Eichstätt

"Die letzte Oppositionspartei im Lande"

AfD-Veranstaltung im Alten Stadttheater geht ohne Zwischenfälle über die Bühne

06.06.2017 | Stand 02.12.2020, 18:00 Uhr

Die beiden Hauptredner der AfD-Veranstaltung am Freitag im Alten Stadttheater: Uwe Junge (links) und Martin Sichert (2. von rechts) zusammen mit AfD-Bundestagskandidatin Christina Wilhelm (rechts) und Jutta Lauber von der AfD Neuburg. - Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Der Stadtsaal wirkte recht leer, gut 70 vorwiegend ältere Interessierte wollten sich am Freitagabend den Vortrag des rheinland-pfälzischen AfD-Landtagsfraktionschefs Uwe Junge und des Nürnberger Direktkandidaten der AfD, Martin Sichert, anhören.

Demonstrationen wie beim vorangegangenen Abend vor zwei Monaten blieben aus.

Wer zur AfD geht, interessiert sich zwar offenbar für deren Politik, beklatscht dabei auch die Redner des Abends - öffentlich gesehen werden und mit der Runde in Verbindung gebracht werden will man dabei nicht: Schon im Vorfeld kamen Bitten, nicht von vorne auf ein Zeitungsfoto genommen zu werden, und während des Fotografierens wanderte dann doch die ein oder andere Hand vor das Gesicht.

Bundestagskandidatin Christina Wilhelm ist mit Besuch und Verlauf des Abends voll zufrieden, wie sie gegenüber unserer Zeitung bekundete. Die 38-Jährige aus Neuburg nahm zum ersten Mal seit ihrer Nominierung an einer Veranstaltung in der Kreisstadt teil, will aber weiterhin präsent sein, wie sie am Rande sagte: etwa auf den Infoständen oder auch den Stammtischen in Denkendorf und Breitenfurt, die einmal im Monat stattfinden.

Die offizielle Pressemitteilung des Kreisverbands, die Montagnacht verteilt wurde, geht einen Schritt weiter mit der Bewertung des Abends: "Die Veranstaltung geriet zum vollen Erfolg." Beide Redner, Sichert wie Junge, versicherten während ihres Vortrags mehrmals, dass sich die AfD für die Grundrechte der Menschen einsetze. "Wir bekennen uns zu den Grundwerten der Aufklärung und zum Grundgesetz", sagte Sichert unter dem Applaus der Zuhörer. "Wir sagen Ja zur Religionsfreiheit, aber Nein zum politischen Islam, Ja zur Gleichberechtigung der Frau, Nein zu Kinderehen." Zuvor hatte Sichert die Themen Frau und Islam aus der Sicht der AfD beleuchtet. Frauen wollten "ein freies selbstbestimmtes Leben, das ist ein Wert unserer Kultur, dafür wollen wir uns weiter einsetzen". Er verteidigte, dass seine Partei nicht fremdenfeindlich sei. Dennoch: "Eine Religion, die verantwortlich ist für Terroranschläge, darf nicht zu unserer Gesellschaft gehören."

Hauptredner Uwe Junge teilte anschließend kräftig aus, schimpfte über "eine unfassbare Ansammlung von Fehlentscheidungen" der Regierung Merkel: die Aussetzung der Wehrpflicht, die "brachiale Umsetzung der unsinnigen Energiewende" (später sagte Junge: "Das Erneuerbare Energiengesetz gehört umgehend abgeschafft."), den Ausstieg aus der Kernenergie. Seehofer bezeichnet der frühere Berufssoldat als denjenigen, der "in Bayern den harten Hund" gebe, aber "in Berlin nur leere Luft" produziere. Merkel warf Junge vor, ständig ihren Amtseid zu brechen: "Sie wendet keinen Schaden von uns ab."

Dagegen wolle man nun aufbegehren: Für ihn, Junge, sei die AfD "die letzte Oppositionspartei im Lande". Der 59-Jährige sieht seine Partei "frei von Ideologien" und "allein dem Wohl des deutschen Volkes" verpflichtet. Mit der AfD sei "der Bürgerwille in 13 Parlamente zurückgekehrt". Man sei eine "Rechtsstaatspartei". Auf diese Aussagen gab es tosenden Applaus.

Die Asylpolitik Merkels bezeichnete Junge als "gigantischen Sozialbetrug am deutschen Volk". Er stelle den Passus des Grundgesetzes nicht in Frage, aber "die wenigsten werden politisch verfolgt". Er setzte nach: "Je mehr wir abschieben, desto weniger müssen wir integrieren." Wer sich, so Junge, an Deutschland "vergreift oder es verscherbeln will, wird mit unserem bitteren Widerstand rechnen müssen".

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