Beilngries

"Dazu brauche ich weder Nagel noch Leim"

Rechenmacher Lorenz Gruber stellt bei Gartentagen längst vergessenes Handwerk vor

21.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:22 Uhr
Ein Meister seines Fachsist Rechenmacher Lorenz Gruber. −Foto: Foto: Nusko

Beilngries (nur) Neben vielen Angeboten für Personen mit dem grünen Daumen hat es bei den Gartentagen auch heuer wieder etwas Besonderes gegeben.

Der 81-jährige Lorenz Gruber aus Hebertsfelden im Landkreis Rottal-Inn zeigte vielen interessierten Besuchern, wie man in Handarbeit Rechen aus Holz anfertigt.

"So etwas gibt es eigentlich gar nicht mehr", erzählt der Rechen- und Korbmacher. Schon längst werden die vor allem von Landwirten und Gärtnern benutzten Rechen, sofern sie überhaupt noch aus Holz sind, fast ausschließlich maschinell produziert. Das ermögliche einen Verkaufspreis, den Gruber nicht bieten kann. "Für einen Rechen brauche ich etwa einen halben Tag. Je nach Breite verlange ich dafür mindestens 26 Euro. Von dem Stundenlohn kann keiner mehr leben", rechnet der Handwerker alter Schule vor.

Gruber sieht seine Tätigkeit als Rechenmacher, die auch schon sein Vater und der Großvater ausübten, nur noch als Hobby. Das macht ihm allerdings nach wie vor viel Freude. Außerdem stellte der rüstige Rentner ein zunehmendes Interesse an diesem alten Handwerk fest. "Ich werde immer wieder zu Veranstaltungen eingeladen", berichtet Gruber. Dies gelte auch für die Gartentage in Beilngries. Vor Ort ist der Niederbayer dann in seinem Element.

Mit großer Begeisterung geht Gruber ans Werk und erläutert jeden Arbeitsschritt. Außerdem präsentiert er stolz eine Reihe von Werkzeugen, die speziell für diese Tätigkeit bestimmt und schon längst nicht mehr zu erhalten sind. Der interessierte Beobachter erfährt zunächst, dass die Rechen aus dreierlei Holz anfertigt werden.

Für den Stiel verwendetet der versierte Handwerker entweder Fichten- oder Lindenholz. "Die alten Bauern wollten alle Lindenholz. Es wird mit der Zeit immer feiner. Dagegen kann man sich bei der Fichte schon einmal einen Spieß einziehen", weiß der Fachmann. Den sogenannten Querbalken erstellt Gruber aus dem Holz der Rotbuche. Im Gegensatz zur industriellen Fertigung spaltet der Rechenmacher die Teile, anstatt sie einfach auszuschneiden. "Da sieht man sofort, wie das Stück beschaffen ist. Beim Schneiden fallen Mängel nicht sofort auf", weiß der 81-Jährige.

Detailliert erläutert Gruber außerdem, warum er für die Zähne seiner Rechen ausschließlich Holz von Haselnussbäumen verwendet. "Das ist langfaserig und deshalb sehr zäh und elastisch. Dagegen brechen Zähne aus Rotbuche schneller", ist zu erfahren. Auch beim Einbringen der Zähne in den Querbalken setzt Gruber auf eine bewährte Methoden aus früheren Zeiten. "Sie kommen in warmes Wasser. Das Holz weicht auf und kann in die vorgebohrten Löcher gepresst werden. Deshalb brauche ich weder einen Nagel noch Leim", schildert der Rechenmacher seine Vorgehensweise.

Pro Jahr fertigt Gruber bis zu 300 Exemplare an. "Das hält mich jung", sagte er und berichtet von großer Nachfrage. "Die Rechen gehen alle weg, ich kann gar nicht viel genug arbeiten", freut er sich über die große Nachfrage. Am nächsten Wochenende ist der Korbmacher wieder auf Tour. Dann zeigt er in Seligenstadt in Hessen, was er von den Vorfahren gelernt hat.

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/dazu-brauche-ich-weder-nagel-noch-leim-3139129
© 2024 Donaukurier.de