Ingolstadt

"Wir gehen nicht zur Tagesordnung über"

Nach dem Raffineriebrand: Stadt will vorsorglich ihre Notfallmaßnahmen auf den Prüfstand stellen

04.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:59 Uhr
Löscheinsatz auf dem Vohburger Bayernoil-Gelände: In Ingolstadt hielten sich dafür 120 Feuerwehrmänner bereit, wurden aber nicht mehr angefordert. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Stadt Ingolstadt wird nach dem Raffinerieunglück in Vohburg ihr Maßnahmenpaket für lokale oder regionale Katastrophenfälle überprü fen und gegebenenfalls anpassen. Auch wenn die Explosion bei Bayernoil praktisch keine Auswirkungen auf das Stadtgebiet gehabt habe, werde alles nochmals auf den Prüfstand gestellt, erklärte Bürgermeister Albert Wittmann gestern vor der Presse.

"Wir gehen jetzt nicht zur Tagesordnung über", sagte Wittmann bei der wöchentlichen Pressekonferenz der Verwaltung. Der Bürgermeister leitet seit Jahren die städtische Kommission für den Katastrophenschutz. Diese soll laut Wittmann zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, sobald eine handfeste Analyse des Unfallhergangs und der derzeit noch nicht aufgeklärten Ursachen auf dem Vohburger Raffineriegelände vorliegt.

Wie berichtet, geht die Polizei von möglicherweise wochenlangen Untersuchungen am Explosionsort aus. Bis hier ein Ergebnis vorliegt, verbieten sich laut Albert Wittmann auch voreilige Schritte der hiesigen Katastrophenschützer: "Wir wollen nicht ins Spekulative geraten." Klar aber sei, so der Bürgermeister, dass zu den geplanten Erörterungen auch Vertreter der Köschinger Gunvor-Raffinerie eingeladen würden. Diese Anlage liegt bekanntlich wesentlich näher an den Ingolstädter Siedlungsgebieten als die jetzt betroffene Bayernoil, teilweise ja sogar auf Ingolstädter Grund.

Unmittelbar nach der Explosion in Vohburg am frühen Samstagmorgen habe die Alarmierungskette innerhalb der Stadtverwaltung sehr gut funktioniert, betonte Wittmann. Oberbürgermeister Christian Lösel und er selbst und auch Ordnungsreferent Dirk Müller seien unmittelbar ins Bild gesetzt worden. Die Berufsfeuerwehr und auch etliche Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren (insgesamt rund 120 Mann) hätten sich sofort zum Eingreifen bei den Nachbarn im Landkreis Pfaffenhofen bereitgehalten, seien von der dortigen Einsatzleitung aber nicht angefordert worden. Die Situation sei jedenfalls in Ingolstadt schnell und sehr professionell angegangen worden, so der Bürgermeister, der auch allen Einsatzkräften im Nachbarlandkreis seinen Dank für ihre Leistung sagte.

Die Ingolstädter könnten sicher sein, in einem das Stadtgebiet betreffenden Katastrophenfall schnellstens auf etwaige Gefahren hingewiesen zu werden, so Wittmann weiter. Erste Säule sei hier ein stadtweiter Sirenenalarm (einminütiger auf- und abschwellender Dauerton), der die Bevölkerung zum Einschalten der Radios bringen solle. Hier sei die sicherste Adresse für schnelle Durchsagen der Lokalsender Radio IN, auf den die Stadt im Notfall unmittelbaren Zugriff habe. Als dritter Alarmierungsweg seien zusätzliche Lautsprecherdurchsagen über Polizei und Feuerwehr in den Ingolstädter Stadtvierteln möglich.

Das Vohburger Unglück mache die Notwendigkeit des vorbeugenden Katastrophenschutzes und von Strukturen für schlagkräftige, schnelle Maßnahmen deutlich, so Albert Wittmann. Der Bürgermeister: "Das war mit das Schlimmste, was in unserer Region in den letzten Jahrzehnten, eigentlich seit Kriegsende, passiert ist."

Bernd Heimerl

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