Ingolstadt

Tod von Dackel Albrecht geht an die Staatsanwaltschaft

Jagdhunde zerfleischen angeleintes Tier „wie im Blutrausch“ – Und es gab schon 2017 einen ähnlichen Vorfall

24.03.2022 | Stand 23.09.2023, 2:13 Uhr

Trauert um Dackel Albrecht: Elisabeth Schmidt hat den toten Hund in ihrem Garten vergraben. Foto: Hammer

Von Ruth Stückle

Der Bericht über Dackel Albrecht und sein trauriges Ende hat die Menschen in Ingolstadt tief bewegt. Und es wird jetzt wohl doch ein Nachspiel geben für den Halter der beiden aggressiven Jagdhunde, die Albrecht in einem Waldstück zwischen Dünzlau und Gerolfing totgebissen haben. Zumal es bereits 2017 einen ähnlichen Vorfall gab, der für den damals angegriffenen Hund nicht tödlich endete, nachdem dessen Halter seinerseits die Hunde mit einem Messer attackierte.

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Nach Abschluss der aktuellen polizeilichen Ermittlungen werde der Vorfall der Staatsanwaltschaft übergeben, sagte Barbara Wunderlich, Sprecherin der Polizeiinspektion Ingolstadt, am Donnerstag dem DK. Und auch das zuständige Ordnungs- und Gewerbeamt der Stadt kündigte auf erneute Anfrage an, dass es „nach Abschluss der Ermittlungen alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen wird, um einer zukünftigen Gefahr durch die Hunde angemessen entgegen zu wirken“. Sollte die Staatsanwaltschaft das Verfahren einstellen, bestehe bei Vorliegen einer ordnungswidrigen Handlung die Möglichkeit einer Ahndung mit Geldbuße durch die Stadt Ingolstadt, so Pressesprecher Michael Klarner. Aus juristischen Gründen seien aber erst Polizei und Staatsanwaltschaft am Zuge.



Wie berichtet war der Jäger mit dem Auto in seinem Revier unterwegs, seine Hunde liefen frei herum. Plötzlich fielen sie über den angeleinten Dackel her, mit dem die Rentnerin in dem Waldstück Gassi war. Albrecht hatte keine Chance. Der Jäger sei zwar ausgestiegen und habe versucht, die Hunde zurückzuhalten, doch seine Bemühungen waren vergebens. „Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn ich hingefallen wäre“, sagt Schmidt. „Die Hunde waren wie im Blutrausch.“ Mittlerweile hat sie Albrecht im Garten begraben. Über seinen Tod hinweggekommen ist sie nicht. „Der Hund, der war mein Leben“, sagt die 75-Jährige.

Ursprünglich sah es so aus, als hätte der Vorfall für den Halter keine Folgen. Der Jäger habe sich in seinem Revier aufgehalten, wo die Hunde frei laufen dürfen, lautete die erste Auskunft der Stadt. Auch die Polizei hatte Elisabeth Schmidt, die gegen den Jäger Anzeige erstattet hatte, kaum Hoffnung gemacht. Doch nach dem DK-Bericht meldeten sich Bürger, die das Vorgehen der Behörden nicht nachvollziehen konnten. Und von weiteren unliebsamen Begegnungen mit den Tieren wussten.

Auch unter Jägern wurde die Attacke diskutiert. Der Ingolstädter Jäger und Jagdhundeführer Karl Hartl etwa schrieb in einem Leserbrief an den DK von einem „unverantwortlichen“ und „unwaidmännischen“ Verhalten des Jägers. Dessen Hunde, die ohne Jagdauftrag frei umherstreunten, seien „eine Gefahr für die Allgemeinheit sowie für das Wild“. Freilaufende Jagdhunde reagierten instinktiv auf jeglichen Reiz aus der Natur „und sind in wenigen Augenblicken bereits außerhalb der Einwirkungsmöglichkeiten des SUV-fahrenden Jägers“.

Isabel Koch, Sprecherin des Bayerischen Jagdverbandes, spricht von „bedauerlichen Fällen“ die „glücklicherweise extrem selten“ seien und „in Jägerkreisen absolut eine Ausnahme“ darstellten. Aufgrund ihrer gründlichen Ausbildung seien Jagdhunde in der Regel sehr folgsam. Dass ein solcher Hund gegenüber Artgenossen aktiv sei, sei nicht seiner Rasse geschuldet, sondern eher der Tatsache, dass „der Halter seine Hunde nicht im Griff hat“. Eine solche Situation – egal ob der Halter Jäger sei oder nicht – sei nicht tolerabel. Der Verband sei angehalten, bei Vorfällen mit aggressiven oder wildernden Hunden auf die zuständigen Kommunalbehörden zu verweisen, die gegebenenfalls Sanktionen verhängten.

2021 wurden nach Angaben der Stadt in Ingolstadt zwölf Vorfälle mit Hunden, bei denen andere Tiere geschädigt wurden, aktenkundig.

DK



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