Beilngries

Beilngries soll eine Marke werden

Bei der Präsentation des Stadtentwicklungskonzepts stoßen die Pläne für die Verkehrsführung auf Kritik

12.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:39 Uhr

Leitbild und Orientierungshilfe: Johannes Krick (von links), Bürgermeister Alexander Anetsberger, Gabriele Heller und Dierk Brandt diskutierten mit den Bürgern über das Integrierte Stadtentwicklungskonzept. Der Entwurf für die Umgestaltung der Ringstraße kam - wegen der Folgen für den Verkehrsfluss - nicht bei allen gut an - Fotos: Sprogies

Beilngries (bis) Die Vorstellung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts für Beilngries hat am Mittwochabend rund 100 Interessierte angelockt. Vor allem die Pläne, den Verkehr aus der Ringstraße auf andere Straßen abzuleiten, stießen in der lebhaften Diskussion auf einigen Widerstand.

Das große Interesse an dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) hatte zu einer grundsätzlichen Änderung des Ablaufs am Mittwochabend geführt. Die Präsentation im Haus des Gastes, die ursprünglich als Bürgerwerkstatt angekündigt war, verlor einiges von diesem Charakter, da die zunächst geplanten Arbeitsgruppen gestrichen wurden. Gabriele Heller vom Münchener Büro Heller Späth – Kommunikation und Planung begründete den Wegfall damit, dass stattdessen lieber alle Besucher sämtliche Ergebnisse kennenlernen sollten. Die gut 100 Interessierten nutzten dafür ausgiebig die Gelegenheit, sich an den Diskussionsrunden zu beteiligen.

Das ISEK, einschließlich eines Einzelhandelskonzepts, soll der Stadt Beilngries als Grundlage für das weitere Vorgehen in der Stadtentwicklung dienen und gleichzeitig den Bedarf an Fördergeldern begründen. Denn derzeit läuft das Bund-Länder-Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“. Neben der Moderatorin Gabriele Heller referierten an diesem Abend Dierk Brandt vom Büro Planungsgruppe 504 und Johannes Krick vom Analyseunternehmen bulwiengesa, beide aus München. Während Brandt den städtebaulichen Part übernahm, fasste Krick die Erkenntnisse und Vorschläge aus Sicht des Einzelhandels zusammen.

Krick stellte der Stadt ein gutes Zeugnis aus. Gerade die Kleinteiligkeit des Angebots in den Altstadtgeschäften sei positiv zu bewerten. Es gebe dort wenige Ketten und einen guten Branchenmix. Mehrere abgegrenzte Bereiche der Altstadt könnten durch neue Angebote aber noch bereichert werden. Für Beilngries als Mittelzentrum sieht Krick insbesondere noch Defizite bei den Warengruppen Elektro und Technik sowie Bau, Garten und Freizeit. Ein größerer Baumarkt könnte zum Beispiel dabei helfen, den Kaufkraftabfluss zu verringern.

Die Übernachtungszahlen der Sulzstadt liegen laut dem Experten auf einem hohen Niveau. Auch bei der sogenannten Flächenleistung, der umgesetzten Summe pro Quadratmeter, rangiert Beilngries demnach deutlich über dem Bundesschnitt. Die Nahversorgung ist, wie Krick erklärte, ebenfalls „relativ gut aufgestellt“. Er warnte lediglich davor, dass der Discounter Norma mit seiner für heutige Verhältnisse kleinen Fläche wegbrechen könnte.

Verbesserungspotenzial sieht Krick allerdings auch noch beim Tourismus. Die Stadt müsse sich von den anderen Kommunen im Altmühltal besser abheben. „Die Marke Beilngries muss mehr geschärft werden“, ist seine Forderung. Als planerisches Instrument zum Schutz der Altstadt als der „guten Stube“ von Beilngries schlug er deren Einstufung als zentralen Versorgungsbereich vor. So können Vorhaben verhindert werden, welche die Versorgungsfunktion des Zentrums stören, indem sie Kaufkraft ableiten.

Auch Dierk Brandt will – aus städtebaulicher Sicht – die Altstadt weiter in den Mittelpunkt rücken. Dazu sollen einerseits möglichst viele Eingänge und zusätzliche Wege durch das historische Zentrum geschaffen werden. Auch das Wohnen in der Altstadt müsse gefördert werden, so dass selbst Gutverdiener lieber dorthin ziehen, als in ein Eigenheim am Stadtrand. Rund um den nicht mehr vorhandenen historischen Zugang zum Stadtkern – im Kreuzungsbereich Hauptstraße-Ringstraße-B 299 – soll außerdem ein neues „Südtor“ entstehen. Sprich: Dieses Areal soll zu einer Art Visitenkarte von Beilngries aufgewertet werden.

Brandts weiterer Vorschlag, einen grünen Ring um die Altstadt herum zu schaffen, enthielt den meisten Konfliktstoff an diesem Abend. Der Planer möchte nämlich das grüne Band des Sulzparks mit der Ringstraße zusammenschließen. Der größte Teil des Verkehrs, der jetzt noch durch die Ringstraße geführt wird, müsste dann auf die anderen Zufahrten umgeleitet werden. So könnte dort deutlich mehr Grün – inklusive einiger kleiner Plätze – entstehen. Insbesondere die B 299 könnte den zusätzlichen Verkehr noch vertragen, meinte der Experte. Denn die Belastung dort sei lange nicht so groß, wie andernorts. Das sahen allerdings viele Beilngrieser anders.

Gerade Kinder und Ältere Mitbürger würden die Intensivierung des Verkehrs auf der B 299 zu spüren bekommen, denn die Straße führe am Seniorenzentrum und einem Spielplatz vorbei, hieß es in der Diskussion mehrfach – auch von den zahlreich vertretenen Stadtratsmitgliedern. Das lässt auf weitere Debatten in der Sitzung am 26. März schließen, wenn das Konzept im Gremium besprochen wird. Brandt versprach, „die Verkehrsproblematik nicht schnell abzuhaken“. Er wolle dieses Thema vertiefen und die Veränderungen an den neuralgischen Kreuzungspunkten genauer ausführen. Auch der Wunsch nach einer Umgehungsstraße soll im Plan stärker berücksichtigt werden.

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