Petersbuch

Ausreichend Platz in der Glockenstube

Die Petersbucher Filialkirche wird für das 300-jährige Kirchenjubiläum im nächsten Jahr saniert

12.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:56 Uhr

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Petersbuch (EK) Die Filialkirche St. Petrus prägt seit 1717 den Dorfmittelpunkt in Petersbuch. Ihre Glocken künden seit Generationen alle freudigen und traurigen Ereignisse, begleiten von der Taufe bis zum Grabe, ein Leben lang. Doch derzeit schweigen sie: Die Kirche wird saniert.

Im Hinblick auf das 2017 bevorstehende Kirchenjubiläum "300 Jahre Kirche St. Petrus € sollte eigentlich nur ein dringend erforderlicher Außenanstrich auf der Renovierungsliste stehen. Bei der Begehung mit dem Diözesanbauamt wurden jedoch umfangreiche Schäden an der Dachstuhlkonstruktion festgestellt. Die darauf erforderliche Befunduntersuchung durch das Ingenieurbüro Wolfrum aus Greding bestätigte den schlechten Zustand der Bausubstanz. Gerade die Traghölzer der Turmdachkonstruktion sind undicht und deshalb stark durch Fäulnis geschädigt. Nach Öffnung der Turmlaterne und Einsicht in den Spitzhelm kamen weitere Schäden zum Vorschein.

Dazu stellte Glockensachverständiger Thomas Winkelbauer den schwach dimensionierten Jochzapfen und dem negativen Anschlagverhalten der Klöppel ein schlechtes Zeugnis aus. Ergänzend dazu bietet sich an, ein elektronisches Regelsystem zu installieren. Das Außengerüst für die anstehenden Dacharbeiten sollte auch gleich genutzt werden, um die bestehende Stahlkonstruktion des Glockenturms durch eine solide Konstruktion aus Eichenholz zu ersetzen.

In der Gesamtbetrachtung liegt die Kostenschätzung bei etwa 350 000 Euro. Neben den zugesicherten Fördergeldern der Diözese, der Gemeinde und des Landkreises versucht die Kirchenverwaltung, noch an weitere Fördertöpfe für ihr Kirchendenkmal zu gelangen. Koordiniert werden die Gewerke vom Architekten Josef Böhm aus Landershofen, der als gebürtiger Petersbucher die Dorfkirche seit seiner Kindheit kennt.

Pfarrer Johannes Trollmann, der die Arbeiten ständig begleitet und federführend die Finanzierung im Auge behält, ist auch bekannt für sein handwerkliches Geschick. "Liebend gerne würde ich den Blaumann überziehen, um als Helfer bei den Arbeiten mit anzupacken", sagte der Geistliche bei der jüngsten Pfarrversammlung. Seit 2. Juli stehen das Gerüst und ein komfortabler Außenaufzug, unerlässlich für den Transport. Kirchenpfleger Peter Böhm erklärt, das sei "eine Erleichterung für die Helfenden aus dem Juradorf, die bereits mit einer hohen Anzahl geleisteter Arbeitsstunden immer zur Stelle waren €.

Ein Großteil der umfangreichen Sanierungsarbeiten fand bereits im Chorturm statt. Geschädigte Holzabschnitte im Turm- und Spitzhelm wurden ersetzt, fehlende Verstrebungen verbessert und geschwächte Querschnitte vom Zimmerer überarbeitet. Eine Sonderbehandlung erfuhr die Turmlaterne, die aus massiver Eiche gefertigt ist. "Eine Stütze war ziemlich verfault, man muss sich wundern, dass diese noch keine Kniebeuge gemacht hat," so der Petersbucher Zimmerermeister Gerhard Lang. Komplett neu konstruiert bekam sie mit den Turmbögen eine Kupferblecheindeckung, die nun den nötigen Schutz bietet. Auch der Kaiserstuhl der Turmhelmspitze wurde statisch repariert und der Turm mit traditionellen roten Biberschwänzen neu eingedeckt.

Ein Blick in das Langhaus versetzt jeden Betrachter zunächst in großes Staunen, auch Stefan Bauer, Kirchenverwaltungsmitglied am Ort. Kapitale Balken mit wuchtigen Dimensionen tragen das Kirchendach. "Wenn wir hier auf dem Gerüst ganz oben am Kirchturm stehen und das Bauwerk betrachten, muss man anerkennen, welche Arbeit die Baumeister vor 300 Jahren geleistet haben - wohlgemerkt ohne all die technischen Hilfsmittel, wie sie heute zur Verfügung stehen," schwärmt Bauer. Trotzdem hat eine statisch unzureichende Hochhängung des Überzuges zur Folge, dass in der unterhalb liegenden Stuckdecke bereits unschöne Risse entstehen. Ebenso führen Traufenschäden, in Form von fehlenden Aussteifungen, zu einer Absenkung der Dachkonstruktion.

Die Malerarbeiten an der Fassade konnten ebenfalls bereits abgeschlossen werden. Kleinere Reparaturen an den Sprossen und Wetterschenkeln der Rundbogenfenster wurden zuvor in handwerklicher Holzausführung nach historischem Vorbild durchgeführt. In Kürze wird wohl das komplette Gerüst abgebaut.

Begleitend zu der Sanierungsmaßnahme bekommen die Petersbucher Glocken ein neues Zuhause. Im Vorfeld wurde in Zusammenarbeit mit Thomas Winkelbauer an einer maßgeschneiderten Glockenstuhlkonstruktion gefeilt: "Grundvoraussetzung für den Austausch des Glockenstuhls in Eiche ist zunächst ausreichend Platz in der Glockenstube," so Zimmerermeister Gerhard Lang. Zunächst mussten die Glocken in das Gebälk oberhalb verlagert werden, dann wurde die stählerne Konstruktion ausgebaut. Über vier Kubikmeter Eichenholz mit passendem Holzfeuchtewert wurden in höchster traditioneller Zimmermannskunst handabgebunden zu einer metallfreien Glockenstuhlkonstruktion, in der über 80 traditionelle Eichenholznägel und hölzerne Spankeile die Verbindungen darstellen, verarbeitet.

"Es ist mir eine große Ehre, als gebürtiger Petersbucher dieses wichtige Gewerk zu schaffen", freut sich der engagierte Handwerksmeister Gerhard Lang, der auch Restaurator ist. Schließlich soll dieses handwerkliche Kunstwerk zusammen mit dem Glockenensemble, bestehend aus der Petersglocke (760 Kilogramm), der Marienglocke (421 Kilogramm) und der dem heiligen Nikolaus von der Flüe geweihten 294 Kilogramm schweren Glocke, den nachfolgenden Generationen noch Hunderte Jahre später den Takt und Rhythmus im kirchlichen Dorfleben vorgeben.

"Hoffentlich ist es mit der Ruhe bald vorbei," lächelt Kirchenpfleger Böhm. Wer weiß, vielleicht erfüllt sich für die Petersbucher bis an Heiligabend dieser Wunsch, und es ertönen die Glocken noch schöner als je zuvor.

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