Altmannstein

Goldener Watschenbaum für Donald Trump

Kabarettist Wolfgang Krebs begeistert mit einem Feuerwerk an gelungenen Pointen und Verkleidungen sein Publikum

24.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Wolfgang Krebs als Edmund Stoiber, Horst Seehofer, Meggy Montana und Markus Söderl −Foto: Meyer, Bernhard, Altmannstein-Pondorf

Altmannstein (DK) Keiner will ihn haben, aber Wolfgang Krebs verleiht ihn trotzdem: Die Rede ist vom goldenen Watschenbaum, den der Kabarettist in seinem aktuellen Programm Prominenten verleiht, die den größten Unsinn reden. Am Samstag gastierte er in Altmannstein.

Bereits den 15. Comedy-Abend organisierten die Verantwortlichen des TSV Altmannstein. Thomas Gogl vom TSV bedankte sich bei allen Sponsoren und Helfern. Mit Wolfgang Krebs konnte man wieder eine schillernde Persönlichkeit aus der bayerischen Comedy-Szene engagieren, den "Stern am bayerischen Comedy-Himmel" wie ihn Gogl ankündigte. Nicht nur dass sich Pointe an Pointe reihte und das Publikum lauthals zu Lachen brachte, auch seine blitzschnellen Kostümwechsel und Stimmenimitationen begeisterten das Altmannsteiner Publikum.

Der "Meister der geschliffenen Pointen" hat in den letzten Jahren sein Repertoire deutlich ausgeweitet und verleiht nun 20 verschiedenen Politikern und anderen Charakteren seine Stimme. Auch in Altmannstein mimte Krebs zahlreiche Personen und entlockte ihnen allerlei Unsinn.

"Um sich wie in Jamaika zu fühlen, muss noch viel Gras geraucht werden."

 

 

 

Als Erstes trat Edmund Stoiber auf. Er begrüßte so alles, was kreucht und fleucht - natürlich nicht mit dem richtigen Titel. Bunsenbrennerin Angela Merkl und alle Pfarrer und Pfarrersfrauen waren dem Ex-Ministerpräsidenten ebenso willkommen wie der Bischof des Jahres, alle CSU-Mitglieder und alle Altmannsteinerinnen und Altmannsteiner. Von der Einigung über die Obergrenze für Asylsuchende war Stoiber ganz angetan. Ein "salmonellisches" Urteil wurde seiner Meinung nach gefällt. "Die Obergrenze ist wie die Richtgeschwindigkeit auf Autobahnen. Es gibt zwar eine Grenze, aber alle fahren so schnell sie wollen", beurteilte er den Kompromiss. "Deutschland steht nach der Bundestagswahl nun vor einem Abgrund und dieser heißt Jamaika. Um sich wie in Jamaika zu fühlen, muss aber noch viel Gras geraucht werden", analysierte er die momentanen Koalitionsverhandlungen. Den Ministerpräsidenten Horst "Seevogel", habe er angerufen, um ihm zu sagen, dass der Dobrindt alles falsch macht, was man nur falsch machen kann, sagte er zum Dieselskandal. Die Weltpolitik sehe momentan nicht sehr rosig aus. Mit Putin und Trump haben die Großmächte so ihre Probleme und in Europa ist eine "Schlaftablettenverkäuferin aus der Uckermark" die Hoffnung des Westens.

Auch auf die Geschichte von Altmannstein ging Stoiber näher ein. Nicht die Römer hätten hier den Limes gebaut, die waren nämlich nie da, behauptete er. Vielmehr haben die Altmannsteiner selbst den Schutzwall errichtet, um vor den Römern geschützt zu sein.

Als weitere Person sprach Krebs als der "rhetorische Realitätsoptimierer" Markus Söder zum Publikum. Wann er endlich Ministerpräsident werde, konnte er dem Publikum auch nicht sagen, aber dass er seine Mitstreiter allesamt in die Tasche steckt, davon ist Söder überzeugt. Für den Watschenbaum nominierte er Ilse Aigner und Karl-Theodor zu Guttenberg.

Frei nach Horst Seehofer "Basis ist das Fundament aller Grundlagen" hielt auch der amtierenden Ministerpräsident eine Ansprache. Seehofer wurde in letzter Zeit öfter gefragt, warum er so gut aussehe. Er habe zehn Prozent abgenommen entgegnet er daraufhin. Nicht an Körpergewicht, sondern an Wählerstimmen. Künftig möchte er mehr von der Politik Donald Trumps übernehmen. Eine Regierung mittels Dekreten sei sehr einfach, mutmaßte Seehofer. Drei Vorschläge hat er auch schon parat: Ein Einreisestopp für Preißn, Luftabwehrraketen für die bayerischen Gebirgsschützen und einen Strafzoll auf Autos aus Baden-Württemberg könnte es in absehbarer Zeit geben. Für seine Nachfolge so in 15 bis 20 Jahren solle ein intelligenter, junger Mann gefunden werden. Wenn er dann ausfindig gemacht wurde, soll er sofort rausgeschmissen werden. Für den Watschenbaum nominierte Seehofer Andreas Scheuer. Seehofer macht eigentlich nie das, was die Leute von ihm erwarten. Wenn er Probleme habe, spiele er nicht in Schamhaupten mit der Modelleisenbahn, sondern singe Karaoke. Gleich zum Besten gab er den Hit "Fürstenfeld", selbstverständlich mit abgeändertem Text. In der Version Seehofer hat er den "Söder satt" und will wieder "heim nach Ingolstadt". Das Publikum sang den Refrain fleißig mit.

Der nächste Kandidat auf der Bühne war Wolfgang Krebs als Joachim Herrmann. Man behaupte von ihm, er schaffe es, zehn Zeilen auf eine Stunde zu strecken. Herrmann stellte sich vor als der Politiker mit den zwei Vornamen - der eine ist der Vorname, der andere nicht. Er habe momentan wenig Zeit, führte Herrmann auf. Tagsüber sei er auf Sitzungen "und nachts ist es dunkel". Den Cyberraum habe es vor 30 Jahren noch nicht gegeben, er war noch nicht gebaut. Neue Entwicklungen stellen immer eine besondere Gefahr dar. Hacker aus Russland hätten schon die US-Wahl beeinflusst. Herrmann lässt aktuell einen Impfstoff gegen Computerviren entwickeln.

Krebs selbst kam anschließend unkostümiert auf die Bühne und stellte sich dem Publikum näher vor. Er selbst nominierte Donald Trump.

"Vegetarier ist einindianisches Wort und heißt schlechter Jäger."

 

 

Als Edmund Stoiber blickte Krebs schließlich auf die letzten Tage der CSU. "Was gestern noch heute ist, kann morgen schon von gestern sein." Die Relativitätstheorie von Einstein kann er zwar nicht aussprechen, aber erklären: "Wenn Sie an einem Zug angebunden sind und mit vierfacher Lichtgeschwindigkeit in einen Bahnhof einfahren, ist es beim Verlassen des Bahnhofs genauso spät wie vorher, da in Bayern alle Bahnhofsuhren kaputt sind", war seine unpräzise Auslegung der Theorie. In die Grammatik stieg Stoiber ebenfalls ein. Für die Zukunft benötigt man künftig das Futur drei. "Das ist dann, wenn der Berliner Flughafen fertig ist."

Als Showact trat Krebs als Meggy Montana, der Schlagerstar aus Nesselwang, auf. Sein Arzt habe Montana empfohlen, mehr Sport zu treiben. "Das gibt einem das Gefühl, dass man nackt besser aussieht. Das macht ein Kasten Bier aber auch", fand er eine Ausrede. Auch den Begriff Vegetarier wusste er zu erklären. "Das ist ein indianisches Wort und heißt schlechter Jäger." Dieter Bohlen wurde für den Watschenbaum vorgeschlagen und mit dem neuen Lied "Wenn die Marimba weint in Wernigerode" der Beweis für seine Sangeskunst angetreten. Die Zuschauer sangen und klatschen dabei kräftig mit.

Aus ihrem Urlaub in Bayern erzählte Krebs als die "Pfarrerstochter aus Hamburg", Bundeskanzlerin Angela Merkl. Sehr amüsant findet sie die bayerische Sprache. Von Bayern selbst sehe man allerdings nicht so viel, da davor ja die Berge stehen. Mit Ehemann Joachim und Hund Horst war man in der Oberpfalz. Dort wird das Bier aus Gläsern wie Eimer getrunken, stellte die Kanzlerin fest. Sie nominierte Beatrix von Storch von der AfD für den Watschenbaum.

Zum Schluss fasste Edmund Stoiber die Liste der Nominierungen zusammen und ließ das Publikum über die Verleihung des Watschenbaums per Applaus abstimmen. Donald Trump erhielt demnach den Goldenen Watschenbaum. Rund 80 Mal habe der US-Präsident bisher die Auszeichnung erhalten, so Krebs. Er gehört abgewatscht, lautete das Urteil. Silber ging an die AfD, vor Horst Seehofer, der immerhin noch auf den Bronzerang kam. Krebs bedankte sich am Ende der Veranstaltung für die gute Organisation. Vor allem die Technik habe gut mitgespielt. Als Edmund Stoiber gab er noch Autogramme. Man könne dabei so ziemlich alles vom "erfolgreichsten Ministerpräsidenten aller Zeiten" unterschreiben lassen. Von der Baugenehmigung bis zum Finanzamtsbescheid könne ihm alles vorgelegt werden. Auch das Publikum war angesichts eines Feuerwerks an Pointen und Verkleidungen mit dem Comedy-Abend sehr zufrieden.

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