Neuburg

Stippvisite im Asylbewerberheim

Grünen-Bundestagsabgeordnete Agnes Krumwiede besucht die Neuburger Gemeinschaftsunterkunft

11.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:55 Uhr

Austausch in der Gemeinschaftsunterkunft: Die Grünen-Politiker Volker Beck (vorne, von links) und Agnes Krumwiede haben dem Asylbewerberheim in Neuburg gestern einen Besuch abgestattet. Dabei haben sie sich mit zahlreichen Bewohnern unterhalten und sich über deren Situation informiert. - Foto: Rieger

Neuburg (DK) Viele Fragen hat die Bundestagsabgeordnete Agnes Krumwiede (Bündnis 90/Die Grünen) im Gepäck, als sie der Neuburger Asylbewerberunterkunft einen Besuch abstattet. Regelmäßige Informationen zu den Zuständen in der Einrichtung, die in ihrem Wahlkreis liegt, seien ihr wichtig.

Die Nasszellen im Gebäude C sind der erste Anlaufpunkt der Politiker. Krumwiede ist mit Parteikollegen gekommen. Der menschenrechtspolitische Sprecher Volker Beck ist da, auch die Kreisvorsitzende Karola Schwarz und der Pfaffenhofener Bezirkstagskandidat Norbert Ettenhuber wollen sich umsehen. „Bei meinem letzten Besuch wurden endlich neue Nasszellen gebaut“, erinnert sich Krumwiede. Das Ergebnis will sie jetzt überprüfen.

Rund 16 Duschen stehen für 90 Bewohner in diesem Gebäude bereit, ist zu erfahren. In den anderen Häusern sei die Verteilung ähnlich. Das sei eine deutliche Verbesserung, etwas anderes fällt den Politikern aber auf: Schimmel. Krumwiede moniert das. Das liege an der Lüftung, man arbeite an einer anderen Lösung, erklären die ebenfalls anwesenden Vertreter der Regierung von Oberbayern.

Der Weg führt die Besucher über das gesamte Gelände. Der Abgeordneten fällt ein Schild an einer Wand auf, das ausschließlich auf deutsch geschrieben ist. Die Sprache sei generell ein Thema, das sie gerne erörtern würden, sagen sie und ihre Parteikollegen. Schließlich sei die Verständigung der Schlüssel zur Integration, erklärt Beck. Maria Els, Vizepräsidentin der Regierung von Oberbayern, versichert: „Es ist der Wille der Regierung, die Sprachkurse zu intensivieren.“ Wolfgang Amler von der Caritas-Betreuung in der Neuburger Einrichtung bestätigt das. Im Herbst würden zwei neue Angebote anlaufen. Die eher geringe Zahl der Teilnehmerplätze sehen die Grünen-Politiker skeptisch, Maria Els antwortet: „Lassen Sie uns doch anfangen. Es gibt nichts, das man nicht verbessern kann.“

Auch über die Zukunft der Unterkunft in Neuburg möchte sich Krumwiede informieren. Sie habe von den Gerüchten gehört, das Gelände könnte verkauft werden. Die Vizepräsidentin der Regierung erwidert, dass sie von solchen Überlegungen aktuell keinerlei Kenntnisse habe. Im Gegenteil: Sie bezeichnet die Neuburger Einrichtung als „wichtiges Standbein“ der Asylpolitik in Oberbayern. Und selbst wenn es zu einem Verkauf des Geländes käme, bestünde ja immer noch ein „unbefristeter Mietvertrag“.

Krumwiedes Urteil nach dem rund zweistündigen Rundgang fällt gespalten aus. Sie sei ein bisschen geschockt, dass es mit den Fortschritten zum Teil so lange dauere. Ein Kursangebot für Bewohner zur psychischen Stabilisierung, das ihr bereits vor einem Jahr in Aussicht gestellt worden sei, sei erst vor drei Wochen angelaufen, moniert sie. Aus den Gesprächen mit den Bewohnern, denen die Bundestagsabgeordnete bei ihrem Besuch begegnet, berührt sie vor allem das Schicksal eines Mannes. Der zeigt ihr und Beck ein ärztliches Attest: Der Mann leidet unter einer schweren Erkrankung des Nervensystems. Eher früher als später werde er Pflege brauchen, das Ziel sei, dass seine Familie ebenfalls nach Deutschland kommt. Krumwiede will den Fall weiter verfolgen, gegebenenfalls mit Nachdruck nachfragen. „Das kann in solchen Fällen helfen“, lautet ihre Erfahrung. Nicht nur dieser Fall werde sie nach dem Besuch weiter beschäftigen. „Man kommt nicht hin, und geht dann einfach wieder so“, sagt sie.

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