München

Der Höhenflug geht weiter

Die CSU steigert ihr Ergebnis der Landtagswahl noch – aber leichter wird es für sie nicht unbedingt

22.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:38 Uhr
Der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Horst Seehofer nach der Bekanntgabe der ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl −Foto: Peter Kneffel (dpa)

München (DK) Der Abend ist noch gar nicht so weit fortgeschritten, da nimmt Horst Seehofer der Opposition in Bayern auch noch ihr letztes Privileg. Kurz vor halb acht, der CSU-Chef hat auf dem Podium gerade seine Siegesrede gehalten. „So sehen Sieger aus, scha-la-la-lala-la!“, skandieren sie im Publikum. Da hebt Seehofer noch mal zu einem letzten Satz an. „So, und jetzt sag’ ich auch mal: O’zapft is“, ruft er. Johlen und Jubelrufe in der Menge, denn eigentlich ist dieser Satz dem Oberbürgermeister von München bei der Eröffnung der Wiesn vorbehalten. Und der ist derzeit immer noch: Christian Ude, SPD.

Horst Seehofer ist neben Bundeskanzlerin Angela Merkel der größte Wahlsieger des gestrigen Abends. Die CSU hat sogar noch besser abgeschnitten als bei der Landtagswahl vor einer Woche. Um die 50 Prozent der Stimmen liegt ihr Ergebnis. „Der Sieger steht fest: Das ist die Christlich-Soziale Union“, ruft Seehofer. Vor einer Woche hatte er sich noch zurückhaltend gegeben. Jetzt gibt er den offiziellen Startschuss zum Feiern. „Das Werk ist getan, liebe Freunde, und jetzt lassen wir’s uns gut gehen.“

Jubel gibt es schon am frühen Abend. Um kurz nach sechs, als die Prognose auf den Bildschirmen erscheint. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt und die oberbayerische CSU-Bezirkschefin Ilse Aigner stehen beieinander. Beide lachen, klatschen. „Es ist klar, wer die Wahl gewinnt“, sagt Aigner. „Der Wahlerfolg von Horst Seehofer geht weiter“, sagt Dobrindt kurz darauf im Fernsehen. Aber neben Seehofer sind auch Aigner und Dobrindt Hauptgewinner dieser Wochen. Aigner hat sich mit guten Wahlergebnissen in Position gebracht, um Seehofer irgendwann als Ministerpräsident nachfolgen zu dürfen. Dem Generalsekretär hat Seehofer schon vor der Wahl eine Beförderung versprochen. Wahrscheinlich wird er Minister in Berlin, denkbar wäre auch der Posten des Landesgruppenchefs.

Seehofer ist da noch nicht auf der Wahlparty bei der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung. Wo er ist, weiß keiner so genau. Eigentlich wollte der Parteichef in Berlin sein. Das hatte er noch am Montag nach der CSU-Vorstandssitzung gesagt. Kurzfristig änderte er seine Pläne. Ein Parteivorsitzender der CSU müsse an so einem Tag in München sein, sagt er später auf der Bühne. Die CSU und Bayern stehen für ihn vorne an – das ist die Botschaft. Auch wenn er Bundeskanzlerin Angela Merkel im Namen der CSU zum Sieg gratuliert. Telefonisch hat er ihr zu diesem Zeitpunkt schon alles Gute gewünscht.

Was auf die CSU zukommt, ist ungewiss. Der Koalitionspartner FDP ist weg. Ein neuer muss her. Die Frage ist: Was wird dann aus den Wahlkampfforderungen der CSU? Pkw-Maut für Ausländer, Reformen beim Länderfinanzausgleich, zusätzliche Rentenansprüche für ältere Mütter, Volksabstimmungen über Europa – am Montag hatte Seehofer bekräftigt, dass die CSU diese Anliegen in Berlin auf jeden Fall durchsetzen will. „Die Punkte werden eingebracht. Und nicht so beiläufig – um jeden einzelnen Punkt wird gekämpft“ – so lautete Seehofers Kampfansage. Da rechnete er wohl noch mit der FDP als Koalitionspartner.

Nun wird das alles möglicherweise problematischer. Innerhalb der Unionsparteien hat die CSU nach dem Triumph in Bayern und dem gestrigen Abend stärkeres Gewicht. Aber in einer großen Koalition müsste die Union der SPD wohl stärker entgegenkommen als dem kleinen Partner FDP – bei den Inhalten, aber auch bei der Verteilung der Ministerposten. Auch eine Koalition mit den Grünen würde wohl nicht leichter. „Wir werden von Bayern aus alles tun, dass wir unsere politischen Vorstellungen bestmöglich und weitestmöglich durchsetzen“, sagt Seehofer gestern.

Gestern wird gefeiert bei der CSU. Bei der Party in der Hanns-Seidel-Stiftung gibt es Bier, Wein und Caipirinhas. Heute steht schon die nächste CSU-Vorstandssitzung an.

Dem Autor auf Twitter folgen:

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/der-hoehenflug-geht-weiter-4484284
© 2024 Donaukurier.de