Eichstätt

Exkursion zum Eichstätter Wein

Zwischen Buchtal und Almosmühle kann man noch Spuren des Anbaus entdecken

14.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Der "Berg des Bischofs", der "Kühtalberg" (oben), war als steiler Südhang ideal für den Weinbau. Zum ehemaligen Rebland von Landershofen ging es für die Exkursionsteilnehmer durch dichtes Gestrüpp. - Fotos: Bauer

Eichstätt (EK) Überraschende Entdeckungen rund um Eichstätt: Bei einer Weinbauexkursion des Bundes Naturschutz führte Konrad Tyrakowski die Teilnehmer zu ehemaligen Weingärten aus der Zeit von 1200 bis 1600, die heute zum Großteil von Gestrüpp und Bäumen überwachsen sind.

Tyrakowski, ein Fachmann, der sich viel und intensiv mit dem Weinanbau in der Eichstätter Gegend befasst hat, bot bei der Exkursion einen fachmännischen Blick auf die Reblandrelikte längst vergangener Zeiten. Er zeigte an fünf Stationen von Eichstätt bis Inching die Überbleibsel der Terrassenbauten und Kanten.

Erste Station war das Seidl-kreuz. Der Blick ging zunächst zum daneben liegenden Buchtalhang. Wegen seiner Nord-Süd-Ausrichtung wird er für den Weinanbau etwas schattig gewesen sein - aber im 12. und 13. Jahrhundert waren die Qualitätsansprüche nicht sehr hoch. Deutlich besser für die Anlage eines Weinberges muss mit seinem steilen Südhang der untere "Galgenberg" gewesen sein. Dann marschierten die Männer und Frauen den steilen "Gugelberc" hinunter. Dieser dürfte sich noch besser als Rebland angeboten haben, denn er ist nach Süden und Südwesten ausgerichtet und bot dazu eine große Fläche.

Das Buchtal, der Galgenberg und der Kugelberg waren als Besitz fest in klerikalen Händen. Den Wein werden wohl die Bediensteten getrunken haben, vermutet Tyrakowski: "Dass von den Klerikern im Mittelalter dieser Wein getrunken wurde, ist unwahrscheinlich. Denn Wein vom Main, Rhein und aus den Südalpen war nach der Geschichtsschreibung weit begehrter." Während ihres Marsches den Kugelberg hinunter stieß die Gruppe auf einen aktuellen Weingarten mit einem denkmalgeschützten kleinen Gebäude aus dem Jahr 1777. Tyrakowski erklärte: "Ein Domherr hat sich hier am Ende der Weinbauepoche ein Rekreationshaus als Wochenendvilla oder als herrschaftliche Gartenlaube auf ehemaligem Weingartengrund erbaut."

Um zur zweiten Station zu kommen, musste die Gruppe von der Kipfenberger Straße aus den "Kühtalberg", den "Berg des Bischofs", erklimmen. Ganz schön steil, also ein idealer Südhang für den Weinanbau, so Tyrakowski. Das Gelände ist durch die Aufteilung des kirchlichen Landes nach der Säkularisation zu einer Doppelreihe von Gartenparzellen geworden. Von oben schweiften die Blicke der Exkursionsteilnehmer in südwestlicher Richtung zum gegenüberliegenden Nordhang. Dort wurde nach den Ausführungen von Tyrakowski Hopfen angebaut.

Die dritte Station lag nördlich von Landershofen: Vorbei an der Siedlungsstraße "Am Weinberg" ging es hoch zum ehemaligen Rebland. Es ist ein 503 Meter hoher, mit einer Kuppe überhöhter Hang mit der Flurbezeichnung Weinberg, der leicht abfallend nach Südosten ausgerichtet ist. Heute präsentiert sich der ehemalige Weingarten als Gestrüpp zwischen Bäumen. Die Teilnehmer mussten sich durch den Bewuchs arbeiten, um den Weinberg zu erobern. Sie konnten aber noch alte Weinbergsterrassen und -kanten erkennen. In der Nähe führte einst die Weinstraße von Regensburg nach Weißenburg vorbei.

Oberhalb von Pfünz traf sich die Gruppe auf der Schimmelleite. Dort sind noch deutliche Terrassenbauten zu sehen, heute mit Weißdorn und Wacholder bewachsen. Die Besitzer könnten die Pfarrer von Pfünz gewesen sein. Ein möglicher Hinweis auf den Weinanbau ist das Pfünzer Kirchenbild "Christus in der Kelter" aus dem Jahr 1598.

Zu guter Letzt erkundete die Exkursion die große historische Weingartenanlage bei der Almosmühle von Inching. Hier finden sich noch mehrere Terrassenkanten und -böschungen. Es gebe einen Zusammenhang zwischen dem Betreiber dieses Weinbergs und dem Ort Inching, erklärte Tyrakowski: "Zur Zeit des fürstbischöflichen Hochstifts waren elf Familien Lehensnehmer von Eichstätter Domherren, zwei Familien waren Untertanen des Bischofs."

Die Phase der Weinkultur im Altmühltal endete mit der Verschlechterung des Klimas in der sogenannten "Kleinen Eiszeit" zwischen dem Ende des 15. und dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Außerdem dürften auch die Folgen des Dreißigjährigen Krieges eine Rolle gespielt haben.

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