Seuversholz

Unter erschwerten Bedingungen

Raiffeisen Handels GmbH Seuversholz meldet deutlichen Umsatzrückgang Gewinn leicht gestiegen

09.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:10 Uhr

Auf modernstem Stand präsentiert sich das Raiffeisenlager in Seuversholz - über zwei Drittel der Getreideernte im Raum Eichstätt werden hier gelagert und vermarktet. - Fotos: Auer

Seuversholz (EK) Das zweite Jahr in Folge muss die Raiffeisen Handels GmbH (RHG) Seuversholz einen Umsatzrückgang - um 8,9 Prozent - verbuchen. Grund ist, dass auch 2016 die Getreideernte nicht gut ausfiel und das Mineralölgeschäft im milden Winter schrumpfte. Dennoch: Der Gewinn stieg leicht.

Richard L. Riedmaier, der Vorstandsvorsitzende der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte, sein für den Landhandel zuständiger Vorstandskollege Wolfgang Gebhard und RHG-Geschäftsführer Christian Hufsky legten gestern bei der Jahrespressekonferenz in Seuversholz die aktuellen Zahlen vor. Die RHG erzielte demnach im Jahr 2016 drei Prozent mehr Erlös als im Vorjahr. Eine konkrete Zahl wollte zwar niemand nennen, nur soviel: Der Gewinn liegt im "niedrigen sechsstelligen Bereich". Ein Umsatz von zwölf Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es noch 14 Millionen gewesen, im Spitzenjahr 2013 kam die RHG auf knapp 16 Millionen Umsatz. Im letzten Jahr entfielen 7,6 Millionen Euro auf den Agrarbereich, 4,5 Millionen auf das Segment "Brenn-, Treib- und Schmierstoffe". Leidtragende beim Umsatzrückgang sind dabei nicht so sehr die Verantwortlichen bei Raiffeisen als Händler, sondern die Landwirte der Region. Dokumentieren doch die Zahlen nichts anderes als ihre Einkommensverluste.

Im letzten Sommer war die Getreideernte hierzulande zwar durchschnittlich ausgefallen, es gab aber erhebliche Probleme bei der Qualität. Der nasse Mai hatte Pilzschäden verursacht, viel Getreide konnte lediglich als Viehfutter vermarktet werden oder taugte gar nur noch für die Biogasanlagen. Der Pilzbefall überstieg da teilweise sogar die Skala der Messgeräte. Wolfgang Gebhard meinte dazu: "Weil auch der Milchpreis extrem niedrig ist, hat es die Erzeuger unserer Nahrungsmittel 2016 wieder mal richtig ,erwischt'." Eine positive Wende ist kaum zu erwarten: Der Getreidepreis orientiert sich am Weltmarkt, und da ist die Versorgung derzeit bestens.

Angesichts der widrigen Gesamtumstände ist auch unter den bayerischen Lagerhäusern der Preiskampf spürbar. Die RHG Seuversholz ist, wie Riedmaier sagte, "einer der größeren Agrar- und Mineralölhändler in Oberbayern und damit ein wichtiger und wertvoller Handelspartner für die Landwirte". Verkauft werden Dünger, Saatgut, Pflanzenschutzmittel, Produkte für Haus und Garten und nicht zuletzt an drei Tankstellen in Seuversholz, Walting und Kipfenberg Mineralöl. Sie beschäftigt 15 Mitarbeiter, davon zwölf in Seuversholz und drei in Kipfenberg. Dass in Seuversholz vor drei Jahren über drei Millionen Euro investiert wurden, erweist sich nun im härter werdenden Wettbewerb als entscheidender Standortvorteil: Neue Getreidesilos, neue Abladetechnik und eine neue Düngerhalle wurden damals gebaut. In Seuversholz können jetzt innerhalb von einer einzigen Stunde 330 Tonnen Getreide angenommen und eingelagert werden - das entspricht 30 landwirtschaftlichen Fuhrwerken. In der heißen Erntephase ist Geschwindigkeit für die Bauern ein entscheidender Faktor. Laut Hufsky werden an Spitzentagen 1400 Tonnen Getreide erfasst, die Menge von 56 Sattelzügen. "Da ist schon Power dahinter", sagte Hufsky stolz. Im Altlandkreis Eichstätt dürfte die RHG zwei Drittel bis drei Viertel der gesamten Getreideernte einlagern. Das allermeiste landet in Seuversholz. Ein weiteres Lager in Petersbuch hat ein Volumen von 2500 Tonnen, das Silo in Kipfenberg eine Kapazität von 1400 Tonnen.

Geschäftsführer Hufsky schilderte gestern, dass 2016 auch für seine Mitarbeiter kein leichtes Jahr gewesen sei: Die teils schlechten Qualitäten des Getreides hätten sorgfältig getrennt werden müssen, was viel mehr Arbeit als in einem "normalen" Jahr bedeutet.

Raiffeisen-Vorstandsvorsitzender Riedmaier gab ein klares Bekenntnis zur Handelsgesellschaft, die seit 2004 als GmbH ausgegliedert wurde, ab. Es handle sich bei diesem Geschäftszweig zwar um eine Nische, aber eine wichtige: "Unsere Tochter macht uns viel Freude. Die Handelsgesellschaft ist unser Brückenkopf zu den Landwirten, und wir haben hier in Seuversholz unsere landwirtschaftlichen Wurzeln. Die Bauern honorieren das auch, dass wir zur RHG stehen."

Zu verschenken gibt es allerdings nichts. Vorstand Gebhard stellte klar: "Wir können hier wirtschaftlich vernünftig agieren. Wenn unterm Strich nichts rauskommen würde, würden wir es nicht machen."

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