Ingolstadt

Wie Adolf Hitler einen Strafzettel erhielt

18.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:23 Uhr

Dieser Mercedes brauste mit überhöhter Geschwindigkeit durch Ebenhausen. Ein pflichtbewusster Wachtmeister kümmerte sich um die Ermittlung des Fahrzeughalters – es war der „Führer“ höchstpersönlich.

Ingolstadt/Ebenhausen (DK) Auf den Tag genau heute vor 80 Jahren kam es in der kleinen Ortschaft Baar-Ebenhausen südlich von Ingolstadt zu einem bemerkenswerten Vorfall: Adolf Hitler erhielt einen Strafzettel wegen zu schnellen Fahrens.

Am 19. September 1931 zückte Hauptwachtmeister Probst von der Bayerischen Gendarmeriestation Reichertshofen sein Notizbuch und trug einen Verkehrssünder ein. Da war doch ein Personenkraftwagen um 13.37 Uhr in Richtung München mit überhöhter Geschwindigkeit durch Ebenhausen gebraust. Der Hauptwachtmeister notierte das Kennzeichen „II A – 19357“ und erstellte für die Polizeidirektion München, bei der das Fahrzeug zugelassen war, ein Protokoll.

Er bat um Ermittlung des Führers des Fahrzeugs (er konnte ja weder wissen noch ahnen, dass der Führer später einmal „Führer“ genannt werden wollte), um dessen – wie es damals so schön hieß – Einvernahme, Prüfung seiner Papiere und Mitteilung seiner Angaben, Personalien und wirtschaftlichen Verhältnisse.

Hauptwachtmeister Probst hatte natürlich auch an seine Beweispflicht gedacht und erläutert in seinem Protokoll diesen grammatikalisch nicht ganz einwandfreien, aber doch sehr beamtendeutsch klingenden Satz: „Die Geschwindigkeit wurde von zwei Beamten mit 2 Stoppuhren festgestellt und durchfuhr das Fahrzeug eine an beiden Seiten bebaute mit Stahlband abgemessene Strecke von 200 m in 13 Sekunden, was die obige Geschwindigkeit ergibt.“ Gemessen wurden von den Gendarmen 55,3 km/h – fast doppelt so schnell wie erlaubt.

Drei Tage später kam aus München schon die Rückantwort. Demnach war der Besitzer des Fahrzeugs ein gewisser Adolf Hitler, wohnhaft in der Prinzregentenstraße 16, zweiter Stock. Ob Hitler am Ende zahlen musste, ist nicht mehr bekannt. Das Protokoll zum Strafzettel wurde jedenfalls am 23. September 1931 als erledigt abgestempelt. Zur „polizeilichen Einvernahme“ war es wohl gekommen, Fahrer Julius Schreck gab dabei an, Hitler habe ihn angewiesen „so schnell wie möglich zu fahren“.

Die große Eile des späteren Diktators und Massenmörders hat einen historisch belegten Hintergrund. Sie hängt mit Hitlers Halbnichte Angela „Geli“ Raubal zusammen, mit der ihn nicht nur rein verwandtschaftliche Beziehungen verbanden. Hitlers Dominanz und Raubals Gefühlswirrwarr hatten wohl eine tödliche Mischung ergeben.

Am 18. September, also einen Tag vor der Geschwindigkeitsübertretung, war Hitler gegen 15 Uhr von München aus mit seinem Fahrer in seinem 100 PS starken Mercedes Kompressor, amtliches Kennzeichen „II A – 19357“ nach Nürnberg aufgebrochen, nachdem er sich von seiner Nichte verabschiedet hatte. Am Vormittag soll es einen Streit zwischen beiden gegeben haben. Zwei Stunden später erschoss sich die 23-jährige Angela Raubal mit Hitlers Pistole in ihrer gemeinsamen Wohnung. Nachdem die Tote entdeckt worden war, wurde Hitlers Privatsekretär Rudolf Heß als Erster informiert und eilte an den Ort des Geschehens. Die Polizei aber hatte man erst Stunden nach der Entdeckung benachrichtigt.

Adolf Hitler wurde am Morgen des nächsten Tages über den Vorfall informiert, als er schon in Richtung Bayreuth abgefahren war. Er wies seinen Fahrer Julius Schreck sofort an, umzukehren. Um 13.37 Uhr geriet Hitler dann in die Geschwindigkeitskontrolle, und um 14.30 Uhr kam er in München an. Die wahren Gründe und Umstände des Selbstmordes konnten nie geklärt werden.

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