Geisenfeld

Bei Kaiserwetter Runde um Runde

Starter von drei bis 74 Jahren beim 24-Stunden-Lauf – Zwölf Asylbewerber packen als Helfer mit an

29.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:37 Uhr

Nach einem anerkennenden Schulterklopfer für seinen Team-Kumpel startet der Läufer auf dem linken Bild ins Rennen, während der junge Starter rechts seine Laufpause für ein kleines Nickerchen nutzt - Fotos: Fugger

Geisenfeld (GZ) Prachtwetter, 875 zufriedene Sportler und eine perfekte Organisation – besser hätte es nicht laufen können. Die Rekordteilnehmerzahl aus dem Vorjahr wurde zwar nicht ganz erreicht, dennoch wird der 24-Stunden-Lauf 2013 als rundum gelungene Veranstaltung in Erinnerung bleiben.

Andernorts umfassen die einzelnen Runden bei Langstreckenläufen 400 Meter, einen Kilometer oder ein Mehrfaches davon. In Geisenfeld dagegen scheint man sich an der Seefahrt zu orientieren. 1852 Meter ist eine Runde lang, erklärt schmunzelnd Axel Grünberg, der die technischen Abläufe der Veranstaltung sicher im Griff hat – und das sei genau eine nautische Meile. Zufall oder nicht – schwimmen musste jedenfalls auch heuer niemand, denn das Wetter war prächtig – schon fast ein bisschen zu warm, wie einige Läufer meinten.

Auch die gute Organisation wurde allgemein gelobt. Alexander Dirscherl (43) aus Geisenfeld, mit seinen zwei Kindern für die „Rennsemmeln“ am Start, ist schon zum fünften Mal dabei und kennt die Strecke in- und auswendig. Ihm gefällt besonders, dass er beim 24-Stunden-Lauf jedes Jahr alte Bekannte trifft, die er sonst das ganze Jahr über nicht sieht. „Das ist ungefähr so wie beim Volksfest.“

Merje Kraus (37) aus Reichertshausen schnürt für die „Oberilmtaler Karibus“ die Laufschuhe und ist schon zum dritten Mal dabei, diesmal zusammen mit ihrem neunjährigen Sohn. Auch sie die „Superstimmung“. Als einzigen Kritikpunkt nennt sie die zu laute Musik im Festzelt. Die Strecke stellt für sie, die schon mehrere Marathonläufe absolviert hat, keine große Herausforderung dar.

Bei den Läuferteams ergab sich ein ähnliches Endresultat wie im Vorjahr: Die „Qualmenden Socken“ aus Pfaffenhofen verteidigten ihren Titel, wobei das Siegerteam beachtliche 182 Runden oder 337 Kilometer zurücklegte. Bei den Walker-Gruppen setzten sich die „Kongo- Walker“ mit 89 Runden (165 Kilometer) an die Spitze. Aus sportlicher Sicht wohl noch höher einzuschätzen waren die Leistungen der Einzelstarter: Die vier Erstplatzierten „Ettner“, „Lonesome Runner“, „Michael“ und „Der sich den Wolf läuft“ schafften zwischen 141 und 163 Kilometer.

Und wieder einmal zeigte sich, dass der Geisenfelder 24-Stunden-Lauf eine Veranstaltung ist, die Generationen miteinander verbindet: Der älteste Teilnehmer war 74, die jüngsten erst drei Jahre alt. Und er verbindet auch Kulturen: Zwölf derzeit in Geisenfeld wohnende Asylbewerber, die meisten von ihnen aus Afrika, wirkten als freiwillige Helfer in der Küche und bei der Essensausgabe mit.

Neben dem sportlichen und dem geselligen Aspekt gibt es beim 24-Stunden-Lauf aber auch den „guten Zweck“: Die Sponsorengelder und ein Euro von der Startgebühr jedes Teilnehmers fließen heuer an das Projekt Lacrima, das trauernde Kinder und Jugendliche betreut,sowie das Regenbogen-Heim für psychisch behinderte Menschen in Ernsgaden. Von dort kam dann auch unerwartete Verstärkung: Als beim Laufteam „Die Kreisläufer“ ( Mitarbeiter des Landratsamts) in der Nacht krankheitsbedingt ein Ausfall drohte, radelte ein Regenbogen-Patient um zwei Uhr früh von Ernsgaden bis zum Volksfestgelände, um die Lücke zu schließen.

Das Rahmenprogramm, am Samstag zwischen 14 und 15 Uhr, kam gut an. Zwei Kinder- und Jugendtanzgruppen sowie fünf junge Bauchtänzerinnen aus Pfaffenhofen zeigten ihr Können auf der Volksfestbühne. Nach der Siegerehrung war Gudrun Eberle, Vorsitzende des Laufvereins, zwar heiser und sichtlich erschöpft, aber rundum zufrieden. Und die Teilnehmer freuten sich schon auf die nächste Auflage des Geisenfelder 24-Stunden-Laufs.\t

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