Ach, du liebe Zeit

Der FC Ingolstadt befindet sich in einem Dilemma

Schanzer punkten unter Rehm regelmäßig, doch der Rückstand in der Tabelle wächst dennoch

21.02.2022 | Stand 21.02.2022, 21:12 Uhr

Seit drei Spielen ist der FCI ungeschlagen, aber der Rückstand auf Rang 16 ist trotzdem gewachsen. Die Schanzer um Neuzugang Florian Pick befinden sich in Zeitnot. Foto: Bösl

Wäre die Saison bereits morgen zu Ende, hätte aufseiten des neuen Spitzenreiters Bremen wohl niemand etwas dagegen. Nach dem Geschmack der Schanzer hingegen könnte auch erst ein Drittel gespielt sein. Denn dem FCI läuft im Abstiegskampf die Zeit davon. Trainer Rüdiger Rehm sagt zwar: „Wenn du punktest, gut Fußball spielst und dich entwickelst, wirst du dich automatisch an irgendwas heransaugen.“

Davon kann aber noch keine Rede sein. Denn obwohl die Schanzer am 23. Spieltag das dritte Mal in Folge ungeschlagen blieben (Saisonbestwert), wuchs der Rückstand auf den Relegationsrang wegen den Ergebnissen der Konkurrenz auf zehn Punkte an. Auf Platz 16 stehen punktgleich der SV Sandhausen und der FC Hansa Rostock. Die Aussichten sind also nicht wirklich besser als zu Jahresanfang.

Doch Sätze, wie sie FCI-Sport-Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer auch am Samstag wieder bemühte („Wir versuchen das Fast-Unmögliche möglich zu machen“), klingen nicht mehr nach bloßen Durchhalteparolen. Die Schanzer sind wettbewerbsfähig geworden. „Trotz einiger Corona-Ausfälle haben wir uns unglaublich gut geschlagen, weil jeder für den anderen in die Bresche gesprungen ist“, lobt Rehm.

Ein Rückstand, in der Hinrunde meist gleichbedeutend mit einer Niederlage, wirft den FCI nicht mehr um. Im Weserstadion machte der FCI sogar gegen das formstärkste Team der Liga ein 0:1 wett. „Ich bin froh, wie meine Mannschaft sich gewehrt hat“, sagte Rehm. Die Ingolstädter wollen unter seiner Führung weiter „unangenehm sein“ und „fußballerische Defizite durch Einsatzwillen und Laufbereitschaft ausgleichen“.

Rehm wird in den kommenden Wochen auch als Psychologe gefragt sein. Mit dem Schachzug, vermehrt auf die Neuzugänge zu setzen, die die Mannschaft nicht nur qualitativ verstärken, sondern auch frei von den vielen Negativerlebnissen des FCI in der zweiten Jahreshälfte 2021 sind, hat der 43-Jährige sein Geschick schon angedeutet. Eine Schanzer Baustelle bleiben Effektivität in der gegnerischen Hälfte und die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Selbst beim 5:0-Derby-Coup gegen den 1. FC Nürnberg ließ der FCI einige hochkarätige Gelegenheiten aus.

In Bremen, wo sich das Team bis auf die schwache Chancenverwertung kaum etwas vorzuwerfen hatte, traf Filip Bilbija mit dem einzigen der 14 Schüsse, der auf das Tor von Werder-Keeper Jiri Pavlenka ging. „Wir hauen in jedem Spiel alles raus, erarbeiten uns Chancen und können Spiele gewinnen“, so der 21-Jährige. Doch so sehenswert sein 1:1 auch war: Zuvor hatte Bilbija zwei Großchancen sträflich liegen gelassen.

Mit dem bisherigen Punkteschnitt unter Rehm (1,14) stünden nach 34 Spielen 39 Punkte zu Buche – und damit der Klassenerhalt. Doch der Rucksack mit den blamablen sieben Punkten aus den ersten 16 Partien wiegt nach wie vor bleischwer. Das weiß auch Rehm, und das Thema Tabelle ist für ihn deshalb keines. Auf Nachfrage unserer Zeitung sagte er: „Ende April können wir gerne auf die Tabelle blicken und schauen, ob wir noch den einen oder anderen schnappen können.“

Damit sich der Blick lohnt, ist der FCI in den ausstehenden Spielen zum Siegen verdammt, jeden Spieltag ein Stück mehr. Eine alte Weisheit besagt, dass erst zum Schluss abgerechnet wird. Wann mit der 2. Bundesliga möglicherweise vorerst wieder Schluss sein wird, haben die Schanzer in der eigenen Hand. Aber die Zeit für eine Aufholjagd drängt gewaltig.

DK



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