Stadel

Unmut über Mobilfunkmast in Stadel

Vodafone-Antenne wurde im Frühjahr modernisiert – jetzt klagen einige Bewohner über Beschwerden

30.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:36 Uhr

Der Empfang ist in Stadel gut – was wohl auch an der Vodafone-Mobilfunkantenne liegt, die auf dem Dach eines Hauses in dem Waidhofener Ortsteil befestigt ist. Mathias Steinberger (oben) will die Antenne inmitten des Ortes (unten rechts) dagegen abschaffen - Fotos: Stark

Stadel (SZ) Er steht da seit gut 20 Jahren, der Mobilfunkmast im Waidhofener Ortsteil Stadel. Er befindet sich rund 12,5 Meter über dem Boden, darauf befestigt sind Antennen des Anbieters Vodafone.

Seit dem Frühjahr klagen einige Bewohner über Gesundheitsbeschwerden. Ihre Vermutung: Es liegt am Masten. Zweimal sei er angerufen worden, sagt Waidhofens Bürgermeister Josef Lechner. Am Telefon: beunruhigte Bewohner des kleinen Ortsteils, die von einem beklemmenden Gefühl vor allem in der Nähe der Brust gesprochen hätten, das sie seit einiger Zeit plage.

Offenbar waren im Frühjahr Techniker im Auftrag des Mobilfunkkonzerns in Stadel und arbeiteten an dem Masten. Einige Bürger vermuteten daraufhin, dabei sei eine LTE-Antenne installiert worden. Lechner schrieb den Konzern an – bislang ohne Reaktion.

Inzwischen hat sich die Gemeinde allerdings anderweitig vergewissert, dass die Anlage nicht um den schnelleren Mobilfunkstandard erweitert worden ist. Zudem wird sie das Gesundheitsamt um Mithilfe bitten – und ließ im August Messungen vornehmen. An drei Stellen untersuchte eine Memminger Firma die Strahlung.

Im Gebäude der Verwaltungsgemeinschaft Schrobenhausen kann man sich diese Werte ansehen. Sie liegen zwischen 0,8 und 4,5 Prozent des gesetzlichen Grenzwerts von 4,5 Watt pro Quadratmeter. 2004 sei auch schon einmal gemessen worden, sagt Lechner. Damals hätten die Techniker durchschnittlich 0,4 Prozent des Grenzwertes gemessen. „Wenn der Grenzwert überschritten würde, dann müsste man was tun“, erklärt er. So aber seien ihm und dem Gemeinderat die Hände gebunden. Da sei der Gesetzgeber gefragt: „Es wird ja immer moniert, dass die Grenzwerte zu hoch seien“, sagt Lechner.

Mathias Steinberger ist einer von denen, die dieser Meinung sind: „In der Schweiz haben sie ein Hundertstel unseres Grenzwertes – und wollen den trotzdem weiter senken.“ Der Milchbauer sagt, etwa 2010 habe es angefangen. Plötzlich seien seine Kühe nicht mehr so fruchtbar gewesen, zudem hätten sich vermehrt in der Milch so genannte somatische Zellen gefunden, deren Menge Aufschluss über die Gesundheit geben soll. Tiergesundheitsdienst, Berater und viele Experten mehr seien dagewesen. „Jeder findet was, das es sein könnte – ist es aber nicht“, sagt Steinberger.

Und dann kam der Elektriker: Der hielt sein Messgerät ans Gitter im Kuhstall – „und plötzlich war Strom drauf“, erklärt Steinberger. Nicht viel, doch eine Kuh halte ja auch nicht so viel Strom aus wie ein Mensch. Der Landwirt fragte sich nun, woher der Strom kommt. Schließlich seien beim Bau des Stalls 1978 alle Metallteile geerdet worden.

Zwei Ingenieure, die daraufhin vorbeischauten, hätten ihm erklärt, dass womöglich die Antenne die Ursache sei – die zudem angesichts ihres Alters und anderer Antennen in der Nähe „überflüssig wie ein Kropf“ sei und im Gegensatz zu den modernen Anlagen rundum strahle. Steinbergers überlegt, einen Zaun vor seinen Stall bauen, der die Strahlung ableiten soll. Einstweilen behilft er sich mit Rosenquarzsteinen, die er an den Stallfenstern positioniert. Dass deren Wirkung in der Wissenschaft, euphemistisch ausgedrückt, zweifelhaft ist, bestreitet Steinberger gar nicht. Er sagt nur: „Wenn man das Messgerät ans Gitter hält, dann ist Strom da – das sind Fakten.“ Und die Rosenquarzsteine hätten zumindest an sonnigen Tagen geholfen. „Jetzt ist es wieder schlechter.“ Steinbergers Fazit: „Die Antenne muss weg.“

Bei Vodafone erklärt eine Sprecherin der zuständigen Regionalagentur auf Anfrage unserer Zeitung, dass der Standort keinesfalls überflüssig sei: „Da die Nutzung der Mobilfunknetze kontinuierlich steigt, wird dieser Standort im Vodafone-Netz weiter benötigt, damit die entsprechende Netzabdeckung gewährleistet ist.“ Auf dem Masten seien zwei Omniantennen im Einsatz sowie eine Richtfunkanbindung, „die für die Weiterleitung der Gespräche und Daten erforderlich ist“. Im Mai sei außerdem die Systemtechnik modernisiert worden, die Ausgangssendeleistung betrage 36 Watt – daran habe sich in jüngster Zeit nichts geändert, sagt die Sprecherin. Bei konkreten Fragen könnten sich die Anwohner auch an die Vodafone-Niederlassung Süd in München wenden – (0 89) 9 93 44-0. Womöglich werden einige Bürger das Angebot wahrnehmen.

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