Ingolstadt

Feuer, Rauch und Regen

23.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:50 Uhr

Katharina die Gestrenge (rechts) zwirbelt Wolle an der Handspindel. Sabine beschäftigt sich lieber mit dem Schaukampf. - Foto: Lodermeyer

Ingolstadt (DK) Der Rauch wabert über den Platz an der Schlosslände, die schwüle Luft drückt auf die Zelte, der Regen prasselt auf das Lager. Die Gruppe Spundloch Haufen aus Ingolstadt sucht Schutz unter einem gespannten Leinentuch. Doch die Nässe lässt die Mittelalterfreunde kalt. "Der Regen macht uns nichts aus. Wir haben ja wasserdichte Zelte", erklärt Juliane die Schwarze. Nur eines lecke, aber das sei gekauft. "Unsere vier Selbstgemachten halten selbst dem stärksten Wolkenbruch stand."

Dass nicht alle ihre Requisiten der dargestellten Epoche entsprechen – Olli trägt eine Brille – stört die Darsteller nicht. "Jede Gruppe hat ihren eigenen Anspruch. Manche nehmen’s ganz genau. Uns ist das Flair aber wichtiger als Erbsenzählerei", meint Gerd der Abt. Die Zigarette in Ollis Hand kann er schnell rechtfertigen: "Das L&M steht für late middle ages, Spätmittelalter." 


 
In ihren Zelten beweisen sie trotzdem Liebe zum Detail. In einem selbst gebauten Steckbett schläft Kerstin nicht auf Matratze und Lattenrost. Unter ihrem Schafsfell sind stattdessen Seile gespannt. Rund um den Schlafplatz der Bogenschützin liegen bunt gemusterte Teppiche. "Da kommt die Kälte vom Boden nicht so hoch", sagt sie. Zu den Mittelalterfesten muss alles – vom Holzschuh bis zum massiven Esstisch – in große Anhänger verfrachtet und zum neuen Lagerplatz gebracht werden. Der Aufwand komme jedes Mal einem Umzug gleich.   

Bei ihren Nachbarn, der Stadtwache, gilt zwar die Regel, dass "gar manches Ding, das uns der Zauberei oder Hexerei anklagen würde, nicht im Lager zu sehen sein" dürfe. "Aber wir wollen nicht hysterisch historisch sein", scherzt Sabine. Daher dürfe Katharina die Gestrenge beim Kassendienst ihre Brille aufbehalten. "Sonst bin ich fast blind und bringe mit dem Geld was durcheinander", erzählt Karin, wie Katharina im wirklichen Leben heißt.

Nebenan spielen die Leute von Igni et Ferro sogar mehrere Epochen auf einmal nach. Zu ihrer Truppe gehören auch einige Kinder. Pia (7) ist seit zwei Jahren dabei. "Am meisten Spaß macht es mir, Stroh ins Feuer zu werfen", schwärmt das kleine Mädchen. Ihre Mittelalterfreunde nennen sie Dana, was Geschenk Gottes bedeutet. In einem himmelblauen Gewand aus dem Hochmittelalter steht die zwei Jahre ältere Petra neben ihr: "Mich nennt man hier im Lager Mia."

Gerade rechtzeitig kommt David (9) wieder zu Igni et Ferro: Sonst wäre Riaan, der kleine König, von einem Regenschauer durchnässt worden. Doch zum Glück bietet das Zelt ihm und der Gruppe Unterschlupf.


Weitere Informationen gibt es unter www.herzogsfest-ingolstadt.de
 
 

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