Pfaffenhofen

Vom Retter zum Geretteten

Walter Schütz wechselt bei Großübung die Seiten – und überzeugt sich vom Können der Wehren

11.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Foto: Tina Bendisch

Pfaffenhofen (PK) „Alles perfekt gelaufen“, freute sich der 90-jährige Walter Schütz, der in die Rolle des hilflosen Opfers geschlüpft war. Erfolgreich absolvierten die Pfaffenhofener Feuerwehren ihre Großübung im Altenheim, die allerdings vom realen Hofbrand in Hettenshausen überschattet wurde.

Der Dachstuhl im Altbau brennt, elf Personen sind im dritten Obergeschoss eingeschlossen, eine davon bettlägerig: So lautete die Vorgabe für die rund 80 beteiligten Floriansjünger der vier städtischen Feuerwehren Pfaffenhofen, Tegernbach, Ehrenberg und Uttenhofen. Es galt, eine Schlauchleitung zur Ilm aufzubauen, den fiktiven Brand von innen und von außen zu bekämpfen und vorrangig die Senioren – bis auf einen dargestellt von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr – schnell und sicher ins Freie zu bringen.

Diese waren nicht leicht zu orten. Denn im dichten Rauch, erzeugt von einer Nebelmaschine, konnte man die Hand nicht vor Augen sehen. Draußen in der Türltor- und Spitalstraße wurde der Großeinsatz von vielen interessierten Zuschauern verfolgt. Die große Drehleiter war kaum ausgefahren, als das „Kommando zurück“ kam: Das Fahrzeug musste umgehend zum wirklichen Großbrand nach Hettenshausen ausrücken. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen war auf einen Hof in der Ortsmitte ein Feuer ausgebrochen (siehe Bericht auf Seite 17). Mit den noch in Pfaffenhofen verbliebenen Aktiven wurde die teilweise abgebrochene Übung aber schließlich doch noch fortgesetzt. Denn auch der schlimme Fall, dass es an zwei Stellen gleichzeitig brennt, könne theoretisch eintreffen“, erklärte ein Sprecher der Feuerwehr diese Entscheidung. Alle „Opfer“ wurden dann schnell gefunden, in Sicherheit gebracht und versorgt. „Ich kann nicht gehen und habe immer Atemnot, wenn ich mich aufrege“: Einen Zettel mit dieser Aufschrift trug der 90-jährige Darsteller Walter Schütz als bettlägeriger Senior auf der Brust. Im wahren Leben ist das Feuerwehr-Urgestein – Schütz ist auch Restaurator der „Oidn Lies“ – selbst im hohen Alter fit wie ein Turnschuh. Versehen mit einer Schutzhaube samt integrierter Atemmaske wurde er liegend durch das verrauchte Treppenhaus transportiert. Für den Ernstfall befindet sich übrigens unter jeder Matratze im Altenheim ein Rettungstuch, das die zügige Bergung erleichtert. Das Mitmachen sei doch Ehrensache, meinte Schütz: „Und es ist interessant, mal die andere Seite kennenzulernen“. Die letzten Stufen ging das Opfer dann ganz locker zu Fuß; die angebotene helfende Hand brauchte es nicht: „Nein danke, passt scho.“

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