Erlangen

Bewusst, nachhaltig und fränkisch

Vegetarisches Reisekochbuch von Corinna Brauer und Michael Müller

19.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Corinna Brauer und Michael Müller stellen Gasthöfe vor, die die vegetarische Küche ernst nehmen. −Foto: Pelke

Erlangen (npe) Mit einer besonderen Kochbuch-Reihe über regionale Köstlichkeiten wollen Corinna Brauer und Michael Müller die Franken zum bewussten und nachhaltigen Genießen anspornen.

Jetzt haben sich die Autoren unter dem Titel "Gescheitgut" der vegetarischen Küche angenommen.

 

Franken ist Weltmeister. Hier gibt es gemessen an der Einwohnerzahl die meisten Bäckereien, Brauereien und Metzgereien auf der Welt. Damit dies so bleibt, hat Corinna Brauer die Gscheitgut-Kochbücher ins Leben gerufen. Die Idee hinter der Buchreihe ist so einfach wie genial. Wenn mehr Franken mehr wert auf regionale Produkte legen, können mehr Gasthäuser und Landwirte überleben und die Kulturlandschaft mit seinen Streuobstwiesen und Traditionen erhalten. Jetzt hat sich Brauer in einem neuen Gscheitgut-Kochbuch der vegetarischen Küche in der Fränkische Schweiz angenommen.

"Wir stellen in dem neuen Buch genau 16 Gasthöfe vor, die Vegetarier wirklich erst nehmen", erklärt Corinna Brauer. Dabei gehe es Brauer nicht darum, das Volk der Schäuferle-Liebhaber und Bratwurst-Anbeter vom Fleischkonsum zu kurieren. "Wir erheben keinen Zeigefinger. Wir wollen zeigen, dass sich die Fränkische Schweiz kulinarisch öffnet", sagt Brauer und erinnert daran, dass in Franken früher nur am Sonntag ein Braten auf den Tisch gekommen ist. "Die fränkische Küche kennt unglaublich viele Gemüserezepte und Mehlspeisen. Arme-Leute-Essen wie Käseauflauf, Gangene Klöß, Versoffene Jungfern oder Arme Ritter sind heute ein Genuss", sagt die Herausgeberin der erfolgreichen Kochbuchreihe.

Auch mit ihrem neuen Kochbuch will Brauer die fränkische Genussregion mit ihrer Vielfalt an kleinen Bierkellern, bürgerlichen Wirtshäusern und fleißigen Lebensmittelproduzenten stärken. Neben den Rezeptvorschlägen enthalten die Gscheitgut-Kochbücher deshalb Hintergrundreportagen über regionale Hersteller und Produzenten aus der Fränkischen Schweiz. Ihnen allen will Brauer damit mehr Kundschaft in die Arme treiben. "Diesmal sind wir im fränkischen Käseparadies in Ebermannstadt, wo der in Frankreich leider besser als in Franken bekannte CréMonté-Blauschimmelkäse hergestellt wird. Außerdem zeigen wir, wie ein junger Biogemüsebauer mit dem Anbau der Süßholzwurzel sogar Starköche wie Alexander Herrmann begeistert", erzählt Brauer.

Star des Kochbuches sind freilich die rund 150 Rezepte, die in großen Bildern verführerisch präsentiert werden. Auf den farbigen Fotos wirken Kreationen wie "Gedünsteter Fenchel in Röstzwiebelcreme" von Manfred Kuscher vom "Gwexhaus" wie Kunstwerke. Auch die "Rotkohlsuppe mit Zimt-Grissini" von Marcus Müller vom Landgasthof Lahner in Veilbronn dürfte Genießer von den Socken hauen.

Neben den Zutaten verraten die Köche obendrein Küchengeheimnisse und geben wertvolle Profitipps, damit das Nachkochen gelingt. Selbst versierte Hobbyköche dürften sich allerdings anstrengen müssen, um aufwendige Gerichte wie "Wirsing-Cannelloni" auf Anhieb so schön wie im Hotelgasthof "Alter Brunnen" in Marloffstein hinzubekommen. Von der Waldmeistertorte mit Erdbeeren, dem Linsenbraten mit Spargelgemüse oder Bärlauch-Gnocchi mit getrockneten Sauerkirschen ganz zu schweigen.

Bei den Gscheitgut-Kochbüchern geht es um mehr als den puren Genuss und die reinen Gaumenfreuden. "Wenn die Franken beim Essen gehen weiterhin zu geizig sind, wird die fränkische Wirtshauskultur aussterben", warnt Corinna Brauer und bringt das drohende Horrorszenario auf den Punkt. "Vielen guten Gasthöfen geht es nicht gut in der Fränkischen Schweiz." Wirte kämpfen gegen den Brandschutz, Köchen klagen über den Personalmangel. "Alle sind am Limit." Der Ausweg liegt für Brauer in regionalen Produkten und der damit erhofften Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette. Auf diese Weise würden alle profitieren. Bauern könnten ihre Produkte besser vermarkten. Brauereien könnten mehr Bier verkaufen. Mehr Geld fließt in den Erhalt der Kulturlandschaft. Doch dafür müssten mehr Gäste bereit sein, für gutes Essen aus Franken mehr auf den Tisch zu legen.

Brauer freut sich besonders, dass die Gscheitgut-Gastwirte ihre Idee unterstützen und die vegetarischen Rezepte nicht nur als Gag für das neue Kochbuch kreiert haben. Sogar Brauereigasthöfe hätten mitgemacht. "In diesem Sommer ist das Sellerieschnitzel mit Birnen-Chutney im Brauerei-Gasthof Hartmann in Würgau bei Bamberg laut Aussage der Wirtsleute der Renner gewesen", freut sich Corinna Brauer, die mit Verlagsgründer Michael Müller das neue Gscheitgut-Kochbuch herausgebracht hat. Gelungen ist den Autoren ein Kochbuch, das zum Nachkochen und zum Nachdenken einlädt. Selten haben Appetitanreger mehr Spaß beim Blättern gemacht.

MEHR ALS REZEPTE

Das "Gscheitgut"-Kochbuch des Erlanger Michael Müller Verlags ist ein Band, der mehr als eine reine Rezeptsammlung bieten will.

 

Das Reisekochbuch enthält besondere Hintergrundreportagen zu den typischen Produkten der Region, und die engagierten Gscheitgut-Gastwirte geben wertvolle Profi-Tipps, damit das Nachkochen in jedem Fall gelingt.

 

Mit über 180 saisonalen und regionalen Gerichten von 27 Profiköchen aus renommierten Gasthöfen der Fränkischen Schweiz ist das Buch auch ein kulinarischer Kulturführer.

 

Neben zahlreichen Gasthäusern werden auch viele Lebensmittelproduzenten aus der Region vorgestellt.

 

Im Internet gibt es Infos zu regionalen Gasthäusern, Landwirten und Rezepten unter www.gscheitgut.de. | npe

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