Neuburg

Eine Oper für Kinder

Simon-Mayr-Chor geht auf 'Wolfsjagd' durch den Kongregationssaal

20.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Spannende Jagd: Oberjäger Berto (Samuel Hasselhorn) und seine aus dem Publikum rekrutierten Jagdgehilfen haben Loredano, Graf von Devonshire (Jaegyeong Jo) und seinen Knappen Gugliemo (Niklas Mallmann) in ihrem Versteck entdeckt und bringen sie zu Herzog Enrico. - Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Es wird spannend im Kongregationssaal, Pardon, im Schloss des Herzogs Enrico, zu dem Moderatorin Michaela Mirlach-Geyer den traditionsreichen Raum für eine Dreiviertelstunde bestimmt. 45 Minuten reichen gut aus, um anhand von Simon Mayrs "Wolfsjagd" zu erklären, wie Oper funktioniert.

Und zwar kindgerecht, wie es das Projekt "Mayr für Kinder" des Vereins Simon-Mayr-Chor & Ensemble vorsieht. Da schleichen sich, noch während Mirlach-Geyer den leider nur knapp 40 Zuschauern erzählt, dass in einer Oper eigentlich fast gar nicht gesprochen und zudem italienisch gesungen werde, zwei als Musikanten zu erkennende Gestalten in den Kongregationssaal, umrunden die Sitzreihen und werden von einem Dienstmädchen entdeckt. Woraufhin Loredano, Graf von Devonshire (Jaegyeong Jo, Tenor) mit einer wunderbar eingängigen Romanze nicht nur für Liebeslieder schwärmende Dienstmädchen, sondern auch das Publikum gleich mit begeistert.

Überhaupt ist die Musikauswahl absolut gelungen. Aus den ohnehin schwungvollen, mitreißenden Melodien der romantischen Opera buffo haben musikalischer Leiter Franz Hauk und Konzertmeisterin Theona Gubba-Chkheidze für die Kinderoper die eingängigsten ausgewählt. Am besten kommen offensichtlich die Chorszenen an, die fröhliches Jagen und Feiern verkünden, während der Wolf, der 101. Wolf nämlich, den Oberjäger Berto noch schießen muss, fröhlich auf dem roten Vorhang herumtourt. Aber auch das Duett des Buffo-Paares Laura (Tina Marie Herbert, Sopran) und Berto (Samuel Hasselhorn, Bariton) reißt mit. Die gesprochenen Passagen fallen dagegen leider etwas ab, da die Darsteller, vor allem Young-Jun Ahn als König Edgar sowie Jaegyeong Jo teilweise Probleme beim Ablesen ihrer Texte haben. Freies Sprechen wäre auch bei konzertanten Aufführungen wünschenswert, zumal für Kinder eine verständliche Handlung wichtig ist. Ins verwirrende Dunkel des Spiels kommt aber bald Licht, nicht zuletzt dank der Moderatorin, die auf das Geheimnis aufmerksam macht, das Herzog Enrico (Markus Schäfer, Tenor) und Malvina (Eun-Hye Choi, Sopran), seine Braut und Tochter des Grafen von Devonshire teilen.

Erstaunlich, wie schnell sich die teils pittoresk überzogenen Verwicklungen entwickeln und wieder lösen lassen, ohne dass das Ensemble angesichts der Kürze der Zeit in Hektik gerät. Es bleibt sogar Zeit, die Kinder mit einzubinden, sei es als Jagdgehilfen, Gefängniswärter oder Festgäste, an die "Rotwein" ausgeschenkt wird. Das kleine, aber feine Orchester aus Concerto-de-Bassus-Mitgliedern unter Leitung von Franz Hauk agiert bestens abgestimmt, begleitet und unterstützt die Sänger ohne sie zu übertönen, was aufgrund der Sitzordnung vor der Bühne sicher nicht ganz einfach ist.

Ein wunderbares Plädoyer für die Oper an sich, Simon Mayrs Musik im Speziellen und ganz besonders dafür, dieses faszinierende Musikgenre dem Nachwuchs schmackhaft zu machen.

 

Am kommenden Sonntag um 19.30 Uhr zeigt der Simon-Mayr-Chor dann die Oper für Erwachsene im Kongregationssaal: "Le due Duchesse".

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