Pfaffenhofen

Eine echte Ode an die Freude

Großartiges Konzerterlebnis am Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium

13.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:28 Uhr

Tomi Wendt, Ex-Abiturient des Schyren-Gymnasiums, seit sieben Jahren Bariton am Stadttheater in Gießen, brillierte als Solist mit Beethovens »Ode an die Freude«.

Pfaffenhofen (PK) Das war ein Konzert der Superlative zum 50-jährigen Bestehen des Schyren-Gymnasiums: Rund 90 Damen und Herren im Chor und ein 60-köpfiges Orchester haben den rund 500 Zuhörern ein Konzerterlebnis mit hohem Erinnerungswert geboten.

Denn alle Interpreten sind aktive wie auch ehemalige Lehrer und Schüler des Pfaffenhofener Gymnasiums, die sich an ihrer aktuellen oder ehemaligen Wirkungsstätte wieder zusammengefunden haben. „Handverlesen“ war die Auswahl der Interpreten, und auserlesen war das Programm, das Dieter und Christiane Sauer sowie Stefan Daubner für die Sonntags-Matinee zusammengestellt hatten.

Von Bach über Schumann und Carl Orff bis zu Beethoven reichte das Angebot, moderne Komponisten wie Andrew Lloyd Webber, John Barry eingeschlossen. Dementsprechend vielfältig gestaltete sich der Hörgenuss, und ebenso vielfältig war auch die Besetzung am imaginären Dirigentenpult: Dieter Sauer dirigierte Bachs Allegro (BWV 1043) sowie das Allegro con brio und das Allegro aus Beethovens Sinfonie Nr. 5, Christiane Sauer Themen aus 007-Filmen, Karl-Heinz Söndermann Schumanns „Zigeunerleben“ sowie Stefan Daubner das „Schyren-Medley“ mit Ausschnitten aus Orffs „Carmina Burana“, Webbers „Joseph“ und den Prolog aus dem Musical „Gisela und Stephan“, mit dem sich Komponist Daubner im vergangenen Jahr Meriten erwarb.

Die aber haben lange Tradition am Schyren-Gymnasium, mit Auftritten und Konzerten, die nicht nur in europäischen Großstädten, sondern sogar in China oder in den USA stattfanden. Man habe „jede Herausforderung angenommen“, betonte Schulleiter Dietmar Boshof, dessen Vorgänger Hans-Günter Gessler und Josef Irlinger sich unter den Ehrengästen befanden. Frühjahrs-, Sommer-, Abitur- und Kammerkonzerte seien stets Fix- und Höhepunkte eines Schuljahres gewesen, aber trotzdem habe man sich immer wieder an musikalische Großprojekte gewagt. Das habe an musikalisch begabten und begeisterten Schülern einerseits und am herausragenden Engagement der Lehrkräfte am Schyren-Gymnasium andererseits gelegen, „die den jungen Menschen eine großartige musikalische Perspektive bieten“, erklärte der Schulleiter.

Tatsächlich stammen aus den Reihen einer verschworenen Schülergemeinschaft so herausragende Talente wie Tomi Wendt, Träger des Kulturförderpreises 2007 der Stadt Pfaffenhofen, seit etlichen Jahren als Bariton-Solist am Gießener Stadttheater erfolgreich tätig, oder Jörg Duda, namhafter Komponist und Organist, unter anderem Kulturförderpreisträger der Stadt Geisenfeld. Nicht zu vergessen Michael Leopold, ebenfalls Pfaffenhofener Kulturpreisträger 2009, der erst vor wenigen Tagen seine Diplomprüfung als Schlagwerker an der Münchener Hochschule für Musik mit der Traumnote 1,0 ablegte.

So erweist sich das Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium immer wieder als Talentschmiede ersten Ranges, was unüberhörbar war, denn Schüler und Lehrer musizierten engagiert und inspiriert. Der Chor harmonierte bestens mit dem Orchester, abwechselnd dirigiert von einem Triumvirat aus Musiklehrern, das forderte, Einsätze exakt vorgab und dem, wie auch den Interpreten, die Freude am gemeinsamen Musizieren anzusehen war.

Das trifft auch uneingeschränkt auf Christiane Sauer zu, die der 007-Filmmusik Glanz verlieh, unterstützt von den Blechbläsern, die wie bei „Goldfinger“ deutliche Akzente setzten.

Viel Zeit und Mühe aufgewendet hatte Stefan Daubner, der auf Basis alter Film- und Tonkonserven eine Video-Dokumentation zusammengestellt hatte, die einen Blick zurück auf 50 Jahre Musikleben am Gymnasium ermöglichte.

Ihr ganz großes Finale aber erlebte die Matinee mit Beethovens „Ode an die Freude“, Gelegenheit für Bariton Tomi Wendt, solistisch eindrucksvoll in Erscheinung zu treten. So schwingt sich die Hymne von den ersten Celli-Klängen über die Streicher bis hin zu den Bläsern gewaltig auf und reißt alles mit, was hören kann: Chor, Orchester, Musiker, Dirigenten und Publikum. Frohe Mienen und schiere Begeisterung, wohin man auch blickt. Der Beifall dauert viele Minuten, lässt nicht nach, ebenso wenig die Bravo-Rufe, bis Stefan Daubner erneut zum Taktstock greift und noch einmal die letzten Takte einer Hymne wiederholt. Schöner kann man ein Konzert kaum beenden.

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