Nürnberg

Im eigenen Leben eine Welle machen

Nürnbergs Ausnahmewellenreiter Sebastian Steudtner startet soziales Projekt - Surfen als therapeutisches Mittel

09.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr
Das Surfen wird bei Camps wie hier in Portugal als therapeutisches Mittel eingesetzt. −Foto: Strauß/Pelke

Nürnberg (HK) Er hat die größte Welle der Welt geritten. Nun kümmert sich Sebastian Steudtner, der Surfstar aus Nürnberg, um benachteiligte Kinder und Jugendliche. Das Surfbrett darf dabei natürlich nicht fehlen.

Wenn einer eine Welle macht, will er meistens nur viel Wind machen. Bei Sebastian Steudtner, dem Ausnahmesurfer aus Nürnberg, ist das anders. Gemeinsam mit seiner älteren Schwester Johanna hat der 32-jährige Weltstar ein Projekt für benachteiligte Jugendliche unter der Überschrift "Wir machen Welle" ins Leben gerufen. Mit dem Verein wollen die Geschwister ausgewählte Jugendliche bei der Verwirklichung ihrer Träume unterstützen. Am 12. Oktober stellt der tollkühne Riesenwellen-Reiter seine Idee im Cinecittà in Nürnberg persönlich vor.

Sich nur mit einem kleinen Brett in große Wellen stürzen. Sebastian Steudtner aus Nürnberg hat gezeigt, wozu junge Menschen mit Mut, Können und Verstand in der Lage sind. "Das Wasser und die Wellen haben mit beigebracht, mutig und fleißig zu sein, an mich zu glauben und für meine Träume zu kämpfen", sagt der Ausnahmesurfer aus Nürnberg über seine atemberaubende Sportkarriere.

Seine Erfahrungen will Steudtner nun an benachteiligte Jugendliche zwischen zwölf und 17 Jahren weitergeben. Besonders traumatisierten Kindern will der fränkische Wellenreiter-Superstar mit seiner Surftherapie helfen. "Unsere Kids erlernen selbstbewusst, mutig und respektvoll ihre Träume zu verfolgen und in ihrem Leben eine ,Welle zu machen'", sagt der 32-jährige Ausnahmekönner aus Nürnberg sicher.

Mit im Boot ist Johanna. Die 16 Monate ältere Schwester hat von Kindesbeinen in der Familie die herausragende Entwicklung der Riesenwellen-Surfers verfolgt. "Wir haben schon als Kinder viel Sport gemacht und sind oft ans Meer mit unseren Eltern verreist", erinnert sich die Schwester an die frühesten Ausflüge ans Wasser. "Wir waren stundenlang im Meer und wollten nie rauskommen." Der kleine Bruder sei schon immer sehr fantasievoll gewesen. Schon immer habe er "sein eigenes Ding" machen wollen. Die Schule sei dagegen nie seine Welt gewesen.

Mit 16 Jahren habe sich das Leben des Bruders nach einem Austauschjahr auf Hawaii dramatisch und für immer verändert. Sebastian geht fortan hauptsächlich Surfen und nur noch nebenbei zur Schule. Auf der amerikanischen Pazifikinsel mit den legendären Monsterwellen lernt Steudtner als Halbstarker seinen Surf-Guru kennen. "Er hat bei Nelson Armitage gelebt und von ihm das Big Wave Surfen gelernt", erinnert sich die Schwester an die entscheidende Zeit im Leben des kleinen Bruders zurück. Mehrere Jahre habe Sebastian auf der Aloha-Archipel gelebt. Seine Leidenschaft habe er sich durch die Arbeit als Pool-Boy beispielsweise finanziert. Der Rest ist nicht nur deutsche Sportgeschichte.

2004 surft Sebastian die erste 20-Meter-Welle auf Hawaii. Weitere Ausrufezeichen auf den Wellen der Weltmeere folgen. Dann folgt der absolute Durchbruch auf der Weltbühne des Extremsports. 2015 gewinnt der Junge aus Nürnberg den "Big Wave Award" für das Bezwingen eines Monsterbrechers an der portugiesischen Atlantikküste. Danach ist Sebastian ein Weltstar. Alle wollen diesen Surfer aus Nürnberg kennenlernen. Die Schwester arbeitet derweil als Entwicklungshelferin in Südamerika.

"Unsere Leben sind unterschiedlich verlaufen. Ich habe studiert und bin dann in die Entwicklungshilfe eingestiegen." Durch Zufälle kreuzen sich wieder die Wege. Sebastian interessiert sich als weltbekannter Sportbotschafter plötzlich ebenfalls für soziale Projekte. Sebastian habe das Potenzial von Sozialprojekten erkannt und darin auch einen Teil seiner eigenen Geschichte wiederentdeckt, erklärt die Schwester. "Wenn es schwierig wurde, hat der Sport ihm immer Halt gegeben."

Im Sommer diesen Jahres ist es dann soweit. Johanna und Sebastian Steudtner gründen den Verein "Wir machen Welle" in Nürnberg. "Bei der Zusammenarbeit ergänzen wir uns gut, auch wenn wir vom Typ ziemlich unterschiedlich sind", freut sich Johanna.

Die Initiative hat den ersten Kurs bereits an der Paul-Moor-Schule in Nürnberg gestartet. Die jungen Teilnehmer bereiten sich auf das Surfcamp und die Herausforderung im Wasser mit Skateboarden und Schwimmen vor. Am 12. Oktober ab 19.30 Uhr stellt der tollkühne Riesenwellenreiter sein Projekt in Nürnberg persönlich vor. Dabei will Steudtner auch darüber sprechen, was es heißt, über 20 Meter hohe Wellen zu surfen.

WIR MACHEN WELLE

Mit 16 Jahren geht Sebastian Steudtner aus Nürnberg nach Hawaii und surft die größten Wellen. 2015 schafft er den Weltrekord im Wellenreiten und surft vor Portugal die größte Welle der Welt. Dafür hat der Nürnberger als erster Europäer überhaupt den "Surf-Oscar" verliehen bekommen.

 

Mit dem Verein "Wir machen Welle" wollen sich Sebastian und Johanna Steudtner um Jugendliche in schwierigen Lebenslagen kümmern. Das Surfen wird dabei als therapeutisches Mittel eingesetzt. Nach einer intensiven Vorbereitungszeit können die Teilnehmer in einem Surfcamp zeigen, was sie gelernt haben. Der erste Kurs hat kürzlich in einem sonderpädagogischen Förderzentrum in Nürnberg begonnen. Die ersten Wellen werden die Jugendlichen in einem Jahr surfen.

 

Am 12. Oktober berichtet Sebastian Steudtner ab 19.30 Uhr in einer Live-Show im Cinecittà in Nürnberg aus seinem aufregenden Leben. Alle Einnahmen aus dem Event gehen an den Nürnberger Verein "Wir machen Welle".

 

Weitere Informationen über das soziale Projekt gibt es im Internet unter www.wirmachenwelle.org.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/im-eigenen-leben-eine-welle-machen-3329181
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