Nürnberg

Ein sehenswertes Beispiel für mehr Toleranz

Zehntklässler der Gostenhofer Berufsschule gewinnen zweiten Preis des Mosaik-Jugendpreises

12.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:12 Uhr

Über den Erfolg beim Mosaik-Jugendpreis freut sich Lehrer Hasan Gencel mit Seiner Furkan und Tabish Naz (hintereReihe, von links) und Tugay Durduran und Hüseyin Boga (vordere Reihe, von links). - Foto: Pelke

Nürnberg (HK) Mit einem Projekt gegen Rassismus, Islamismus und Antisemitismus haben die Zehntklässler der Gostenhofer Berufsschule den zweiten Preis des Mosaik-Jugendpreises gewonnen. Die Auszeichnung wird heuer von den Städten München und Nürnberg zum zweiten Mal verliehen, um an die bayerischen Opfer der NSU-Mordserie zu erinnern.

Normalerweise büffeln die Berufsschüler die Grundlagen für ihren späteren Job. Tugay Durduran, Hüseyin Boga, Seiner Furkan und Tabish Naz machen eine duale Ausbildung zum Maschinen- und Anlageführer. Mit ihrem Lehrer Hasan Gencel haben sich die Zehntklässler zwei Stunden pro Woche im Fach Schlüsselkompetenzen mit Toleranz, Integration und Fremdenhass beschäftigt.

"Wir waren in Kirchen, Moscheen und Synagogen", berichtet der 19-jährige Hüseyin. Über die kulturelle Vielfalt in ihrer Stadt seien sie überrascht gewesen. "Das hat uns viel gebracht", erzählt Tabish. Schließlich könne man Vorurteile nur abbauen, wenn man sich über andere Religionen und Kulturen schlau mache. Auch mit den Morden des NSU-Trios haben sich die Schüler auseinandergesetzt. Warum wurden Menschen nur aufgrund ihrer fremden Herkunft willkürlich erschossen? In den Unterricht hat sich die Klasse sogar Experten eingeladen, um mehr über Rassismus und Extremismus im direkten Gespräch in Erfahrung zu bringen. Mit dieser Recherche haben sich die Zehntklässler allerdings nicht zufrieden gegeben. Sie wollten selber herausfinden, welche bösen Folgen zum Beispiel Vorurteile haben können.

Gemeinsam mit ihrem Lehrer Hasan Gencel haben die Schüler überlegt, wie man ganz praktisch für Toleranz und gegen Gewalt eintreten könne. Schließlich ist die Klasse auf die Idee gekommen, ein Video gegen Rassismus zu drehen. Die Schüler haben vor und hinter der Kamera dabei den Ton angegeben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auf der Homepage der Schule ist der fertige Film veröffentlicht worden, um die gesamte Schule darauf aufmerksam zu machen.

"Das Thema Rassismus ist uns ein großes Anliegen", sagt Lehrer Hasan Gencel. Fächerübergreifend habe man sich über das gesamte Schuljahr hinweg damit auseinandergesetzt. Ohne die Unterstützung des Kollegiums sei das Projekt nicht zu stemmen gewesen. Schließlich stünde bei den Zehntklässlern das Fach Schlüsselqualifikationen nur zwei Stunden pro Woche im Stundenplan. "In dieser Klasse habe ich Schüler mit 80 Prozent Migrationshintergrund. Sogar der Lehrer hat Migrationshintergrund", sagt der 37-jährige Lehrer mit türkischen Wurzeln und lacht.

Rassismus sei freilich kein Phänomen, dass es nur in Deutschland gebe. "Leider haben auch unsere Schüler zum Teil Vorurteile gegenüber Menschen aus anderen Kulturen", berichtet der engagierte Berufsschullehrer. Alle müssten einen Beitrag leisten, Deutsche mit und ohne Migrationshintergrund, damit die moderne Gesellschaft gut miteinander auskommen könne, ist sich Gencel sicher.

Jetzt darf sich die Klasse inklusive Lehrer über den zweiten Platz beim Mosaik-Jugendpreis freuen. Gemeinsam wird die Klasse die Auszeichnung am 21. März, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, aus den Händen von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SDP) feierlich in München entgegen nehmen. Für ihren Einsatz bekommt die Klasse ein Preisgeld in Höhe von 1700 Euro.

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