Absichtlich empfindlich

29.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:06 Uhr

Mit Verwunderung nahmen wir in Ihrem Artikel zur Kenntnis, dass viele Sünzhauser Bürger das Windrad als Zumutung ansehen würden. Als mitten im Ort lebende Sünzhausener Familie nehmen wir das Windrad kaum wahr. Nur in Fällen von starkem Ostwind und sonstiger Ruhe ist ein geringes Rauschen des Windrades zu hören.

Von starkem Schattenwurf kann auch nicht die Rede sein, nur für einige Tage im Hochsommer konnten wir bei Sonnenaufgang einen auf wenige Minuten begrenzten Schattenwurf feststellen.

Wir sind sogar stolz auf „unser“ Windrad als regionale regenerative Energiequelle. Es gehört schon eine grundsätzlich ablehnende Einstellung dazu, das Windrad als Ursache von Lärm und als optische Beeinträchtigung der Landschaft zu empfinden. Über den nun wirklich hässlichen und gesundheitlich möglicherweise bedenklichen Funkturm am Ortseingang verlieren die Kritiker kein Wort.

Mich beschleicht hier das Gefühl, dass im sonst idyllisch ruhigen Sünzhausen jemand keine Ruhe geben will, wenn es darum geht, Dinge, die dem Allgemeinwohl dienen, aus Neid und Missgunst schlecht zu reden. Natürlich mag es den einen oder anderen geben, der aufgrund seiner Hauslage bei bestimmten Wetterlagen von dem Geräusch der Rotorblätter etwas abbekommt. Aber nur mit einer absichtlich überempfindlichen Sinneslage kann man dies als wirklich störend empfinden.

Von einem ursprünglich geplanten zweiten Windrad haben örtliche Investoren schon abgesehen, da ihnen der Frieden im Dorf ein wichtigeres Anliegen ist. Aber auch die größte Rücksichtnahme wirkt sich auf manche Bürger nicht unbedingt beruhigend aus – nach dem Motto von Friedrich Schiller: „Es kann der Frömmste nicht in Ruhe leben, wenn es seinem Nachbarn nicht gefällt.“

Christine Lehn

Sünzhausen

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