Ingolstadt

Wenn Hunde Ferien machen

Das Tierheim bietet eine Pension für Haustiere, deren Halter in den Urlaub fahren

12.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:21 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Wenn Herrchen und Frauchen verreisen, müssen Haustiere meist zu Hause bleiben. Oft haben Nachbarn oder Schwiegereltern weder Zeit noch Platz, um die kleinen Lieblinge zu versorgen. In so einem Fall nimmt das Tierheim Hunde, Mäuse oder Meerschweinchen als Pensionsgäste auf.

Am Eingang zum Ingolstädter Tierheim begrüßen zwei Amazonenpapageien Besucher mit einem krächzenden „Hallo“. Meika und Kumpi halten das ganze Kleintierhaus auf Trab – vor allem, wenn es ums Essen geht, sind sie anspruchsvolle Vögel. Die leckeren Nüsse werden verschmäht, weil der frühere Halter nicht auf gesunde Vogelernäherung geachtet und Schnitzel und Pommes serviert hat. Meika und Kumpi sind dauerhafte Bewohner des Tierheims. Die kleinen Vögel im benachbarten Käfig dagegen sind nur zu Besuch: Ihre Halter haben sie für ein paar Tage zur Pflege abgegeben, weil sie in den Urlaub gefahren sind.

„Unsere Pension ist sehr gefragt, weil private Tierpensionen teuer sind“, sagt Hortense Leimeister, Schriftführerin des Tierschutzvereins. „Für uns ist das eine gute Verdienstquelle.“ Ein Hund kostet – für Nichtmitglieder – 15 Euro am Tag, eine Katze 8 Euro und Kleintiere zwischen 1,50 und 4 Euro.

Vor allem im Kleintierhaus tummeln sich viele Pensionsgäste, wie die Mitarbeiter die Übergangsbewohner liebevoll nennen. „Wir können derzeit keine Kleintiere aufnehmen, wir sind voll“, sagt Karin Hoppe, stellvertretende Leiterin des Tierheims. Hauptsächlich Kaninchen, Meerschweinchen und Mäuse verbringen ihre Ferien im Tierheim. In ihren eigenen Käfigen, an denen Zettel mit dem Aufenthaltszeitraum hängen, könnten sie sich ganz wie zu Hause fühlen – wenn nebenan nicht diese Degus wären, die sich um ein Laufrad streiten, oder die aufgeregten Zebrafinken, die vor einem Müllcontainer gefunden wurden.

Dass in den Ferien mehr Tiere als zu anderen Zeiten ausgesetzt werden, können Leimeister und Hoppe nicht bestätigen. „Ich würde sagen, dass das nicht schlimmer als sonst ist“, sagt Leimeister. „Hasen werden oft unter der Tür durchgeschoben, die hoppeln dann unter den Müllcontainern herum.“

Für Hunde ist das Tierheim ein beliebter Anlaufpunkt für einen tierischen Ferienaufenthalt. Im Hundehaus sind noch ein paar Plätze frei. „Wir haben da einen fliegenden Wechsel“, sagt Hoppe. Manche Besitzer bringen sogar drei, vier Hunde auf einmal vorbei. „Es gibt zum Beispiel drei Beagles, die nennen wir den Millie-Vanillie-Trupp, weil einer von ihnen Millie heißt. Mit ihnen ist das Gassigehen ziemlich aufregend“, erzählt Leimeister.

Viele der Tierhalter lassen ihre Schützlinge nur schweren Herzens im Tierheim zurück. „Manche stehen ewig vor dem Käfig, weil die Hunde jammern“, sagt Leimeister. Schließlich hätten auch Tiere Heimweh. „Am Anfang ist es schlimm, das geht aber nach drei Tagen vorbei.“ Hoppe ergänzt: „Viele Leute geben ihre Tiere regelmäßig ab, die kennen das dann schon.“ Für Dackel Janosch zum Beispiel sei der Pensionsaufenthalt immer ein Abenteuer.

Mehr Tiere bedeuten natürlich auch mehr Arbeitsaufwand. „Die müssen alle gefüttert, versorgt und verhätschelt werden“, sagt Leimeister. „Notfalls sind wir abends dann auch mal länger da“, erklärt Hoppe. Aktuell habe das Tierheim nämlich mit Personalmangel zu kämpfen. „Ausgerechnet zur Ferienzeit.“

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