Rohrbach

Sündteures Pumpwerk

Schock für Rohrbachs Räte und den Kämmerer: Spezialbauwerk am Sportweg kommt deutlich teurer als erwartet

10.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:53 Uhr

Kann der Neubau so eines kleines Häuschens eine Million Euro kosten? Das kann es – zumindest wenn es sich dabei um ein spezielles Pumpwerk des Abwasserzweckverbandes handelt - Foto: Ermert

Rohrbach (PK) Die Räte konnten es kaum fassen. Das Pumpwerk am äußeren Sportweg muss neu gebaut werden. Das Häuschen ist zwar winzig. Aber weil es sich um ein Spezialbauwerk handelt – das Innere reicht sieben Meter unter die Erde, die Wände sind kompliziert zu betonieren und es beinhaltet teure Pumpen und Geräte – kostet die Maßnahme mehr als eine Million Euro.

„Das ist ein Schock und wir konnten es kaum glauben“, kommentierte Bürgermeister Peter Keck (SPD) die schlechte Nachricht, da sie für die Rohrbacher Haushalte der kommenden Jahre eine bittere Bürde darstellt. „Aber wir haben alles überprüfen lassen, Gegenangebote eingeholt, mit Fachleuten gesprochen – es hilft nichts, es wird nicht billiger“, fügte Bautechniker Georg Meurer an.

Die Räte waren baff, nachdem sie die Ausführungen von Klärwärter Richard Steiner gehört hatten. Dieser legte die unbedingte Notwendigkeit einer Sanierung oder eines Neubaus dar. Aus erster Hand berichtete er von den miserablen Arbeitsbedingungen, die herrschen, sobald er oder sein Stellvertreter bei einer Störung in die Tiefen des Pumpwerks hinabsteigen müssen. „Früher haben sich die Einsätze noch im Rahmen gehalten“, sagte Steiner. Aber seit Hygienetücher ständig die Pumpen verstopfen würden, müsse er immer öfter ran. „Fast 200 Mal hat die Anlage im vergangenen Jahr Alarm ausgelöst. Das ist kein Zustand.“ Und was fast noch schlimmer ist: Den Sicherheitskriterien entspricht es nicht mal mehr ansatzweise, wenn der Klärwärter über eine Leiter hinab zu den Pumpen steigen muss. „Ich kann da keinen mit gutem Gewissen reinlassen“, befand Personalleiter Peter Kremer daher. Er forderte sofortige Vorkehrungen – und dauerhaft eine Lösung.

Und genau diese Lösung präsentierten Alexander Steinherr und Jan Kwade vom Ingenieurbüro Wipfler. „Eine Sanierung des bestehenden Pumpwerks kommt nicht infrage“, schlussfolgerte Steinherr. Wirtschaftlicher und aufgrund des mangelnden Platzangebots im derzeitigen Häuschen zeitgemäßer sei ein Neubau. Das Bauwerk kommt dem Abwasserzweckverband teuer. Es kostet über 700 000 Euro. Eine Zahl, die manche Räte verzweifeln ließ. Aber umhin kamen sie trotz aller geäußerter Kritik und eingehender Suche nach Einsparpotenzialen nicht, als dem Bau letztlich zuzustimmen.

Aus technischer Sicht – und um dem vom Wasserwirtschaftsamt (WWA) vergebenen Wasserrecht zu entsprechen – müssen zwei Drosselbauwerke errichtet und entsprechende Kanäle verlegt werden. Das kostet die Gemeinde die restlichen 300 000 Euro. Nur 59 Liter Wasser pro Sekunde dürfen vom Pumpwerk hinüber nach Buchersried zur Kläranlage Mittleres Ilmtal fließen. „Dafür sind die Drosselbauwerke da. Um diese Zahl einzuhalten“, so Kwade.

Vier Standorte für das Pumpwerk kamen infrage. Gegen die Stimme von Hans Alt (CSU) wird es nun am anderen Ilmufer gebaut. Direkt neben einem weiteren technischen Bauwerk, das dort vom WWA errichtet wird. „Durch den gemeinsamen Bau hoffen wir auf gewisse Einsparungen“, sagte Keck. Absprachen mit der Behörde sollen folgen, damit die Ingenieure ihre Planungen fortführen können. Vermutlich geht der Bau erst im Jahr 2016 über die Bühne. „So lange werden wir uns auch noch fretten können“, sagte Richard Steiner.

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