Eichstätt

Missglückte Jungfernfahrt

Schmalspurbahn "Bockerl" sprang 1885 aus den Schienen

02.01.2018 | Stand 02.12.2020, 17:00 Uhr

Das "Bockerl" auf der Strecke bei Wasserzell. ‹ŒArch - foto: Ettle

Eichstätt (je) Die Probleme der Bahn auf ihrer ICE-Schnellstrecke nach Berlin erinnern an die Tücken der Technik, die die Jungfernfahrt der Eichstätter Sekundärbahn "versauten". Damals waren die Königlich Bayerische Eisenbahn und ihre prominenten Gäste betroffen.

Von Beginn an: Auf der Linie von München über Ingolstadt nach Eichstätt-Bahnhof, Treuchtlingen und Nürnberg rollten ab 1870 die Dampflokomotiven und die Passagierwagen. Und zwar an Eichstätt vorbei. Das ließ Bürgermeister Georg Fehlner und dem Magistrat keine Ruhe. Eingabe um Eingabe ging nach München ab, bis endlich König Ludwig II. die Baugenehmigung für einen Zubringer unterschrieb. Die Strecke war 5,17 Kilometer lang, die Fahrtzeit mit dem "Bockerl" vom Hauptbahnhof zur Stadt 25 Minuten. Am 1. September 1885 war die Jungfernfahrt der Schmalspurbahn, liebevoll "das Bockerl" genannt.

Was Rang und Namen hatte, fuhr mit und der geschmückten Zug, der damals noch bei Wasserzell um den Schneckenberg herumdampfte, kam unter Böllerschüssen und Hurrarufen "einer Menge Volkes" ohne Pannen an, heißt es im Bericht des EICHSTÄTTER KURIER. Die Stadt war an die weite Welt angebunden. Der Kondukteur pfiff, der Lokführer auch und ab ging es Richtung Stadt. Aber die Fahrt war bald zu Ende, denn bei Wasserzell lag ein Stein auf der Schiene und von den drei Waggons entgleisten zwei.

Während die Lokomotive und der erste Wagen nach Eichstätt zuckelten, mussten die Gäste der anderen Waggons aussteigen und wohl unter Lachen und Witzereißen per Pedes der Stadt zustreben. Am zweiten Betriebstag gab es das gleiche Malheur. Wegen falscher Beladung entgleiste der Zug zwischen Hofmühl und Schlagbrücke schon wieder. Doch bald begann die blühende Zeit der "Eichstätter Tramwaybahn", wie sie auch bezeichnet wurde.

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