Eichstätt

Querdenker und Freizeitkönige

Die Eichstätter Wiesn geht mit einem ideenreichen Festzug zu Ende

08.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:42 Uhr

 

Eichstätt (EK) Drohend dunkle Wolken standen am Sonntagmittag über der Stadt. Aber der Himmel öffnete seine Schleusen erst am frühen Abend. So konnte sich ein bunter Festzug mit vielen Schützen, Blaskapellen und ideenreichen Festwagen zur Wiesn schlängeln.

Themen, die für die Wagen aufzugreifen waren, gab es zuhauf. Aber ob man sich an die Arbeit machen würde? Diese Frage trieb den Volksfestausschuss in den letzten Wochen um – nach dem großartigen Jubiläumsumzug im vergangenen Jahr. Aber siehe da: rund 15 Festwagen waren zu bestaunen – ebenso liebevoll umgesetzt wie 2012. Und wieder haben viele, viele Menschen den Weg von der Westenstraße bis zum Festplatz gesäumt. Die Themen beim Zug waren politisch wie gesellschaftlich gleichermaßen.



Das meiste Fett weg bekam aber die Stadt Eichstätt. So hatte die Faschingsgesellschaft schon einmal für das Landratsamt die Umzugskartons gepackt und getextet: „Weil das Rathaus pennt, das Landratsamt nach Lenting rennt.“ Ein Teil der Umzugskartons wurde gleich eigenhändig mitgetragen. Zeitgleich versicherte die FGE: „Wenn auch andere gehen, wir bleiben der Stadt treu.“

Die „Jungen Wilden“ (Eichstätter Feuerwehrler) erwägen dagegen schon die Abwanderung des Feuerwehrhauses nach Schernfeld. Totengräber trugen Schilder vorneweg, „Applaus, Applaus, wieder kein Feuerwehrhaus!“ Und auf einem Thron mitten im neuen Mountainbike-Park im Steinbruch nahe der Kletterhalle, die der Alpenverein bekanntlich in der Nachbargemeinde bauen will, thronte König Ludwig (Mayinger). „Über Schernfeld lacht die Sonne und über Eichstätt die ganze Welt.“ Und die JG Schernfeld setzte gleich noch eins drauf und meinte auf einem Transparent: „Nach langem Hin und Her baut bei uns die Eichstätter Feuerwehr!“

Mit einer kirchenkritischen Ausstellung Anfang August und einer dazugehörigen Dauergalerie beschäftigten sich zwei Gruppen: So richtete der „Schneider’s“-Stammtisch ein „Wiedereintrittsbüro“ ein. Die „Querdenker“, eine bunt zusammengemischte Gruppe, radelte mit angeklebten Plakaten im Zug mit und wies auf die „Fahrrad- und Ausstellungsstadt Eichstätt“ hin. Sie fanden aber: „Wir bleiben cool“.

An eine ganze Latte an Jubiläen wurde erinnert. Die Pollenfelder Gartler hatten einen ganze Tisch voller Kinder organisiert, die sich als Zwergerl dem 200-jährigen Editionsjubiläum der Gebrüder Grimm widmeten. Die Buchenhüller Feuerwehr war gleich mit zwei Wagen vertreten und warb originell für ihr Jubiläum im kommenden Jahr. Ein Trio musizierte auf einem von einem Bulldog gezogenen Anhänger, während die künftigen Festdamen von der Muskelkraft der Männer durch die Stadt gezogen wurden. Auch die Preither Garde kann nächstes Jahr feiern – sie wird 25 Jahre alt. Schon im Oktober jubeln kann das THW – nämlich für 60 Jahre. Und die Reservisten und die Feuerwehr bedankten sich für die Teilnahme an ihren Feiern.

Die Pfalzpainter Feuerwehr freute sich über den Triple-Sieger FC Bayern München, während der Gartenbauverein Landershofen sich den Vogelscheuchen widmete. Wieder mit dabei: die Lanz-Freunde (samt echtem Brautpaar) und die Radgruppe von RC Germania Weißenburg. Angeführt wurde der gut 15 Minuten lange Zug von hunderten Schützen aus dem ganzen Landkreis, sieben Musikkapellen und natürlich den Honoratioren vom Volksfestausschuss nebst Festwirt, Bräu und Wiesnkönigin. Nur für Landtagsabgeordnete Eva Gottstein war anscheinend kein Platz mehr in der Festkutsche: Sie marschierte tapfer alleine hinter dem Bierschanzwagen her Richtung Festplatz.

 

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