Ingolstadt

Jetzt wird’s konkret

Die Gießereihalle wird die Heimat des Museums für Kunst und Design – Die Arbeiten haben begonnen

12.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:57 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Fast 18 Jahre ist es jetzt her, dass Schubert & Salzer das Gießereigelände geräumt hat. 15 Jahre nach dem ersten Wettbewerb haben jetzt die Arbeiten in der Gießereihalle für das geplante Museum für Konkrete Kunst und Design begonnen. Die Kosten werden auf rund 25 Millionen Euro beziffert.

Auch wenn sie seit Jahren eher wie eine Industrieruine aussieht: Die frühere Geschützgießerei steht ziemlich einzigartig da. „Ich kenne in Bayern nichts Vergleichbares“, sagt Hochbauamtsleiter Gabriel Nißl über die fast 90 Meter lange und über 20 Meter breite Halle, die Ende des 19. Jahrhunderts erbaut wurde. Nach Jahren des Leerstands soll dort das Museum für Konkrete Kunst und Design einziehen. Die Pläne des Wiener Architekturbüros Querkraft, die ursprünglich gar nicht zu den Siegern zählten, sehen ebenerdig eher Funktionsräume wie Eingangsbereich, Foyer, Gastronomie, Veranstaltungsraum oder Technik vor. Im neu zu schaffenden Untergeschoss sollen die eigentlichen Ausstellungsräume entstehen, die auf der komplett erhaltenen Nordseite weit über die Fundamentbögen der Mauer hinaus unter den geplanten Hochschulplatz reichen. „Die alte Buche draußen bleibt erhalten, es werden zwei Räume entstehen“, sagt Nißl.

Nach einem Museum sieht es freilich derzeit nicht aus: Feuchte Stellen, kein Boden, Löcher im Dach und bis zum Fundament, deutlich sichtbare Reste industrieller Nutzung, wohin man blickt. „Aber die Substanz ist gut“, sagt Nißl über die dicken Ziegelmauern, die außen trotzdem sehr filigran gestaltet sind: Handwerkskunst, die heute keiner mehr bezahlen könnte. Er hofft, dass die Wände austrocknen und nicht mehr Schadstoffe gefunden werden, als in einem alten Industriebau zu erwarten sind.

Erhalten werden soll die markante historische Kranbahn in der Mitte mit ihren Stützen aus Gusseisen, die auch das Sheddach tragen. Eine wurde jetzt ausgebaut, was nicht ganz so einfach war, und wird zurzeit fachmännisch untersucht. In einem nächsten Schritt will Nißl die Baustelle provisorisch gegen Witterungseinflüsse sichern. Anschließend muss eine Stahlkonstruktion eingezogen werden, die das Dach tragen soll. Erst dann können die übrigen Gussstützen ausgebaut und restauriert sowie die Fundamente darunter entfernt werden – eine unabdingbare Voraussetzung, um das Untergeschoss überhaupt freizulegen. „Die Stützen kommen aber alle wieder rein“, betont Nißl, der darauf hinweist, dass auch die Asbestschindeln am Dach entsorgt werden. „Die künftige Deckung ist aber noch offen“, verweist der Hochbauamtsleiter auf die nötige Abstimmung mit dem Denkmalschutz.

Im Zuge des Aushubs wird auch eine wasserdichte Baugrube nötig sein. Erst wenn im Frühjahr 2015 auch die Archäologen ihre Arbeit beendet haben, kann eine wasserdichte Wanne aus Stahlbeton quasi unter das bisherige Fundament geschoben werden. „Technisch ist das aber kein Problem“, sagt Nißl. „Der Charakter der Halle bleibt erhalten“, betont er: „Da wird nichts auf Hochglanz poliert. Aber jede künftige Nutzung ist natürlich mit einem Eingriff verbunden.“

Auch in Sachen Kosten hat Nißl, der die erste grobe Schätzung von gut 15 Millionen Euro von Anfang an für nicht realistisch hielt, einen neuen Ansatz bereit: Rund 25 Millionen Euro dürften Sanierung und Museum wohl kosten.

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