Wolnzach

Kunst von Mutter Natur

Ausstellung "Holz, großer Meister der Verwandlung" im Haimerlhof

15.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:08 Uhr

Gemeinsam fügen sie zusammen, was zusammen Kunst ergibt, in diesem Fall einen auf einem Ast sitzenden Vogel: Irmi Westermair (von links), Adi Trägler und Petra Hanfler. - Fotos: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Sein Leben ist keine Suche, sondern eher ein Finden. Adi Trägler ist Bauer, Hirte, Philosoph, aber kein Künstler. Und doch stellt er am Wochenende Kunst aus, die Urheberrechte aber überlässt er gerne jemand anderem: "Mutter Natur" und "Holz als großem Meister der Verwandlung".

Am Anfang ist das Erkennen, dann kommt der erste Schritt, der hinausführt aus vielen Zwängen des Alltags. Dann folgen mehrere Schritte, alleine, aber nie einsam, gemeinsam, aber nie einengend. Adi Trägler geht gerne hinaus in die Natur, spürt, riecht, fühlt - und hat begriffen. "Heute bin ich gesund", sagt er, ein bedeutender Satz, kennt man seine Geschichte. Denn der 74-Jährige hat dem Tod schon ein paar Mal ins Auge geschaut, nach einem schweren Unfall, damals, auf seinem Hof in Eschelbach, nach seiner Krebserkrankung. "Grenzerfahrungen" nennt er diese Steine auf seinem Lebensweg heute - und ist dankbar dafür, nicht gestolpert zu sein. Heute weiß er, dass alles so sein musste, sagt er. Denn seine Grenzerfahrungen haben ihm gezeigt: "Alles kommt aus Mutter Natur."

Trägler hat sein konventionelles Leben von Grund auf geändert - und ist zum Kümmerer geworden. Ihm vertrauen Menschen, die ebenfalls auf der Suche sind, die auch Grenzerfahrungen gemacht haben, aber vielleicht noch nicht genau wissen, wohin ihr Weg sie führt. Adi Trägler nimmt sie an der Hand - und mit hinaus auf Wanderungen. "Manchmal reden wir viel, manchmal gar nicht", sagen Irmi Westermair und Petra Hanfler. Manchmal brauche es auch keine Worte, die Erkenntnisse kommen auch so. Und die Funde, denn Adi, Irmi und Petra sind auf ihren Wanderungen zu Sammlern geworden. Knorrige Äste, verwitterte Wurzelstöcke, abgespaltene Baumstücke, die von der Natur geformt wurden, tragen sie von ihren Wanderungen aus dem Juraraum mit nach Hause, haben sich dafür extra einen Holzleseschein ausstellen lassen.

Daheim staunen sie oft nicht schlecht. "Wenn ein Baum geht, dann offenbart er sich", erklärt Trägler. "Es ist faszinierend, was das Holz als großer Meister der Verwandlung uns zeigt." Und genau das entdecken die Sammler Adi, Irmi und Petra gemeinsam in der alten Werkstatt unter den historischen Gewölben des Haimerlhofs in Wolnzach, wo Irmi Westermair aufgewachsen ist. Hier sammeln und horten die Drei ihre Naturschätze und fügen zusammen, was entweder zusammengehört oder zusammen gehören könnte. Eine knorrige Wurzel entpuppt sich so als Urzeitvogel, ein von der Zeit gegerbter Ast sieht - richtig in Szene gesetzt - plötzlich aus wie eine Gans. "Das Ganze braucht das weibliche Auge", setzt Trägler unbedingt auf das Urteil der beiden Frauen. "Alles geht zurück auf die Weiblichkeit", sagt er.

So entstehen im Haimerlhof ganz besondere Kunstwerke, geschaffen von der Natur, zusammengefügt von drei Menschen, die ein Auge dafür haben. Anlässlich des Haimerlhof-Jubiläums - die Renovierung des historischen Gebäudes und der Ausbau zum Hotel jährt sich heuer zum zehnten Mal - organisieren Adi Trägler, Irmi Westermair, Renate Hanfler und ihre Freunde eine Ausstellung, bei der diese ganz besondere Holzkunst in den Räumen des Hotels Haimerlhof in Szene gesetzt wird.

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