Wolnzach

Der Quereinsteiger

Julian von Känel ist eigentlich Fußballer, mittlerweile arbeitet er als Basketballtrainer in Wolnzach

09.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:06 Uhr

Julian von Känel, eigentlich im Fußball beim ST Scheyern zu Hause, hat sich in den vergangenen Monaten immer mehr für Basketball begeistert und jetzt sogar seinen C-Trainerschein gemacht. - Foto: Urban

Wolnzach (mlu) Der TSV Wolnzach hat einen C-Trainer mehr. Dass Julian von Känel, der im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes für die Basketballer tätig ist, jedoch vor Kurzem seine letzten Prüfungen abgelegt hat, ist nicht selbstverständlich. Der 19-jährige ist eigentlich gar kein Basketballer.

Rein von der Statur her passt Julian von Känel gut auf ein Feld mit einem Korb: Schlaksige 1,96 Meter, große Hände, ein lockerer Gang, das Cap manchmal verkehrt herum auf - so sieht man ihn in Wolnzach häufig, wenn er beispielsweise den Nachwuchs trainiert. Seine Bewegungen sehen weich aus, mit ruhiger, tiefer Stimme und überraschend intensiver Körpersprache dirigiert er das Training.

Dabei spielt von Känel seit seinem fünften Lebensjahr Fußball (ST Scheyern) und ist seit zweieinhalb Jahren als Trainer (JFG Pfaffenhofen) aktiv. Basketball war für ihn früher eher ein interessantes Hobby, nebenbei lernte er den Korbleger oder spielte auf dem Freiplatz. Wie verschlägt es so jemanden plötzlich in eine fremde Sportart?

Julians älterer Bruder Dominic, der als Volleyballer beim ASV Dachau auch schon ein Jahr im Freiwilligendienst tätig war, war sicherlich ein Beispiel, an dem er sich orientieren konnte. Sport ist den von Känels also in die Wiege gelegt. Im August 2015 wurde Julian von Känel dann auf einen kleinen Artikel in unserer Zeitung aufmerksam. Die Wolnzacher Basketballer suchten einen Freiwilligen. Von Känel fackelte nicht lange und innerhalb kurzer Zeit hatte Wolnzachs Sportlicher Leiter Mike Urban eine Stelle im Bundesfreiweilligendienst (BFD) in der Einsatzstelle der Wolnzacher Basketballer in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Sportjugend organisiert.

Bereits am 1. September ging das Abenteuer Basketball los, das Fachabitur frisch in der Tasche. "Ich wollte nicht gleich studieren und war schon vor dem BFD immer an Basketball interessiert. Viele Aufgaben eines Trainers kannte ich schon aus dem Fußball", dachte sich von Känel. "Den Ball habe ich auch schon ab und zu auf den Korb geworden. Also warum nicht"

Zu von Känels Hauptaufgaben zählt die Arbeit im sozialen und sportlichen Bereich. Er arbeitet mit Kindern im Verein (U 10/12) und extern an Schulen, zum Beispiel in Form des Wahlunterrichts. Hinzu kommen organisatorische und administrative Aufgaben. 300 Euro erhält er dafür monatlich zuzüglich der Fahrt- und Aufwandskosten. Über die Bayerische Sportjugend musste er ein Einführungsseminar absolvieren, wo sich die aktuellen Jahrgänge kennenlernen und sich über ihre Arbeitsfelder austauschen. Im März folgt noch das politische Seminar. Außerdem lernte von Känel dort, wie der Freiwilligendienst genau funktioniert und welche Bonusseminare, wie zum Beispiel eine Schulung zum Klimaschutzbeauftragten, es gibt. Darüber hinaus gilt es noch, einige Bildungstage zu absolvieren.

Letztere realisierte von Känel in Form der Basketballtrainerausbildung, die die Basis für seine Tätigkeit beim TSV ist. Dazu nahm von Känel zuerst an der Basistrainerausbildung des Bezirks Oberbayern teil. Wie es das Schicksal so wollte, war Urban dort Referent und konnte die Entwicklung seines Schützlings noch einmal genau verfolgen und unterstützen. "Julian hat großes Talent für Ballsportarten, aber er wollte sich das Ganze erst einmal lieber von außen anschauen", erinnert sich Urban. "Ich habe ihn dann ein wenig aus der Reserve gelockt und die Gruppe hat ihn auf eine sehr herzliche, praktische Weise mitgenommen. Das war schön anzuschauen, wie ein gestandener Regionalliga1-Spieler wie Kamillo Rosenthal einen Mann mit Fußballhallenschuhen zu Ballhandlingübungen motiviert, als ob es um die Bayerische Meisterschaft ginge."

Nach der Basistrainerausbildung fand sich von Känel schon deutlich besser in der Halle zurecht. "Dennoch war die größte Herausforderung immer noch, mich in der neuen Sportart zurechtzufinden", erzählt von Känel in dem Wissen, dass es die C-Trainer-Ausbildung in der Sportschule Oberhaching in sich haben würde.

Neben einer Vertiefung der Inhalte standen dort Prüfungen in Form eines schriftlichen Tests, einer Eigenrealisation und einer Lehrprobe auf dem Programm. Wenigstens konnte von Känel wieder auf Weggefährten zählen, denn auch Joe Thaler und Johannes Wießnet - beide gestandene Regionalligaspieler - absolvierten im Namen der Wolnzacher ihre C-Trainerausbildung. Die Prüfungen musste von Känel allerdings krankheitsbedingt nachholen. Am 31. Januar war es dann so weit. In der Eigenrealisation musste von Känel sein Können beim Korbleger und Sprungwurf von beiden Seiten, beim Achterlauf und beim Eins-gegen-Eins unter Beweis stellen. In der Lehrprobe galt es, mit der U 14-Bayernauswahl das Thema "Pick-and-Roll-Defense" zu bearbeiten. "Anfangs war ich schon nervös", gab von Känel zu. Das legte sich aber schnell.

Die erfolgreichen Stationen während des BFD in Wolnzach haben von Känel auf jeden Fall positiv beeinflusst. Die nächste große Station wird "Die Jagd nach dem Roten Ball", die Hallertauer Grundschulmeisterschaft, sein. Diese findet das dritte Mal unter der Regie des TSV Wolnzach Basketball statt. Nach dem BFD möchte der 19-Jährige im Bereich Sport ein Studium aufnehmen. Von Känel bleibt dem Sport also treu.

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