Kelheim

Für mehr gegenseitige Rücksichtnahme

Neue Broschüre des Innenministeriums widmet sich dem Thema Ablenkung im Straßenverkehr Gewinnspiel läuft bis Ende Oktober

09.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Bei der Vorstellung des Gewinnspiels: Bernhard Strauß vom Landratsamt Kelheim (von links), Johann Stocker, Kreissparkassen-Vorstandsvorsitzender Dieter Scholz, Polizeihauptkommissar Gerald Halbritter, Georg Sinzenhauser und Johann Habereder von der Stadt Kelheim und Niklas Neumeyer. - Foto: Schmied

Kelheim (ksm) "Immer voll bei der Sache" lautet das Motto der Broschüre, die das bayerische Staatsministerium des Innern, für Bau und Verkehr im Zuge des Verkehrssicherheitsprogramms "Bayern mobil - sicher ans Ziel" heuer herausgegeben hat. In Kelheim stellten Vertreter der hiesigen Polizeiinspektion, von Landratsamt, Stadt und der Kreissparkasse die Aktion nun vor.

Die Menschen in der Region sollen dabei dafür sensibilisiert werden, wie sehr die Nutzung moderner Kommunikationsmittel während der Teilnahme am Straßenverkehr das Unfallrisiko erhöhen kann.

"Dabei geht es nicht nur um das Handy am Steuer", stellte Polizeihauptkommissar Gerald Halbritter zu Beginn klar. Mediale Ablenkung, sie geht auch von Navigationsgeräten oder von in modernen Autos fest verbauten Tablets aus. "Wir als Polizei fragen uns da schon, ob bei den Autobauern nicht mehr der Sicherheitsaspekt im Vordergrund steht, sondern nur noch eine Vollanbindung ans Netz", sagte er. "Das geht aus unserer Sicht in die völlig falsche Richtung." Umso wichtiger sei es, die gegenseitige Rücksichtnahme aller Verkehrsteilnehmer wieder zu stärken. In der Broschüre wird darum dezidiert auf die unterschätzte Gefahr der Ablenkung eingegangen. Genannt ist neben dem Griff zum Smartphone auch der Griff zur Wasserflasche oder, dass 40 Prozent der Autofahrer Gurt, Sitz und Spiegel erst beim Fahren einrichten. "Außerdem findet man eine Weg-Zeit-Berechnung für den Blindflug", erklärte Halbritter. Der Blindflug ist die Strecke, die ein Fahrer zurücklegt, ohne auf das Verkehrsgeschehen zu achten. Bei einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde legt ein abgelenkter Fahrer rund 15 Meter in einer Sekunde im Blindflug zurück - was fatale Folgen haben kann, weil sich dadurch der Anhalteweg bei einer Notbremsung um eben diese Distanz vergrößert.

Verbunden ist die Broschüre auch heuer mit einem Gewinnspiel. Der Startschuss fiel bereits am 30. April, Einsendeschluss ist am 31. Oktober. "Seit vielen Jahren stellen wir den zweiten Preis", sagte Dieter Scholz, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Kelheim, der die Wichtigkeit der Aktion ebenfalls betonte. Scholz informierte auch über das Preisausschreiben im Vorjahr. Insgesamt 65 580 Menschen haben daran teilgenommen. "Diesmal ist die Resonanz noch etwas zögerlich", erklärte er und verwies darauf, dass man sich auch online den Fragen den stellen kann. "Allerdings ist das Gewinnspiel nur Beiwerk zu diesem wichtigen Thema." Immerhin ist Ablenkung gleich nach Alkohol der größte Risikofaktor beim Autofahren.

Die Vorstellung des Gewinnspiels nutzte Polizeihauptkommissar Halbritter, um auf das Verkehrsunfallaufkommen im ersten Halbjahr 2017 einzugehen. "Es ist eine ziemlich gemischte Bilanz mit Höhen und Tiefen", sagte er. Als Zielsetzung des bayerischen Innenministeriums nannte er die Senkung der Unfallzahlen im Zeitraum von 2011 bis 2020 um 30 Prozent. "Es gibt Rückgänge, die mittlerweile aber stagnieren", erläuterte er. Auch die Kelheimer Polizei verzeichnet in ihrem Zuständigkeitsbereich einen Anstieg der Unfälle von 1060 im ersten Halbjahr 2016 auf 1139. Während im Vergleichszeitraum des Vorjahres drei Menschen ums Leben gekommen waren, sind es laut Halbritter im ersten Halbjahr 2017 zwei Personen gewesen.

Die Erhöhung der Kontrolldichte für Alkoholfahrten um 300 Prozent und um 250 Prozent bei den Geschwindigkeitsmessungen zeige Wirkung, so Halbritter weiter. "Allerdings verzeichnen wir einen Anstieg bei den Unfallfluchten." Die Zahl ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 45 von 163 auf jetzt 208 gestiegen. "Die Moral der Bürger sinkt. 99 Prozent der Unfallverursacher melden den Vorfall nicht bei der Polizei und die Geschädigten bleiben auf ihrem Schaden sitzen", monierte Halbritter.

Georg Sinzenhauser von der Stadt Kelheim sprach in seiner Rolle als Kommandant der Kelheimer Feuerwehr einen weiteren Punkt an: das Verhalten einiger Verkehrsteilnehmer bei der Bildung einer Rettungsgasse. "Manche fangen da das Wenden an, weil sie nicht warten können. Das ist ein Riesenproblem." Dabei sei die Einhaltung der Regelung - auch auf der Landstraße - überlebenswichtig.

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