Pörnbach

Ein magischer Tänzer

PK-TRIFFT: Gerhard Riedl aus Pörnbach liebt Tango, schreibt Bücher und zaubert nebenbei

17.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:11 Uhr

Er ist ein richtiges Multitalent: Gerhard Riedl tanzt Tango, bloggt darüber im Internet und zaubert nebenher als Magier. - Foto: Bößel

Pörnbach (PK) Der Tango ist in Pörnbach zu Hause - zumindest alle vier Wochen, wenn Gerhard Riedl zusammen mit Ehefrau Karin zum Milonga-Nachmittag einlädt. Wenn er nicht gerade Tango tanzt oder darüber bloggt, zaubert und moderiert Gerhard Riedl, schreibt Bücher oder gibt welche heraus.

Das Multitalent aus Pörnbach ist 1950 geboren und hat Biologie und Chemie am Hallertau-Gymnasium in Wolnzach unterrichtet. Zum Tango ist er relativ spät gekommen: Drei Jahrzehnte übte er zusammen mit Ehefrau Karin die Standardtänze aus, ehe sie sich vor rund 15 Jahren mit dem "Tangofieber" angesteckt haben. "Wir haben damals einen Tanz fürs Alter gesucht", sagt Riedl schmunzelnd. Und am Ende hatte er ein Hobby, "das noch anstrengender wurde als der Standardtanz".

Bis zu fünfmal in der Woche waren die Riedls im Umkreis von einer Fahrstunde bei Tangoveranstaltungen unterwegs. Mittlerweile tanzen sie dreimal wöchentlich bei ihren "Tangotouren", zusätzlich gibt es einmal im Monat eine "Wohnzimmer-Milonga" in Pörnbach, zum Teil auch mit Live-Musik. Am Tango fasziniert Gerhard Riedl das "individuelle Eingehen auf den Partner" sowie die "facettenreiche Musik" aus den Hinterhöfen am Rio de la Plata.

Seine Erfahrungen hat Riedl in seinem 2010 herausgegebenen "Großen Milonga-Führer", zusammengefasst, inzwischen liegt die illustrierte Neuauflage vor. "Ein Buch über Tango war ein Rand- oder Nischenthema, das interessiert keinen Verlag", sagt Riedl, der nach eigenen Angaben als erster über den Tangobetrieb in Deutschland ausführlich geschrieben hat. Er hatte mit Verkäufen von 30 bis 100 Stück gerechnet. Prompt brach im Internet ein Shitstorm über ihn herein, "weil ich auch einiges kritisch gesehen habe", und auf einmal waren 3000 Bücher verkauft. "Da habe ich die Macht des Internets erkannt."

"Tango ist das, was ein bestimmter Kulturkreis daraus macht", sagt Riedl, der auch einen eigenen Tangoblog führt. Dort schreibt er über seine Erfahrungen, "daraus entwickeln sich wunderschöne Diskussionen, das ist immer sehr spannend." Sein Blog hat momentan rund 200 Zugriffe am Tag.

Die Leidenschaft für den Tango ist aber nur ein Aspekt seines facettenreichen Lebens. Seit über 30 Jahren zaubert Riedl, an die 1000 Vorstellungen hat er vom Kindergeburtstag bis zu großen Bällen hin gegeben. "Bis 1986 habe ich nur im Familien- und Bekanntenkreis gezaubert", erinnert sich Gerhard Riedl. "Dann wird man weiterempfohlen, und es entwickelt sich von selbst."

Seine Requisiten stammen aus der klassischen Zauberkunst: Riedl arbeitet mit Ringen, Blumen, Seidentüchern. Besonderen Wert legt er auf seine Texte, die zwischen satirisch und poetisch angesiedelt sind. "Ich spiele jedes Programm nur ein einziges Mal", sagt Riedl, der bereits seit 30 Jahren seinen kompletten Zaubererlohn für die Welthungerhilfe spendet. Als besonderer Höhepunkt ist ihm ein Auftritt vor acht Jahren bei der Wiener Ballnacht im Stadttheater in Erinnerung geblieben. "20 Minuten auf leerem Parkett zu zaubern war schon aufregend." Besonders berührt haben ihn jene Auftritte, als er vor geistig behinderten Kindern gezaubert hat. "Das ist unglaublich, wie man an diese Kinder rankommt. Man erlebt die pure Emotion!" Auch über das Zaubern hat Riedl ein Buch geschrieben.

Wie seine vielfältigen Hobbys neben dem Lehrerdasein funktioniert haben? "Das frage ich mich auch", sagt Riedl schmunzelnd. "Mein Tag hatte 16 Aktivitätsstunden, und manchmal wurde dann erst um zwei Uhr nachts korrigiert." Von Burn-out war er jedoch nie bedroht: "Wenn ich abends beim Tanzen oder Zaubern war, war der ganze Schulstress auf einmal weg."

Neben dem Tango, Zaubern, Bloggen und Bücher schreiben - auch über sein Lehrerdasein erschien 2012 ein Werk - gibt Riedl auch gerne Bücher für andere heraus. Für die Ingolstädterin Christel Schoen hat er zwei Bücher über die Erfahrungen von Krebspatienten bearbeitet - für Riedl eine Herzensangelegenheit. "Ich war Ende 2008 selbst an Krebs erkrankt, habe es aber gut rumgebracht."

Riedl hatte schon immer den Traum, Bücher herauszubringen. "Früher hat man einen Verlag gebraucht und musste sich mit einem Mainstream-Thema beschäftigen. Heutzutage kann das jeder selbst. Mit ein bisschen Beratung und Hilfe ist das nicht so schwer."

Als Moderator und Zauberer tritt Gerhard Riedl übrigens am 20.2. um 19.30 Uhr im Pfarrsaal St. Stephanus in Reichertshausen bei der Aufführung der Operette "Frau Luna" zusammen mit seiner Frau Karin auf, die die Sopranpartien singt.

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