Ich

Knöllchen für den Krach

10.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Ich bin ja sowas von froh, dass ich meistens gemütlich mit meiner alten Zündapp Z 300 durch die Gegend tuckere. Da kriegt selbst der Oliver Mayer mit seinem voll ausgestatteten Museum in der Lohmühle neidige Augen, wenn der Schlossleutnant mit diesem historischen Zweitakter angetuckert kommt.

Eines ist mir dabei gewiss: Parkplatzprobleme in meiner kleinen Stadt, die mir so idyllisch zu Füßen liegt, habe ich sicher nicht. Denn das Ding passt einfach in jede noch so kleine Lücke rein und ist damit für die Stadt der kleinen Gassen bestens geeignet.

Mittlerweile habe ich noch einen weiteren Vorteil entdeckt: Unsere Damen von der "kommunalen Verkehrsüberwachung" finden einfach keinen Scheibenwischer, unter den sie mir ein Knöllchen klemmen könnten. Dabei müssen die Guten ja schon liefern, weil der Ziegelmeier-Zaggi im Rathaus bei der Rechnung am Jahresende auf null herauskommen möchte (Aufwand minus Einnahmen gleich null). Einen Gewinn will er gar nicht machen, winkt er immer ab. Wozu auch? Wir wüssten in der Stadt ja praktisch gar nicht wohin mit dem Geld, wenn einmal ein paar Cent überbleiben sollten. Sprudelnde Geldeinnahmequellen sind bei uns verpönt.

Viel wichtiger ist, das hat der Zaggi schon vor drei Jahren meinem Leib- und Magenblatt gesagt, dass das (von der Stadt Schrobenhausen beauftragte) Personal "mit der notwendigen Konsequenz, aber auch mit dem nötigen Fingerspitzengefühl" agiert. Was für eine Ansage. Blöd nur, dass in der Stellenausschreibung davon nichts zu lesen war und folglich die Damen wahrscheinlich auch nichts davon wissen. Nur von Flexibilität und selbstständigem Arbeiten war zu lesen. Eines sollte da auf jeden Fall noch mit dabeistehen: Kreativität!

Da stellen beispielsweise die Mitarbeiter unseres städtischen Bauhofs ihren orangefarbenen Kastenwagen am Leonrodplatz neben die Hecke und fangen mit der Nagelschere an, sie schön sauber zu trimmen, am besten noch mit Ohrschutz, wegen himmlischer Ruhe und so. Aber weil die zwei ja hinter der Hecke gebuckelt stehen, sieht man sie nicht. Strafzettel!! Da ist Halteverbot! Auch für städtische Dienstfahrzeuge. Nur, das Knöllchen bringt der Stadt rein gar nichts, wird einfach durchgebucht. Aber gleiches Recht für alle. Weil jedoch die Damen unserer städtischen Verkehrsüberwachung gar so nett sind - Stichwort Flexibilität! - drücken sie bei solchen Fällen gerne mal ein Auge zu. So unter Kollegen. Für das gesparte Geld (30 Euro, der Standardtarif in Eichstätt) könnte man ja gemeinsam Brotzeit machen. Und dann darf man auch im Halteverbot stehen bleiben. Ist ja keiner da, der's aufschreibt.

Pfüat Gott

Ihr Schlossleutnant

Lorenz Krach

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