Eichstätt

Eins sein mit der Schöpfung

Naturfotografien von Alfons Hauke und Elisabeth Schmidbauer in der Eichstätter Galerie Bildfläche

19.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

Foto: Dagmar Kusche

Eichstätt (DK) Alfons Hauke nennt es "Tag 1" - sein Lieblingsfoto aus Island, bei dem in seinen Augen "die Schöpfung am Werk war". Nach einem langen Tag des Dauerregens und der Wolken bis zum Boden, nach Stunden des Wartens lag das Motiv plötzlich als Geschenk vor ihm und seiner Frau Elisabeth Schmidbauer: eine atemberaubende Komposition aus Gestein, Wasser, Eis, Bergen und aufgewühltem Himmel mit durchdrängenden Sonnenstrahlen.

Doch dies ist nur eines von vielen beeindruckenden Naturfotografien aus Island, Österreich und Deutschland, die das Ingolstädter Fotografen-Ehepaar bei Galerist Hubert Klotzeck in der Bildfläche in Eichstätt ausstellt.

Es ist nicht nur dieser bewundernswerte Blick für außergewöhnliche Fotomotive, sondern auch für die faszinierenden Naturschönheiten und großen Wunder dieser Welt, die den Besucher wie gebannt vor den Naturfotografien von Alfons Hauke und Elisabeth Schmidbauer ausharren lassen. Die Bilder sprechen für sich - oder besser: schweigen in ihrer Schönheit mit und für uns. Da blickt der Betrachter in die Tiefen eines Nebel umwobenen Wasserfalls, dessen Gischt bei jedem Aufspritzen unnachgiebig die Schneewände am Rand aushöhlt. Da stürzt Gewässer in unzähligen großen und kleinen Kaskaden vom Berg und präsentiert sich in seiner ganzen Kraft und Gewalt. Ein gigantischer Eisblock wird von der Wucht der Wellen Richtung Ufer geschwemmt, umgeben von zahllosen kleineren Eisstücken, die mit ihm auf dem Wasser tanzen. Die ganze Großartigkeit des isländischen Fjordlandes betört den Besucher ebenso wie die Dramatik der "Letzten Reise", in der scheinbar blau glitzernde Eisschollen auf dem Wasser um ihr Überleben zu kämpfen scheinen. Islands Wasserfälle eignen sich ohnehin als wunderbare Motive, doch bei Haukes und Schmidbauers Werken lösen sie eine fast meditative Wirkung aus.

Doch auch der Bayerische Wald und Österreich bergen ungeahnte Naturschönheiten, die es dem Ehepaar festzuhalten gelingt: der gespenstische "Nebelwald" am Lusen mit seinen Fichtenmonokulturen, der "Doppelgipfel" mit einsamer schneebedeckter Bergspitze und Schattenspielen im Bayerischen Wald oder die Faszination Partnachklamm in Österreich mit ihrer geballten Wasserkraft.

Es ist diese harmonisch sich ergänzende Einheit in den Bildern, die gleichzeitig aber stets fesselnde Gegensätze zeigen, die die Fotokünstler, inzwischen auch unter dem Namen "Lightcatchers" bekannt, in ihren Schwarz-Weiß-Aufnahmen präsentieren können. Bereits viermal sind sie gemeinsam nach Island gereist und fotografieren dort auch zusammen. Dabei haben sie den dortigen Winter lieben gelernt, sein Licht, das Eis, die Gletscherwelten und Eishöhlen. Doch nicht immer gibt es "Tag 1" für sie - Motive, die wie ein Überraschungsgeschenk vor ihnen liegen. Die Fotoreisen sind mit Strapazen verbunden: mit Wattstiefeln und -hose entlang der Küste waten, mit schwerem Gepäck durch unwegsame Landschaft wandern, im Auto campen und Schlafmangel in Kauf nehmen, um zur richtigen Nachtzeit das beste Licht einzufangen.

Wichtig ist den beiden Fotografen, dass sie mit ihren modernen Spiegelreflex-Digitalkameras natürlich mit Blende, Zeit und Licht spielen, doch am Computer digital nachbearbeitet werden ihre Fotos nur ganz selten. Bisweilen regulieren sie den Kontrast, die Sättigung oder die Schärfe, doch im Regelfall entstehen ihre Bilder - so wie in der Ausstellung gezeigt - direkt am Aufnahmeort. Die beiden "Lightcatchers" reisen immer gemeinsam und stehen am gleichen Fleck: "Jeder von uns sieht aber meist etwas völlig anderes und interpretiert Motive ganz unterschiedlich", erläutert Alfons Hauke. Doch am Ende sind es "ihre Bilder" - ohne Namen, ausgewählt nach oftmals heftigen Diskussionen zu Hause. Die Ausstellung in Eichstätt trägt den Titel "Die Unvollendete": Denn Hauke und Schmidbauer "sind noch lange nicht fertig".

Galerie Bildfläche, Eichstätt, bis 29. Oktober, Mittwoch und Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 13 Uhr und nach Vereinbarung.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/eins-sein-mit-der-schoepfung-3634009
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