Eckersmühlen

Mehr als 200 000 Gefallene

Die bayerische Armee hat im Ersten Weltkrieg hohe Verluste erlitten

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Eckersmühlen (HK) Die Ursprünge der bayerischen Armee reichen in das Jahr 1682 zurück, als der damalige regierende Kurfürst Max II. Emanuel aus dem bis dahin üblichen feudalen Söldnerheer, das nur im Bedarfsfall aufgestellt wurde, ein stehendes Heer formierte, das dem Landesherren permanent zur Verfügung stand.

Erforderlich machte dies zum einen die Reichskriegsverfassung von 1681, die die Stärke des bei Bedarf aufzustellenden Reichsheeres von damals (seit in der Reichsmatrikel von 1467 festgesetzten) 20 000 auf 40 000 Mann anhob und zu diesem auch Bayern einen Teil abstellen musste. Zum anderen war ein stehendes Heer auch ein Element der Machtpolitik der damals absolutistischen Herrscher.

Dieses Heer bestand bereits in den Türkenkriegen 1688 seine erste Bewährungsprobe und wurde im Laufe des Spanischen Erbfolgekrieges 1701-1714 faktisch komplett aufgerieben. Neu aufgestellt nahmen Truppen der bayerischen Armee unter anderem als Teil der Reichsarmee am Siebenjährigen Krieg 1757-1763 an der Seite der kaiserlich-österreichischen Truppen teil.

Nach der Niederlage der bayerischen Armee im Krieg von 1866 gegen Preußen sah sich das bayerische Kriegsministerium unter Siegmund Freiherr von Pranckh veranlasst, das Heer grundlegend nach preußischem Vorbild zu reorganisieren. Die wichtigsten Maßnahmen waren die Einführung der Wehrpflicht und die Einführung des "Einjährig-freiwilligen Dienstes" nach preußischem Muster und einer Dienstzeit von drei Jahren. Die alten Vorderladergewehre wurden durch Hinterladergewehre ersetzt. 1870/71 kämpfte die bayerische Armee an der Seite Preußens gegen Frankreich.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatte die bayerische Armee eine Präsenzstärke von rund 4000 Offizieren, Ärzten, Veterinären und Beamten, 83 000 Unteroffizieren und Mannschaften sowie 17 000 Pferden. Mit dem Beginn der Mobilmachung am 1. August 1914 ging der Oberbefehl über die mobile Armee auf den Deutschen Kaiser über. Die bayerische Armee wurde als 6. Armee unter dem Oberbefehl von Kronprinz Rupprecht an die Westfront transportiert. So kämpfte die bayerische Armee bei der Schlacht in Lothringen und in den Vogesen (bis Anfang September 1914) zum letzten Mal in ihrer Geschichte als einheitlicher Truppenverband; die anfangs ausschließliche Unterstellung der bayerischen Truppen unter bayerisches Kommando im Rahmen der deutschen 6. Armee begann sich infolge Um- und Neuorganisationsmaßnahmen des deutschen Heeres bereits seit dem Herbst 1914 aufzulösen. Insgesamt hatte die bayerische Armee am Ende des Weltkriegs Verluste in Höhe von mehr als 200 000 Mann zu verzeichnen.

Nach der Novemberrevolution von 1918 verzichtete die neue SPD-Regierung Bayerns in der Bamberger Verfassung 1919 auf die Wehrhoheit. So kämpften nichtbayerische Reichswehrtruppen und Freikorps gegen die "Rote Armee" von Rudolf Egelhofer.

Beim Aufbau der Wehrmacht passte das Heer als Spiegelbild föderalistischer Vielfalt oder als Träger konkreter Traditionen nicht in die NS-Ideologie vom Aufgehen aller in einer amorphen Volksgemeinschaft: Die letzten landsmannschaftlichen Truppenbezeichnungen wurden daher abgeschafft. ‹ŒClaus Wittek

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