert. Und Äbtissin Mutter Franziska hat sich von Anfang an und ohne Zögern den gesellschaftlichen und spirituellen Herausforderungen der Gegenwart und der Situation des Konvents gestellt. Sie hat sich, wie es Schwester Maria Magdalena Zunker beschreibt, um eine Öffnung des Klosters bemüht und – als sichtbares Zeichen dafür – den gesamten Pfortenbereich grundlegend umgestaltet.

Mit dieser Öffnung und dem Hören auf die Stimmen der Zeit will die tatkräftige und kluge Frau auch wieder monastische Berufungen erreichen. "Unser Tun bedeutet auch, ein überzeugtes Glaubensleben vorzuleben, damit Menschen sehen: Da ist Glaube da", sagt sie. "Jede Führung hier in St. Walburg bietet die große Chance, den Glauben weiter zu geben und die Liebe zu einer Gestalt, die den Glauben überzeugend gelebt hat."

Wer hinter diesen Bestrebungen allerdings den so genannten Zeitgeist erwartet, wird sich getäuscht sehen. Die Regel des heiligen Benedikt werde "radikal" befolgt werden, ließ Äbtissin Mutter Franziska gleich nach ihrer Wahl wissen. Und auch 25 Jahre später zeigt sie ihr "entschlossenes Herz und einen standhaften Geist", wie eine ihrer Vorgängerinnen und – wie sie selbst auch sagt – Vorbilder Michaela Morasch (1799 – 1826) ihr damaliges Handeln beschreibt.

Immer wieder stellt Mutter Franziska, wenn sie nach einem Bild, das für ihre Vorgängerinnen und das Kloster St. Walburg exemplarisch Aussagen trifft, gefragt wird, das von Joachim Sandrart geschaffene Hochaltargemälde in der Pfarr- und Klosterkirche St. Walburg vor: Äbtissin Walburga zwischen Himmel und Erde, den Blick ganz Gott zugewandt, die rechte Hand zugleich den Menschen entgegen streckend. Diese Geste symbolisiere, "dass ihre Gottesliebe und ihr starker Glaube in eine aus mütterlichem Herzen kommende Nächstenliebe übergehen". Das gilt auch für Äbtissin Mutter Franziska: starker Glaube und mütterliches Herz.

"Wenn du etwas Gutes beginnst, bestimme ihn (gemeint ist Gott, Anm.d.Red.) beharrlich im Gebet, er möge es vollenden" – heißt es im Prolog der Ordensregeln des heiligen Benedikt von Nursia. Nach dieser Regel leben die Frauen des Klosters St. Walburg seit Jahrhunderten. Mit der Beharrlichkeit einer Äbtissin Mutter Franziska, ihrem "Charisma der geistlichen Mütterlichkeit" (Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke), ihrer zupackenden kraftvollen Art, ihrer Klugheit wird dies auch weiterhin gut gelingen.

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