Pfaffenhofen

Ein gutes Jahr für unsere Störche

Im Landkreis Pfaffenhofen gibt es heuer 13 Jungtiere - LBV hat fünf Exemplare mit Sendern versehen

18.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:49 Uhr
Dank des Senders auf seinem Rücken können Bürger die Bewegungen dieses Storches genau verfolgen ? im August wird er sich wohl mit seinen Artgenossen auf den Weg ins Winterquartier machen. −Foto: Bornemann

Pfaffenhofen (PK) Wohin fliegen unsere Störche? Das können Interessierte in Zukunft wieder ganz genau verfolgen. Denn am Wochenende hat der Landesbund für Vogelschutz (LBV) fünf Jungstörche im Landkreis Pfaffenhofen mit Sendern ausgestattet.

Insgesamt gibt es heuer 13 Jungtiere. Für die Beringung und Besenderung mussten die LBV-Experten die jungen Tiere auf ihren Horsten besuchen. Kein leichtes Unterfangen.

Die Störche auf dem Kamin am Pfaffenhofener Schyren-Gymnasium sind die ersten, die unerwarteten Besuch bekommen. Mit Hilfe der Hebebühne von Martin Rieder fährt LBV-Fachmann Clemens Krafft hinauf zum Horst. Die Jungstörche sind schon gut und weit entwickelt - deshalb ist es nun besonders spannend. Werden sie sich aus Angst zusammenkauern oder gar den Versuch machen, weg zu fliegen. "Wenn die Störche sich nicht hinlegen, dann brechen wir an der Stelle sofort ab" erklärt Krafft vorab. Die Gesundheit der Tiere stehe an erster Stelle. Denn wenn sich Jungtiere vom Horst stürzen, ohne wirklich schon fliegen zu können, besteht eine erhebliche Verletzungsgefahr. Doch der Fachmann hat Glück: Die drei Jungtiere machen sich klein und können deshalb im Nest beringt werden. Krafft wählt die beiden kräftigeren Tiere aus und bringt sie in einem großen Karton zur Erde, wo sie von Wolfgang Fiedler vom Max-Plank-Institut für Ornithologie in Radolfzell in Empfang genommen werden. Der Fachmann hat in den letzten Jahren rund 100 Störche besendert. Mit gekonnten Griffen stattet er nun auch die beiden Jungtiere mit dem Sender aus. Dieser wiegt rund 70 Gramm und wird den Tieren wie ein Rucksack auf den Rücken geschnallt. Die rund 40 Tage alten Tiere werden gewogen - vier Kilogramm und 3,6 Kilogramm - ihre Schnäbel und Beinknochen werden vermessen. Außerdem rupft der Fachmann ihnen eine Feder aus - die braucht man nämlich zur genetischen Bestimmung des Geschlechts. Am Ende werden sie wieder sicher in ihren Horst zurückgebracht.

Nächste Station ist Hohenwart. Hier brüten die Störche im zweiten Jahr auf einem Funkmast der Telekom. Dieser musste extra für die Beringungsaktion vorübergehend abgeschaltet werden. Auch in Hohenwart sitzen drei Jungtiere auf dem Nest, von denen eines mit einem Sender versehen wurde. Spontan kommen einige interessierte Anlieger, die sich die Aktion rund um ihren Storch nicht entgehen lassen wollen. Auch Kinder sind dabei, sie dürfen den besenderten Jungstorch streicheln.

In Pörnbach ist die Storchenaktion traditionsgemäß ein Spektakel. Eine größere Gruppe wartet bereits, unter ihnen Pörnbachs Bürgermeister Helmut Bergwinkel. "Wir freuen uns besonders, dass von den besenderten Jungstörchen aus den Vorjahren, die bis heute Daten liefern, zwei aus dem Pörnbacher Horst stammen", so Bergwinkel. Die Pörnbacher Horstbetreuerin Carmen Piotrowski nutzt die Gelegenheit, mit der Hebebühne hinauf zu dem Nest zu gelangen. Da der Pörnbacher Horst mit einer Storchenkamera ausgerüstet ist, war schon vorher sicher, dass sich drei Jungtiere im Nest befinden. Auch hier erhält eines der Tiere einen Sender.

Spannend wird es dann in Baar Ebenhausen, wo die Störche auf dem Rathaus brüten. Wie viele Jungtiere befinden sich wohl im Nest? Oben in Horst gibt es dann die Antwort: Dort liegt ein einzelnes Jungtier, welches wohl das Jüngste im Landkreis ist. Denn im Vergleich mit den anderen Jungstörchen ist es noch nicht so weit entwickelt. stellen die Experten fest. Gerade am Hals hat es noch ein flauschig weiches Daunenkleid und auch bei der Schnabellänge liegt es noch zurück. Dafür hat es mit drei Kilogramm schon ein stattliches Gewicht. Auch diese Jungtier wird nicht nur beringt, sondern auch besendert.

Letzte Station sind die Störche in Reichertshofen, wo auch nur ein einzelnes Jungtier im Nest sitzt. Bürgermeister Michael Franken fährt mit der Hebebühne mit und verschafft sich nicht nur einen Überblick über den Storchenhorst, sondern bewundert auch seine Gemeinde aus luftiger Höhe. Die beiden Jungstörche in Geisenfeld können in diesem Jahr nicht beringt werden, da sie schon zu weit entwickelt sind. Bei ihnen besteht eine hohe Gefahr, dass sie sich unkontrolliert aus dem Nest stürzen. Der Grund für ihre fortgeschrittene Entwicklung: Da die Geisenfelder Störche im Winter nicht mehr in den Süden fliegen, konnten sie schon früher als die übrigen Störche mit dem Brutgeschäft beginnen.

Mithilfe der Sender an den fünf Jungtieren aus dem Landkreis Pfaffenhofen kann man in Zukunft die ersten Flugversuche, die Bewegungen rund um die Heimatgemeinden und später auch den Zug in den Süden in die Überwinterungsgebiete nachvollziehen. "Wir suchen auch in diesem Jahr noch Sponsoren für unsere Sender" so Hans Leppelsack von der LBV-Kreisgruppe Pfaffenhofen. Denn die Sender sind teuer. Wie auch schon in den vergangenen Jahren dürfen mögliche Sponsoren den besenderten Störchen einen Namen geben. Mit diesem Namen werden die Störche bei der international zugänglichen Datenbank für Tierbewegungen Movebank eingetragen, wo die Daten verarbeitet und über die App Animaltracker für interessierte Nutzer zur Verfügung gestellt werden. Von jedem besenderten Storch werden hier die Flugbewegungen in Karten angezeigt.

Spätestens Mitte August machen sich die Jungstörche auf den Weg in den sonnigen Süden und dann kann man ihnen mit Hilfe der App zuschauen, wie sie den weiten Weg ins Winterquartier meistern.

Dorothee Bornemann

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/ein-gutes-jahr-fuer-unsere-stoerche-3074914
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