Beilngries

Immer den richtigen Faden

Klöppeln ist gar nicht so einfach – Thekla Pscherer beherrscht diese Kunst seit 20 Jahren

03.01.2013 | Stand 03.12.2020, 0:39 Uhr

 

Beilngries (DK) Auf den ersten Blick ist es ein heilloses Durcheinander. Unzählige Holzspulen hängen an hauchdünnen Fäden, Stecknadeln mit unterschiedlichen Farbköpfen sind scheinbar wahllos auf ein Kissen gesteckt und ein Blatt Papier mit aufgedrucktem Muster bildet den Mittelpunkt.

Daraus soll ein kunstvoll gearbeitetes Spitzen-Deckchen werden?

Thekla Pscherer aus Beilngries sagt ja und weiß auch wie. Spule um Spule, oder richtig: Klöppel um Klöppel nimmt sie in die Hand, meist mehrere auf einmal, verschränkt, flechtet, steckt fest. Die flink arbeitenden Finger und das leise Klack der Holzklöppel haben fast hypnotische Wirkung. Pscherer bestätigt: „Klöppeln ist ein sehr entspannendes, beruhigendes Hobby.“

Fast täglich sitzt sie an ihren Klöppelarbeiten und das schon seit 1993, als sie diese Art des Handarbeitens erstmals kennenlernte. Ihre Leidenschaft zum Klöppeln unlöschbar entfacht wurde allerdings erst 1998 bei einem Kurs der Volkshochschule Beilngries durch Leiterin Brigitte Kern. Seitdem sind unzählige kleine und größere Kunstwerke unter ihren geschickten Händen entstanden, in vielen, vielen Stunden am Klöppelkissen. „Die Zeit, die man für ein Stück braucht, darf man nicht nachrechnen“, erklärt Pscherer. Für ein kleines Deckchen kommen da schnell zehn Stunden zusammen, an einem Schal hat sie sogar schon einmal über 300 Stunden gearbeitet. „Aber ich machte es mit Begeisterung“, versichert sie.

Nach wie vor besucht Thekla Pscherer zweimal jährlich den VHS-Klöppelkurs in Beilngries. Während des restlichen Jahres trifft sie sich mit Klöppeldamen aus Beilngries, Böhmfeld, Greding, Berching, Irfersdorf, Hepberg, Riedenburg, Freystadt und Denkendorf einmal monatlich im eigens gegründeten Klöppelclub Beilngries zum gemeinsamen Handarbeiten. Ansporn sei das, Bestätigung, Gedanken- und Musteraustausch. Ganz einfach sei es nämlich nicht, an neue, außergewöhnliche Mustervorlagen zu kommen. „Es gibt spezielle Bücher oder auch mal Zeitschriften, aber die sind nicht im normalen Buchhandel zu finden“, so Pscherer. Und selbst Muster entwerfen, „das ist dann schon die ganz hohe Schule des Klöppelns“. Eine besondere Kunst ist es auch – und die möchte Thekla Pscherer noch lernen – Anfang und Ende eines Arbeitsstücks nicht zu verknoten, sondern komplett zusammen zu klöppeln. Sie hat schon viele Varianten rund um die Handwerkskunst probiert. Neben Deckchen, Spitzenbordüren oder auch Klosterarbeiten fertigt sie aus hauchdünnem Gold- oder Edelstahldraht Schmuckstücke wie Ketten oder Broschen. „Die Ideen dazu gehen mir nie aus“, versichert die Handwerkskünstlerin.

In einigen Ausstellungen hat sie mit dem Klöppelclub bereits ihre Werke gezeigt. Mehrmals stellte die Gruppe im Kotterhof Böhmfeld seine filigranen Handarbeiten vor, und die Damen klöppelten vor Publikum. Im Gredinger Rathaus präsentierten sie ihre Kunst 2010, im Beilngrieser Spielzeugmuseum zeigten sie ihre Handwerksstücke erst vor wenigen Wochen. „Das ist auch schön an unserem Hobby“, erzählt Pscherer, „mit wenigen Griffen haben wir unsere Utensilien eingepackt und problemlos dabei. Im Winter vor dem Fernseher, im Sommer im Garten, Klöppeln macht einfach überall Spaß!“

 

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