Neuburg

Jede Woche werden neue Kunden aufgenommen

Die Nachfrage bei der Neuburger Tafel wächst – Gleichzeitig werden die Lebensmittelspenden derzeit eher weniger

20.02.2022 | Stand 23.09.2023, 2:40 Uhr

Regina Bauch gibt seit fünf Jahren Lebensmittel bei der Neuburger Tafel aus. Foto: Müller-Toùssa

Dass die Spenden derzeit zurückgehen, sei aber zum Teil auch jahreszeitlich bedingt. „Gespendet wird meist sehr viel vor und während der Weihnachtszeit“, sagt die Vereinschefin. Auch wenn aktuell von den Supermärkten weniger kommt, ist sie optimistisch, dass es wieder besser wird. Schlamp pflegt einen guten Kontakt zu einigen Marktleitern, die bereitwillig auf Nachfrage der Tafel bestimmte Waren wie beispielsweise Süßigkeiten für die ganz junge Kundschaft großzügig zukommen lassen. „Wir haben auch viele Kontaktdaten von Privatspendern, die wir das ganze Jahr über anrufen dürfen, wenn wir mal etwas benötigen“, erzählt Philomena Schlamp. Zusammen mit ihrem rein ehrenamtlich arbeitenden Team ist sie dankbar, diese Möglichkeit zu haben.

Besonders benötigt werden nach wie vor leicht verderbliche Lebensmittel wie Milch oder Butter. Auch Gemüse ist momentan eher knapp. „Wir sind trotzdem zufrieden und können unsere lieben Kunden bedienen“, so die Vorsitzende. Am Ausgabetag werden die vorhandenen Lebensmittel so eingeteilt, dass bis nachmittags jeder die gleichen Waren bekommen kann. Aktuell werden von der Neuburger Tafel 300 Haushalte beziehungsweise 600 Kunden versorgt. Die Nachfrage wird immer größer. „Ich nehme jede Woche neue Kunden auf“, berichtet Schlamp.

Ein schneller Blick in die Menschenschlange, die sich kurz nach neun Uhr gebildet hat, zeigt junge Mütter mit Kindern in Kinderwägen, einen jungen Mann im Trainingsanzug, der etwas abseits steht, sowie einige Rentnerinnen und Rentner. Im Innenbereich der Tafel dürfen sich aktuell bei der Lebensmittelausgabe coronabedingt nur drei Personen gleichzeitig aufhalten. Eine Mutter aus Neuburg, die namentlich nicht genannt werden will, erzählt, dass sie froh sei, dass es die Tafel gibt. Dadurch müsse niemand in ihrer fünfköpfigen Familie hungern. Seit Januar komme sie hierher. „Ich merke natürlich deutlich, dass alles teurer geworden ist.“ Vor allem die gestiegenen Lebensmittelpreise machen der vierfachen Mutter zu schaffen. Aber auch die hohen Sprit- und die Strompreise fallen sehr ins Gewicht, so die 45-Jährige. Sie sei lange nicht bereit gewesen, zur Tafel zu gehen, erzählt sie, doch nun gehe es nicht mehr anders. Bei ihrem wöchentlichen Besuch bei der Neuburger Tafel ist ihr aufgefallen, dass es immer mehr Menschen werden, die Bedarf haben.

Eine Rentnerin, die ebenfalls ansteht, berichtet, dass jedes Mal, wenn sie in den Supermarkt geht, wieder einige Grundnahrungsmittel teurer geworden seien. „Es ist wirklich gut, dass wir hier was kriegen“, pflichtet ihr ein anderer Mann in der Schlange bei.

Tafel-Vorsitzende Schlamp kennt ihre Leute und weiß, was in manchen, die zum ersten Mal kommen, vorgeht. Sie erzählt von einer neuen Kundin, die in Tränen ausgebrochen sei. Ihre Tochter habe mit ihr gebrochen, weil sie sich für ihre Mutter schäme. Als Rentnerin sei sie aber auf die Unterstützung durch die Tafel angewiesen. Anders geht Nicole Hofstetter damit um, gespendete Lebensmittel zu beziehen. Die Mutter von zwei Mädchen ist seit September 2020 Kundin bei der Tafel, weil sie als Geringverdienerin in Elternzeit die Unterstützung benötigt. Alle vier Wochen gebe es bei der Tafel sogar alles rund ums Baby, freut sie sich. Überhaupt geht sie ganz offen damit um, zur Tafel zu gehen. „Die Leute sind total nett hier, wie eine Familie. Es braucht sich niemand zu schämen“, findet die 25-jährige Neuburgerin. Sie ist dankbar, dass sie trotz gestiegener Preise bei der Tafel weiterhin alles bekommt, was sie braucht, und das auch noch in einer richtig guten Qualität.

vmt

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