Ingolstadt

"Es macht wieder Spaß"

07.02.2011 | Stand 03.12.2020, 3:11 Uhr

Das Lächeln kehrt zurück: Trainer Benno Möhlmann ist mit dem Rückrundenstart des FC Ingolstadt zufrieden. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Der Sieg gegen Schlusslicht Arminia Bielefeld war wichtig. Auch für Trainer Benno Möhlmann, der sich am vergangenen Sonntag gut gelaunt mit seinen Spieler freuen konnte. "Es macht wieder richtig Spaß", sagt der Trainer des FC Ingolstadt, der offensichtlich neue Hoffnung im Abstiegskampf der Zweiten Fußball-Bundesliga schöpft.

Herr Möhlmann, vier Punkte haben Sie aus den beiden Partien gegen Oberhausen und Bielefeld geholt. Sind Sie damit zufrieden?
 

Benno Möhlmann: (überlegt) Ich sehe jetzt nicht nur diese beiden Spiele, sondern muss den Blick schon auf die bisherige Rückserie werfen. Und da, das sage ich ganz ehrlich, haben wir für mich zwei Zähler zu wenig geholt. Gegen Duisburg – eine Mannschaft, die an diesem Tag wirklich nicht stärker war – müssen wir einfach gewinnen. Darüber hinaus können wir aber mit der Entwicklung in der Rückserie zufrieden sein, weil wir es über immer längere Phase geschafft haben, aus einer kompakten Ordnung zu spielen. Gegen Bielefeld waren es ja schon fast 90 Minuten.

Sie haben mehrfach davon gesprochen, dass die Mannschaft gerade aus mentalen Gründen dringend ein Erfolgserlebnis braucht. War der Sieg gegen Bielefeld jetzt so eine Art Befreiungsschlag?

Möhlmann: Schwer zu sagen. Im Grunde weiß man erst in zwei, drei Wochen, ob da wirklich etwas Bleibendes entstanden ist.

Sie persönlich wirkten nach dem Spiel auch sehr erleichtert. Ihnen ist offenbar ein größerer Stein vom Herzen gefallen. . .

Möhlmann: . . . naja, ich habe ja gesagt, dass dies für uns im Moment das wichtigste Spiel war. Schließlich haben wir mit einigen neuen Spielern und einer relativ kurzen Vorbereitungszeit einen neuen Anlauf genommen. Da stand schon einiges auf der Kippe, denn die Stimmung und das Selbstverständnis der Mannschaft hätten bei einer Niederlage schon mächtig gelitten. Insofern war das 1:0 auch eine Erleichterung für mich.

Weil Sie sehen, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist?

Möhlmann: Ja sicher. Letztlich sind die Dinge, die ich sage und tue für die meisten doch nur glaubhaft, wenn wir sie auch durch Punktgewinne untermauern.

Sie haben vor dem Bielefeld-Spiel zum positiven Denken aufgefordert und gesagt: "Jeder, der nicht dran glaubt, soll zu Hause bleiben." War Ihnen die Grundstimmung in Ingolstadt zu negativ?

Möhlmann: Ich bin natürlich noch nicht so lange in Ingolstadt. Aber ich sehe natürlich auch, dass zum Beispiel die Kritik am Sportdirektor Harald Gärtner oder die Zweifel an der Mannschaft oder an den Neuverpflichtungen allgegenwärtig sind. Aber diese Dinge dürfen in unserer Situation keine Rolle mehr spielen und müssen als Fakten akzeptiert werden. Wir müssen sehen, dass wir mit diesen Leuten, mit dieser Mannschaft, mit diesen Fans das Beste herausholen und den Klassenerhalt schaffen. Und helfen können letztendlich nur die, die auch bereit sind, dies mitzumachen.

Sie wollen den Fan-Schal "Aufholjagd 2011" wirklich bis zum Erreichen des Saisonzieles tragen?

Möhlmann: Ja sicher, sonst macht es ja keinen Sinn. Bevor ich Tag und Nacht von Aufholjagd rede, ist mir lieber, ich kann das mit einer einfachen Geste deutlich machen.

Sie tragen den Schal also auch, wenn es im April 20 Grad warm ist?

Möhlmann: (grinst) Okay, dann werde ich ihn vielleicht nicht zubinden, aber doch zumindest umhängen.

Kommen wir zu den Neuverpflichtungen: Edson Buddle und Caiuby haben vielversprechende Leistungen abgeliefert. Caiuby selbst meinte allerdings nachher, dass die Abstimmung noch besser sein könnte. Wie weit sehen Sie Ihre beiden neuen Offensivkräfte?

Möhlmann: Wir haben in der Nachbereitung auch schon darüber gesprochen, dass es im vorderen Bereich noch einen gewissen Abstimmungsbedarf gibt. Das hat allerdings nicht nur mit den Neuen zu tun. Wir antizipieren einfach zu wenig, sind dadurch mitunter zu abwartend oder rennen zu zweit zum Ball. Buddle und Caiuby sind aber gute Fußballer, die sich schnell einleben und bald in der Lage sein werden, 90 Minuten gut zu spielen.

Der positive Eindruck bei diesen beiden Spielern mildert vermutlich den Ärger über die Komplikationen bei Artur Wichniarek.

Möhlmann: Fakt ist: Wir haben mit Artur nach wie vor einen Spieler, der sehr ehrgeizig ist. Es ist richtig, dass er vor zwei Jahren einen Bandscheibenvorfall hatte. Diese Verletzung war bei ihm jetzt aber nicht mehr präsent, weil er seinerzeit eine Spritze bekommen und 14 Tage später wieder gespielt hat.

Sind Sie persönlich – weil Sie ihn ja aus der gemeinsamen Zeit in Bielefeld kannten – nicht ein wenig enttäuscht, dass der Spieler nicht sofort die Karten auf den Tisch gelegt hat?

Möhlmann: Nein. Ich kann das nachvollziehen, dass er an diese Geschichte nicht mehr gedacht hat. Artur hat sechs Wochen bevor er zu uns kam, ein Fitnessprogramm durchgezogen und war heiß. Er hat da sicher nicht etwas verschwiegen, was er selber als schwerwiegend angesehen hat. Da kann ich nicht enttäuscht sein.

Wie sieht der weitere Zeitplan für Wichniarek aus?

Möhlmann: Er selber hat den Arzt immer wieder gedrängt, möglichst schnell zurückkommen zu können. Mitte der Woche wird er ins Mannschaftstraining einsteigen, wann er wieder im Kader sein kann, ist nicht seriös vorherzusagen.

Obwohl Sie unter dem Druck stehen, gewinnen zu müssen, vertrauen Sie auf die Formation mit zwei defensiven Mittelfeldspielern (Doppel-Sechs), anstatt einen weiteren Offensivspieler zu bringen. Halten Sie daran fest, weil gerade die gefestigte Defensive der Mannschaft in der aktuellen Situation die nötige Sicherheit gibt?

Möhlmann: Ich weiß aus meiner Erfahrung, dass Sieg oder Niederlage nicht unbedingt von der Anzahl der Offensivspieler abhängt. In Fürth habe ich es zum Beispiel erlebt, dass dann schnell die Räume eng werden. Aber wenn ich wirklich der Meinung bin, wir müssten über das Zentrum mehr Offensivkraft entwickeln, kann ich ja während des Spieles auch immer noch reagieren.

Am Wochenende wartet mit Fortuna Düsseldorf eine Mannschaft, die gerade einen Lauf hat.

Möhlmann: Das ist mit Sicherheit eine anspruchsvolle Aufgabe, keine Frage. Da werden wahrscheinlich 40 000 Zuschauer auf uns warten. Dann kann die Mannschaft auch mal vor einer großen Kulisse zeigen, wie gut sie Fußballspielen kann.

Ist die FC-Elf gut genug, um dort zu gewinnen?

Möhlmann: (grinst) Die Antwort soll die Mannschaft am Sonntag geben.

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