Ingolstadt

"Strich durch den Stadtplan"

Freie Wähler drängen darauf, dass ein Korridor für einen Tunnel freigehalten wird

07.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Abkürzung durch den Auwald: Diese Trasse für einen möglichen Tunnel ist zwar noch keinesfalls vom Stadtrat beschlossen, aber in der Nähe des Streifens müsste wohl die Straße gebaut werden. Grafik: DK

Ingolstadt (DK) Zwischen dem Südwesten und dem Nordwesten Ingolstadts gibt es keine direkte Straßenverbindung. Das kann auf lange Sicht nicht so bleiben, finden nicht nur die Freien Wähler.

Der neue FW-Fraktionschef Markus Reichhart drängt auf konkrete Schritte in Richtung vierter Donauquerung. „Es ist nicht so, dass man etwas vom Zaun brechen will“, schickte er am Donnerstag im Stadtrat voraus, aber mit seinem Antrag wolle er „ein Bewusstsein dafür wecken, wie wir zukünftig die Verkehrsströme lenken.“ Es gehe schlicht darum, einen „Korridor freizuhalten und den Raum zu sichern, den man braucht“. Die Planungen für einen möglichen Tunnel unter der Donau würden einen Zeitraum von 15 bis 30 Jahren in Anspruch nehmen, prophezeite Reichhart.

Das Thema ist bekanntlich nicht gerade taufrisch. Republikaner Ulrich Bannert brachte dies auf eher kuriose Weise zum Ausdruck. Schon 1999 habe er einen ähnlichen Antrag wie die Freien Wähler gestellt. Der sei damals nur zurückgestellt worden. „Ich bitte, unseren Antrag gleich mit zu behandeln.“

SPD-Verkehrsexperte Anton Böhm gab Reichhart zumindest in einem Punkt Recht: „Wir brauchen eine Verbindung.“ Aber selbst wenn eine neue Straße da wäre, würde die „irgendwo zwischen Gerolfing und Friedrichshofen“ enden, „dann stehen wir wieder im Stau“. Weitaus sinnvoller und schneller realisierbar wäre nach Böhms Ansicht eine Schnellbuslinie über die Staustufe kombiniert mit einer Fahrradroute. „Wir müssen schauen, dass wir die Leute in den Bus und aufs Fahrrad bringen, Vorbild wäre die Adam-Smith-Straße.“ Franz Hofmaier (ÖDP) lag etwa auf der gleichen Linie. Er wäre allenfalls zu einer „verkehrsträgerneutralen Prüfung“ bereit. Breites Gelächter erntete er im Plenum mit seiner Bemerkung: „Verkehr findet nicht nur auf der Straße statt.“

Auch die CSU tat sich mit dem Vorstoß ihres FW-Koalitionspartners noch etwas schwer. „Wir bräuchten zusätzliche Informationen“, sagte Fraktionschef Joachim Genosko, „auch ökologische Überlegungen sind zu berücksichtigen.“ OB Alfred Lehmann hat bereits seine Referenten angewiesen, die Tunnelaspekte Verkehr, Kosten und Ökologie zu untersuchen. „Bevor ich einen Korridor festlege, brauche ich erst gewisse Fakten. Wir sollten nicht einfach einen Strich durch den Stadtplan machen.“ Damit gaben sich die Freien Wähler erst einmal zufrieden – bis zur nächsten Stadtratssitzung.

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