Hilpoltstein

Kuschelhormone als Symbol der Lebenslust

Neue Ausstellung in der Hilpoltsteiner Residenz ist eine Hommage an das Dasein

24.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:55 Uhr

Lebenslust in Wort und Bild: Laudator Frank Hegewald erklärt die Entstehung der Werke, die in der Ausstellung zu sehen sind. - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Ein sechs Meter hohes Kunstwerk aus Glas und Stahl erwartet die Besucher der neuen Ausstellung Lebenslust schon am Eingang zur Hilpoltsteiner Residenz. Die zwei Ellipsoide auf glänzenden Stahlstangen sind gleichermaßen filigran wie durchsichtig.

Doch das Werk von Klaus-Leo Drechsel ist nur eines von über 80 Kunstwerken, die ein breites Spektrum von der Malerei über Skulpturen und Plastiken bis hin zur Fotografie zeigen. Acht Künstler aus der Region arbeiten dabei mit den unterschiedlichsten Materialien - von Ton, über Farbe, Glas und Metall - und zeigen, was sie unter Lebenslust verstehen.

"Doch Lebenslust ist nicht automatisch das, was auf den Bilder zu sehen ist. Es kann auch einfach die Lust am Leben oder die Lust am Malen sein", so Laudator Frank Hegewald, selbst einer der ausstellenden Künstler. Ein "barockes Lebensgefühl" zeigen laut Hegewald die Bilder von Alexandra Hiltl. Dies sind vornehmlich Blüten, die, obwohl Acryl auf Leinwand oder Bütten, an die Leichtigkeit des Malens mit Wasserfarben erinnern. In Manfred Hönigs Bildern von Venedig (ebenfalls Acryl) sieht Hegewald "glitzerndes Wasser als funkelnde Lust am Leben". Die Lust am eigenen Schaffen ist es vor allem in den Werken Reiner Grunwalds.

Dass man ein solches Lebensgefühl auch mit klaren Linien visualisieren kann, demonstriert Georg Behninger in seinen Metallarbeiten. Diese strecken sich, obwohl aus massivem Stahl, unter anderem im Treppehaus filigran dem Licht entgegen.

Mithin romantische Gefühle könnten aber auch die Werke aus Ton von Carolin Gugel zeigen. Hier faszinieren vor allem die Säulen, die ebenfalls in den Aufgängen zu finden sind. Die Glaskunstwerke Klaus-Leo Drechsels hängen dort an den Fenstern und schimmern im Gegenlicht der Sonne. Zeigen erst durch die sie durchdringenden Strahlen ihre ganze Pracht.

Bei Erika Goldbrichs Arbeiten sei laut Hegewald zudem jeder Kunstinteressierte selbst in der Pflicht, "weil das Werk erst durch den Betrachter vollendet wir". Er, Hegewald, zeige dagegen die negativen Auswirkungen der Zivilisation. So zum Beispiel dunkle, im Gegenlicht nur noch dahinvegetierende und verblühte Pflanzen, die die Lebenslust konterkarieren.

"Ich habe in allen Werken die Lebenslust förmlich spüren können", betont Gattenlöhner. Er freue sich, wenn die Besucher ein Kunstwerk sehen und mit anderen Betrachtern darüber reden. Allerdings würde er sich nie auf eine Diskussion mit dem Künstler einlassen. "Da sieht man dann etwas ganz anderes als der, der es geschaffen hat", so Gattenlöhner. "Man kann also nur verlieren."

Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Juni zu sehen.

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